Ich habe schon lange den Wunsch, ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen. Weg von Konsum, Leistungsgesellschaft, Karriere und Geld. Oft frage ich mich, ob für uns Menschen ein Leben, wie es unsere Vorfahren geführt haben, überhaupt noch möglich wäre? Jagen und Sammeln meine ich damit. Kann der heutige Mensch noch von dem Leben, was die Natur hergibt? Ist ein Leben (nicht nur ÜBERleben) in der Wildnis machbar? Oder ist der Mensch dafür schon zu lange ein zivilisiertes Wesen, so dass er da draußen in der Natur nicht lange klar kommen würde? Ich bin zu zweit mit meinem Partner, der die selben Gedankengänge und Vorstellungen von einem glücklichen Leben hat. Den ersten Schritt des Ausstiegs haben wir schon gemacht, wir sind in ein Wohnmobil gezogen, haben Wohnung und Job komplett aufgeben, uns ohne Wohnsitz gemeldet und leben nun von unserem über die Jahre Erspartem. Wir haben immer viel gearbeitet, so dass wir eine ganze Weile damit auskommen werden. Nebenbei arbeiten wir immer mal als Saisonhelfer zum Beispiel bei der Ernte, um noch etwas zusätzliches Geld zu haben. Langsam merken wir aber, dass wir trotz dieses Teilausstiegs nicht wirklich glücklich sind. Gerade mit Wohnmobil werden uns Steine in den Weg gelegt. Erst letztens mussten wir eine Strafe dafür zahlen, weil wir eine Nacht auf einem Parkplatz geschlafen haben (ist ja offiziell verboten in Deutschland und in großen Teilen Europas wildzucampen, man soll gefälligst Camping - oder Wohnmobilstellplätze nutzen). Hier und da, überall gibt es mittlerweile Verbotsschilder und im Prinzip ist es mehr ein Verstecken als ein freies Leben sein. Gerne würden wir weiter weg fahren, in abgelegenere Gegenden, allerdings solange C... noch andauert und viele Länder deswegen ihre Grenzen dicht haben, nicht möglich. Das ist auch so eine Sache, die ich nie verstehen werde. Da haben Menschen imaginäre Grenzen geschaffen, wo man sich erst ausweisen oder gar ein Visum vorher beantragen muss, um diese Grenzen zu übertreten. Warum können nicht alle Menschen friedlich miteinander auf der Welt leben, ohne dass man Grenzen braucht? Warum ist der Mensch überhaupt der Meinung, ihm gehöre irgendwas? Mein Land, dein Land. Wer die falsche Staatsangehörigkeit hat, hat Pech gehabt und kommt gar nicht erst rein. Dabei sind wir meiner Meinung nach alle nur Gast auf dieser Erde, die Natur gehört niemandem, wir sollten statt uns alles zu unserem Eigentum zu machen, lieber mal lernen, wieder mit der Natur zu leben und ein Teil von ihr zu sein. Ich finde es ein Unding, dass Menschen Gewässer, Wälder, große Landflächen, etc.. kaufen können, am besten dann noch abzäunen und jeden bestrafen, der es wagt, sein heiliges Eigentum zu betreten. Alles was Natur ist, sollte niemandem gehören. Gibt es auf dieser Erde überhaupt noch einen Fleck, der absolut niemandem gehört? Und nein ich spreche nicht von absolut lebensfeindlichen Gebieten wie der Antarktis.
Wir beide merkend zunehmend, dass wir immer unzufriedener werden in diesem System. Diese ständigen Regulationen, für alles gibt es irgendein Gesetz, es wird immer mehr verboten. Versicherungen hier, Behörden da. Jeder will etwas von dir, es wird immer unerträglicher. Derzeit haben wir noch eine Langzeitreiseversicherung, überlegen aber diese zu kündigen. Wir leben nach dem Motto "Wenns vorbei ist mit uns, dann ist es so." Wir wollen nicht künstlich am leben gehalten werden, wenn der Tag gekommen ist, dann soll es so sein, da machen wir uns keine Gedanken darum. Alles kostet immer Geld, obwohl es Geld nicht schon immer gab. Ich halte Geld für die schlimmste Erfindung der Menschheit und ich merke an vielen anderen Menschen, dass Geld diese Personen versaut, je mehr sie haben, desto mehr ändert sich ihr Charakter ins negative. Kein Tier der Welt besitzt Geld, jedes Tier lebt einfach so sein Leben in der Natur. Nur der Mensch ist der Meinung, er braucht gedruckte Scheine, um überleben zu können.
Das einzige was wir wollen, ist frei irgendwo in Ruhe zu leben. Ich stelle mir dabei vor, irgendwo in der Wildnis, fern ab von der Zivilisation einen kleinen Unterschlupf zu bauen, möglichst am Wasser, so dass man Fische fangen kann und immer Trinkwasser hat, welches man sich filtern und abkochen kann. Wir sind beide sehr Survival erprobt, haben in unserem Leben schon viele Nächte draußen verbracht, waren selbst schon 4 Wochen nur mit Zelt und Schlafsack (mit sehr niedriger Komforttemperatur natürlich) im hohen Norden unterwegs, wissen wie man Feuer macht auch ohne Feuerzeug, kennen uns zumindest in Europa sehr gut mit essbaren Wildpflanzen aus, haben auch schon erfolgreich Fallen gestellt und auch schon Fische geangelt. Wenn wir ohne Zelt unterwegs waren haben wir uns nur aus Naturmaterialien Unterschlüpfe gebaut. Es war jedes Mal immer wieder eine tolle Erfahrung und ich muss sagen, dass diese Momente die einzigen in meinem Leben waren, in denen ich mich wirklich lebendig gefühlt habe. Wenns dann nach einem tollen Outdoor Wochenende wieder zurück in die Zivilisation und zurück zum 9to5 Job ging, habe ich jedes Mal wieder diese innere Leere gefühlt und kam mir vor, wie ein Roboter, der nur funktioniert. Mich macht diese Art des Lebens nicht glücklich. Auch wenn wir derzeit keine Arbeit haben, so leben wir doch in der Zivilisation und müssen ständig aufpassen, ja nichts falsches zu machen, was eventuelle Bußgelder nach sich zieht, siehe schlafen im Auto. Auf Dauer macht so ein Leben einfach keinen Spaß.
Ich möchte weg aus diesem System, weg von den vielen lauten Menschen.. Denn das ist auch so ein Punkt, der mich belastet. Der ständige Lärm. Es gibt kaum noch einen Ort, an dem nicht irgendwo Krach ist. Autobahnen, Bundesstraßen hört man immer im Hintergrund, Baulärm, Maschinen, Fabriken.. Laute Menschen, die rumgröhlen, am besten noch mit lauter Musikbox irgendwo im Wald (leider schon viel zu oft erlebt). Ich liebe es in der Natur zu sein und will dort einfach nur meine Ruhe haben und nur den Geräuschen der Natur lauschen. Was aber sogut wie kaum noch irgendwo möglich ist..
Kann mich eventuell irgendjemand verstehen und meine Gedanken nachvollziehen? Dann würde ich mich über einen Austausch freuen. Dieses Leben in dieser Gesellschaft macht mich zunehmends krank und deswegen komme ich dem Schritt, dem ganzen den Rücken zu kehren, immer näher. Was mich derzeit noch hält? Ich weiß es nicht. Vielleicht einfach der Gedanke, dass so ein Ausstieg in der Wildnis mit mehreren Leuten einfacher ist, als nur zu zweit und ich bisher niemanden kenne, der auch so ein Leben führen möchte. Was ich nicht will? Mich durchschnorren und auf Kosten anderer Leben, auch nicht vom Staat. Das kommt definitiv nicht in Frage, ich möchte unabhängig von anderen sein und mich nicht darauf ausruhen, dass andere für mich arbeiten. Denn von solch einem "Ausstieg", halte ich nicht viel. Ich möchte im Prinzip einfach nur SEIN und ich hoffe, dass ich mit diesen Gefühlen nicht alleine bin.
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