Lieber Andi,
danke für deine ausführlichen Erklärungen
Ich stimme dir da teilweise zu. Ich sehe es aber nicht so, dass es überall in den gesellschaftlichen pädagogischen Institutionen nur um Gleichmacherei und Unterdrückung persönlicher Neigungen geht. Es werden zwar allgemeingültige Anforderungen gestellt, aber doch ebenso auch hingesehen, wie man Menschen (bzw. Kinder) individuell unterstützen und fördern kann, mit ihren ganz persönlichen Interessen und Begabungen.
Ich denke also, es wird beides gemacht, und vielleicht das letztere hier und dort zu wenig. Es geht darum, eine Balance zu finden zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und persönlichen Bedürfnissen, und das ist immer eine Herausforderung, die oft nicht zufriedenstellend bewerkstelligt wird.
Aber klar, wenn du bspw. von Werbung sprichst: Werbung ist natürlich ausschließlich auf Manipulation aus, da stimme ich dir vollkommen zu.
Andi hat geschrieben:
> Ich schaue was bereits in dem Menschen, der vor mir ist, drin ist;
> schaue genau was an Gutem (Begabungen, Talenten, Fähigkeiten, Wünschen etc.)
> vorhanden ist und entdecke das gemeinsam mit dem Menschen in ihm -
> also zuerst eine Entdeckungsreise ins tiefe ICH meines Gegenübers.
> Dann schauen wir, was daran hindert,
> dass das Gute (z.B. die Wünsche und Träume) nicht wachsen kann -
> und räumen den Schutt, die Karies, die Hindernisse aus dem Weg.
> [u]Es geht also nicht darum neue Menschen zu formen,
> sondern das was der Mensch eigentlich schon ist, freizulegen
> und zur vollen Entfaltung zu begleiten.[/u]
> Schutt und Karies und Hindernisse wegräumen tut manchmal weh
>
> Ich tue also nichts anderes als ein guter Gärtner -
> lege das Samenkorn für einen Gummibaum nicht in einen Sandboden
> sondern in feuchte Erde, den Samen für einen Kaktus aber in trockenen Sand,
> den Apfelbaum in gute Erde
> und das Gänseblümchen an den Ort wo es wachsen und blühen kann.
> Und das ist das nächste Geheimnis:
> Nämlich dass nicht Alle ein Apfelbaum sein müssen,
> sondern mit Stolz Gänseblümchen sein dürfen bei mir.
Das klingt doch schonmal nach einer sehr guten psychologischen Begleitung, Hut ab, allerdings mit Einschränkungen:
Ich halte das nur dann für hilfreich und gut, wenn die Leute, die zu dir kommen, das freiwillig machen, diese Arbeit an der eigenen Persönlichkeit.
> Wenn also nun Jemand zu mir kommt und meint er sei schon fertig
> mit seinem Wachstum, weil er als Kürbis schon 10cm Durchmesser habe,
> dann lache ich und sage:
> "Komm, lass Dich düngen, dann wirst Du sehen wie groß Du werden kannst !"
> [i][size=90](Anmerk.: Bei Spencer sind 10cm Länge das Maximum) [/size][/i]
>
> Das meine ich mit:
> "Jede(r) darf so kommen wie er/sie ist, aber bitte nicht so bleiben !"
> Alles ist möglich
> - nur nicht Stillstand (sei es aus Bequemlichkeit oder Hochmut) -
> denn Stillstand ist vorgezogenes Sterben auf Raten.
> Aber das willst Du ja auch nicht -
> sonst wärest Du ja nicht auf der Suche nach alternativen Lebensmöglichkeiten.
Dies widerspricht meinen Vorstellungen. Warum darf man nicht so bleiben? Warum soll man nicht aus Bequemlichkeit auf seinem Level bleiben? Ich will dir mal meinen Standpunkt dazu erklären:
Ich bin bestrebt, neue Möglichkeiten und Ideen zu suchen, mich in die passenden Rahmenbedingungen einzufügen. Ich muss erstmal sehen: Was kann ich schon, was will ich lernen, und unter welchen äußeren Bedingungen kann ich meine Vorhaben verwirklichen - wie komme ich dahin? Wenn ich das tue, dann bringe ich mich nach vorne, dann wachse ich in dem Sinne, wie du es dir vorstellst, wobei das aber nicht mit Arbeit an der Persönlichkeit verbunden sein muss - nur dann, wenn die Ursachen für das Nicht-weiterkommen wirklich ungünstige psychische Zustände sind.
Wenn ich aber irgendwann in näherer oder fernerer Zukunft das erreicht habe, was ich erreichen wollte und ich damit zufrieden bin - warum soll ich dann unbedingt noch mehr (das Maximale) aus mir herausholen?
Du bringst ein Beispiel mit einem gewissen Spencer: Deine Beschreibung deutet darauf hin, dass er mit 10 cm zufrieden ist und keinen Grund sieht, größer zu werden - was ist falsch daran (jetzt so bequem zu sein)?
Love and peace,
Pumuckl