zugucker hat geschrieben:
Wo hast Du denn diesen Blödsinn her? Weder die West- noch die Ostdeutschen wurden gefragt.
Um es mit deinen Worten zu sagen:
"Wo hast du denn diesen Blödsinn her?" Ein bisschen Bildung ist einer Diskussion nicht abträglich, @zugucker:
Die Ostdeutschen hatten sowohl zwei "Verfassungsaussprachen", als auch eine Volksabstimmung zur Verfassung. Die erste Verfassungsaussprache fand 1947/48 statt. Dabei reichten die Ostdeutschen 15.000 Anträge auf Änderungen ein, von denen die meisten teilweise bzw. ganz übernommen/eingearbeitet wurden. Die zweite Aussprache fand im Februar 1968 statt. Auch hier konnten die Ostdeutschen Änderungsanträge einreichen, die zu Teilen noch eingearbeitet wurden. Anschließend erfolgte am 6. April desselben Jahres die Volksabstimmung.
Die Bundesrepublikaner wurden jedoch bis heute nie gefragt - auch nicht hinsichtlich der mittlerweile rund 600 Änderungen am Grundgesetz -, obwohl
Artikel 146 durchaus relevant wäre; vorausgesetzt, man plant keine weitere Grenzverschiebung mehr.
zugucker hat geschrieben:
Kap. braucht Wachstum, richtig. Und dafür braucht es nun mal "Fortschritt" (sprich: höhere Produktivität, neue Rohstoffe ect.)
Ganz ehrlich: Das kann dir ein Oberstufenschüler erklären, @zugucker. Für Wachstum braucht es nur eines: Mehr Absatz.
Die höhere Produktivität und neue Rohstoffe nutzen dir überhaupt nix, wenn der Markt gesättigt ist. Und Sättigung wird allein schon erreicht, wenn man die Löhne (von denen die hergestellten Produkte gekauft werden müssen) knapp hält. Ironischerweise senkt das jedoch auch die Produktionskosten sehr effektiv und direkt. Das ist, nebenbei bemerkt, eine der Selbstmord-Klammern, die nicht nur, aber zuerst, Marx um den Kapitalismus sieht:
Deshalb sind kapitalistische Märkte zwingend expansiv/imperialistisch. Und da ist auch das Kernproblem des unendlichen Wachstums auf endlichen Märkten zu finden.
zugucker hat geschrieben:
Denn um zu investieren muß ich dran glauben, das es was zu holen gibt und ich nachher mehr habe.
Herrgott noch mal! Trivialwissen! Um (erfolgreich) zu investieren, muss ich lediglich genug Marktmacht haben. Das kann im Kleinen geschehen, indem ich etwa ein Nischenprodukt (u. a. durch Werbung) als Markthebel einsetze; oder im Großen, indem ich (u. a. durch Kartelle, Zukäufe, etc.) meine Marktmacht ausbaue.
So beispielsweise geschehen, als der Osten annektiert wurde: Die damals modernsten Werften der Welt wurden u. a. von der Bremer Vulcan für geringe Beträge (noch unterhalb der Förder-Deckelung durch den Steuerzahler) aufgekauft, zerschlagen und vom Markt entfernt. Das half der Bremer Vulcan zwar nicht mehr, ihren Anteilseignern aber sehr wohl. Sie steckten sich noch in der Insolvenz mehrere Hundert Millionen Mark aus (gesamt)deutschen Steuerzahlertaschen in die Säcke, bevor sie auf ihren Inseln verschwanden.
Das, was du da verlinkt hast, bezieht sich auf einen VÖLLIG ANDEREN Kontext. Dort geht es um den
evolutionären Fortschritt des Menschen, etwa darauf begründet, dass die moralischen/ethischen Planken enger rücken; und dass dies zwingend evolutionär inhärent, also unausweichlich sei. Das steht sogar schon im sehr übersichtlichen Abstract des Artikels. Die Gesellschaftsordnung spielt dabei nicht die geringste Rolle, weil es übergreifend ist.
zugucker hat geschrieben:
Weil, kurz gesagt, alles, was irgendwer gezielt in die Hand genommen hat, speziell Versuche, irgendwelche Ideologien in die Realität um zu setzen, bisher immer ein Schuß in den Ofen waren.
Du sagst also der Autor des Artikels [url=http://www.gkpn.de/wuketits.htm]Evolution und Fortschritt - Mythen, Illusionen, gefährliche Hoffnungen[url], den du da verlinkt hast, irrt? Immerhin hast du ganz offensichtlich nicht verstanden, was er dir sagen wollte, missinterpretierst ihn, setzt ihn in falsche Kontexte, zeigst also, dass es ein Missverhältnis zwischen seiner Theorie und deiner Interpretation gibt.
Nach deiner Logik irrt also der Autor, wenn der Konsument missinterpretiert? Ernsthaft?!
zugucker hat geschrieben:
Und der Satz: "Beim nächsten mal wirds besser klappen" ist genau der Denkweise/Hybris entsprungen, alles "besser" ("fortschrittlicher") machen zu können als alle anderen, und natürlich "besser" als die blöde Natur.
Würde man das als logisches Fundament nehmen, hätten die Menschen nie die Bäume verlassen dürfen. (Manche meinen sogar, schon die Bäume wären ein Holzweg gewesen. (D. Adams))
Die menschliche Geschichte ist eine Geschichte von Versuch & Irrtum. Auch die "soziale Marktwirtschaft" als Interpreation des Kapitalismus ist ein solcher Versuch, nachdem zuvor verschiedene andere Versuche, nicht beginnend beim Manchester-Kapitalismus nachweislich gescheitert sind. SELBSTVERSTÄNDLICH ist also
"Beim nächsten Mal wird es besser klappen." einer der Hauptmotoren JEGLICHER menschlicher Geschichte. Im Kleinen, wie im Großen.