Hallo Speckgürtler,
du hast geschrieben: (weiss nicht, wie man ein Zitat einstellt, fett schreibt, bunt schreibt, oder unterstrichen)
"Ich würde in deiner Situation den Staat nicht aus der Pflicht lassen. Ich denke Jeder hat Anspruch auf H4 und Wohnungsgeld und Grundversorgung. Mit dem Staatlichen Geld für Wohnen und Verpflegung könnte dein Angebot ja einmal Querfinanziert werden. Und ja deine Schützlinge haben auch eine gewisse Pflicht zur Eigenverantwortung, sich zumindest die ihnen zustehende Sozialleistungen abzuholen. Dann können Idealisten immer noch einspringen und noch Fehlendes leisten.
Meine Antwort:
Danke für Deine Gedanken. Aber das Problem liegt viel viel tiefer. Ich habe immer wieder zu tun mit Menschen, die sowas von verletzt und traumatisiert sind von institutioneller Behandlung, wie ich es hier gar nicht beschreiben kann. Du wirst mir das nicht glauben. Mitten in Deutschland, zigfach und stets zwischen Leben und Tod.
Wenn ich mal die Chance habe, solche Schicksale und Menschen etwas genauer kennen zu lernen, dann ist auch zu mir erstmal Null Vertrauen da. Keine 10 Pferde würden diese Menschen dazu bringen, die ihnen zustehenden Rechte einzufordern, aus verschiedensten Gründen. Sicher weisst Du, dass es viele Meschen auf der Strasse gibt, die keine Hilfsangebote annehmen, und bis zum äussersten gehen, um sie zu um~gehen. Die hohen Suizidzahlen in Deutschland sprechen da eine eigene Sprache.
Aber was verbirgt sich dahinter? Nehmen wir mal den aktuellen Fall einer Strassenomi, sie ist jetzt 80. Ihre Familie scheint sie dermassen gegängelt zu haben, um sie in ein Altersheim abzuschieben. Auch von einer Gerontopsychiatrie-Einweisung war die Rede. Sie hätte also den Rest ihres Lebens möglicherweise hinter verschlossenen Türen verbringen müssen. Die Hintergründe sollen hier erstmal egal sein. Die Omi ist Top- fit für ihr Alter, keine "Demenz" oder irgend son Stuss. Möglicherweise ging es um eine Erbschaftssache. Man wollte sie loswerden. Da drückte man ihr eine Betreuerin rein. Die steigerte noch das Übel und handelte, wie sie gar nicht handeln durfte. Sie kündigte der Oma ihre kleine Wohnung unter fadenscheiniger Begründung.
Da sich die Oma wehrte und ihre Einweisung ins Heim verweigerte, stand sie da ohne alles. Mit der Bemerkung der "Betreuerin" "Dann gehen sie halt zu den Pennern" tippelte die Oma tatsächlich los. Sie lebte von einer kleinen Rente, die sie monatlich abholte, bis plötzlich kein Geld mehr auf ihrem Konto war. Sie hatte auch keine Krankenkasse mehr, nichts.
Mittlerweile habe ich heraus gefunden, dass die Betreuerin bei der Rentenkasse den Stop der Rentenzahlungen veranlasst hatte, da sie "verschollen " sei. Das ganze heraus zu finden, habe ich ungefähr 3 Jahre gebraucht. Ob ich sie "legal" oder illegal" aufgenommen hatte, wusste ich bis vor kurzem auch nicht. Mittlerweile sind 5 Jahre vergangen. Oma ist inzwischen legal, weil sie von einer Polizeistreife aufgegriffen hatte, als sie sich nachts im Wald verlaufen hatte, wo sie mit dem Hund unterwegs war. Daher weiss ich, dass gegen sie nichts vorliegt. Auch die Betreuerin hat nach ihren Unsäglichkeiten ihr Amt schon 2016 niedergelegt.
Es wird noch eine Weile dauern, bis Oma wieder unabhängig ihren Weg komplett selbst gestalten kann, aber das ganze befindet sich auf einem guten Weg, nur, das kann dauern, denn ich unternehme nichts gegen ihren ausdrücklichen Willen.
Das ganze Engagement ist auch keine "idealistische Heldentat", sondern ein verdammtes Politikum. Und es geht wohl jede-n etwas an, finde ich. Diese Geschichte trifft ins Mark vieler Betroffener, die weg wollen aus ihren so empfundenen Folterkammern, aber nicht weg können oder dürfen. Weil sie nicht wissen wohin, bzw. weil es nichts gibt, wo sie hin können.
Für solche Stützpunkte werbe ich und suche ich. Jede-r von uns kann mal in eine solche Lage kommen. Ausserdem gibt einem so ein Engagement das Gefühl, dass man vielleicht selbst nicht unbedingt umsonst gelebt hat.
Kannst du die Geschichte halbwegs nachvollziehen ?
lg Longo
Zuletzt geändert von Longo am So 10. Jan 2021, 16:20, insgesamt 1-mal geändert.
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