.
Wir hatten hier im Forum das Thema: "Von was steigen Aussteiger eigentlich aus ?"
Ich hatte dort auf Seite 3 zwei meiner ersten Beiträge hier im Forum geschrieben.
Der TE Moon hat aber die Überschrift und alle seine Beiträge
knapp zwei Jahre später, also vor kurzem, gelöscht.
79428100nx63163/kommunenleben-und-gemeinschaft-f55/-t2829-s30.html28.12.2016
Andi hat geschrieben:
Habe nun als Neuer hier im Forum ein bisschen rumgelesen und fand schon am Anfang die Fragestellung dieses Themas "Von WAS steigen "Aussteiger" eigentlich aus?" sehr spannend.
Ich versuche ein paar Gedankensplitter von mir zu formulieren:
Ich dachte immer, Aussteiger, oder Leute die sich mit diesem Thema beschäftigen, hätten irgendwie mehr vom Leben und Umgang miteinander begriffen und man könne dies an dem was sie von sich geben bzw. schreiben, merken; das wurde beim Lesen hier nicht unbedingt bestätigt. Haben nicht die Eremiten, die Aussiedler im Wald, die hinter dem Berg wohnenden Weisen usw., den Ruf mehr vom Leben zu verstehen, Geheimnisse zu kennen und eine listige Weisheit zu besitzen ?
Naja, dass Aussteiger auch oft Kaputte sind, Gestrandete die zur letzten Ehrenrettung sich den Orden des Aussteigers anheften, oder einfach Ohnmächtige im Netz des übermächtigen Systems sind, habe ich erst lernen müssen und dabei erschreckend festgestellt dass ich mich hier durchaus einordnen kann.
Jedenfalls bedeutet echtes Aussteigen wohl mehr als die Entbehrung materieller Annehmlichkeiten oder einfach einen Ortswechsel in abgelegene Gegenden.
Vielleicht sind Aussteiger auch Umsteiger (wie ich hier im Forum auch schon gelesen habe)
oder noch besser Einsteiger.
Wenn ich mich selbst einschätze, bin ich weniger ein Aussteiger -
bin vielleicht ausgestiegen aus der Prioritätenliste der Welt (weil ich dabei eh dauernd durchfalle), ausgestiegen aus dem was Andere für richtig und falsch halten (weil ich eh dauernd angeeckt bin), ausgestiegen aus dem Glauben mit dem Strom zu schwimmen sei leichter (weil ich dabei abgesoffen wäre) ....
Bin aber, trotz der vielen Enttäuschungen und Verletzungen nie "aus den Menschen ausgestiegen", habe mein Herz vor Verbitterung bewahrt und nicht zu gemacht.
Ich bin auch weniger ein Umsteiger - steige um bei dem Einsetzen meiner Kraft von weniger sinnvoll in sinnvolle Tätigkeiten, steige um von Zeit verplempern in Zeit verschenken, steige um von unwichtig auf wichtig - aber das hat Zeit gebraucht und graue Haare gemacht, bis ich das laaangsam erlernt habe.
Ich glaube ich bin (unfertiger) Einsteiger -
eingestiegen in ein Leben das mir entspricht,
meinen Gaben, meinen Fähigkeiten, meinen Bedürfnissen
und ich nehme Andere, die sich mir anvertrauen, mit.
Einsteigen ins volle Leben,
am richtigen Platz (der durchaus ortsunabhängig sein kann),
ist immer ein Weg der alles Falsche und Unwichtige kostet.
Einsteigen setzt also das Aussteigen aus falschen Lebensmustern voraus -
wie solche falschen Lebensmuster aussehen, wie man/frau rauskommt
und was beim Einsteigen in eine neue Dimension des Lebens passiert,
kann ich ja später mal hier schreiben -
oder Du kannst es real hier bei mir (er-)leben (-:
Auf jeden Fall braucht sowohl das Umsteigen wie auch das Aussteigen
einen Einstieg in was Neues -
sonst steigt man/frau ja in einen luftleeren Raum, ein Vakuum ohne Ziel.
Zu guter Letzt:
ich finde die Aussage von Frosch gut.
Zum konsequenten Aussteigen und zum Einsteigen in ein erfülltes Leben
braucht es Mut und Demut und Fleiß.
Frosch hat geschrieben:
Ich halte Fleiß nicht nur für das Ergebnis der Dressur von Arbeitern.
Allen einen schönen Abend !
29.12.2016
Andi hat geschrieben:
Megalitiker hat geschrieben:
Jeder definiert Aussteigen fuer sich anders
und wer wirklich draussen ist, der hat meist kein Internet.
Ich gebe zu das ich kein Aussteiger bin, sondern nur davon träume. Und das wird wohl nie real. Geht in De gar nicht.
Ja, jeder definiert "aussteigen" anders, und deswegen habe ich hier
mal meine Sicht beschrieben.
Ein wesentlicher Aspekt ist für mich, dass aussteigen garnichts mit Ortswechsel zu tun haben muss, sondern im Wesentlichen ein Aussteigen aus eigenen inneren Gefängnissen ist -
Verhaltensmuster, Denkmuster, innerer Wertekodex (oder manche Psychologen sprechen von heiligen inneren Werten), Erfahrungskiste, eigenes (oft mühsam erarbeitetes) Wissen, Krankheit, Angst, dazu Festhalten an materiellen Dingen, Sicherheiten usw..
Viele sind soo stolz auf ihr (alternatives) Wissen, ihre ach so große Erfahrung und merken kaum wie sie selber dadurch in einem selbstgebauten Gefängnis sitzen. Loslassen von vermeintlich guten Dingen fällt Vielen ungeheuer schwer.
Auch ein Rucksack der mit lauter guten Dingen gefüllt ist, ist Ballast.
Aussteigen aus inneren Gefängnissen, aussteigen aus immer nur träumend im Kreis drehen, kann man/frau auch in Deutschland, an jedem Ort, muss nicht auf dem Land sein .....
1.1.2017
strega hat geschrieben:
danke Andi,
du hast so viele für mich schön inspirierende Aspekte formuliert, was Aussteigen für dich ist und was das ausmacht....
das "innere Aussteigen" find ich total wesentlich und spannend, daraus ergeben sich dann die äusseren Veränderungen oft ganz leicht....
knapp zwei Jahre später aus dem Thema: "Plädoyer für Deutschland" :
18.12.2018
Megalitiker hat geschrieben:
Andi,
Du verwechselst hier Aussteiger mit Aktivist!
Ich sage dir ähnliches wie ich schon Reinsch antwortete, der Aussteiger übernimmt nicht Verantwortung, er flieht vor ihr! Wir wollen nichts ändern, sofern sich nicht die Welt von selbst ändert (zerstoert), wollen nichts bewegen, wir wollen nur in Ruhe gelassen werden und einfach leben.
feu92 hat geschrieben:
Mega, gute Zusammenfassung der aussteigerischen Seele
In Ruhe gelassen werden und sein eigenes Ding machen trifft es super!
Aber dann schon mit Verantwortung, sich selbst gegenüber!
... macht (mich) nachdenklich, sehr nachdenklich
.