Hallo liebe Aussteiger Community
Ich lebe in Wien und bezeichne mich selbst seit etlichen Jahren als Aussteiger. Für manche von Euch mag es inkonsequent sein, aber ich habe mich damit abgefunden Sozialhilfe zu beziehen, aus dem einfachen Grund weil ich einen gewissen Lebenskomfort schätze und nicht irgendwo alleine in der Wildnis hausen möchte. Ich habe auch eigentlich kein schlechtes Gewissen, denn ich bin der Meinung, dass Menschen wie ich einen wichtigen Beitrag leisten zum gesellschaftlichen Wandel. Einen Wandel den viele ersehnen aber nur wenige mutig genug sind in Angriff zu nehmen.
Die Rede ist von einer geldlosen Gesellschaft von freien Menschen, die als familiäre Gemeinschaften zusammenleben, -arbeiten, teilen und einfach glücklich sind, ohne Stress ohne Zwang. Die Menschen heute meinen sie seien frei aber sie sind doch Sklaven des Geldes und ihres Besitzdenkens. Ich bin kein Besitzmensch, denn je mehr man zu besitzen verlangt umso mehr wird man davon besessen und unfrei und gerät im Widerspruch zu sich selbst und seinen Mitmenschen. Die heutige Menschheit ist ein Sklave der Materie. Die Materie wird über die Menschlichkeit gestellt und der soziale Umgang funktioniert meist nur über materielle Anbiederung/Rituale und ist somit nicht mehr viel wert.
Vieles was der moderne Mensch als seriöse und erwachsene Tätigkeiten ansieht sind eigentlich neurotische und kindische Zwangshandlungen, es ist nicht Leben, es ist Heuchelei und unsere derzeite urbane Kultur ist zu 90% so eine Scheinwelt. Es dreht sich im Grunde alles nur ums Geld um Konsum, Kaufen, Verkaufen und infantilen Kommerz, ein Reigen um Nichtiges. Der Besitzmensch ist ein dummer Mensch, mitnichten aufgeklärt, sondern geistig verengt und verdunkelt. Und er kann und will garnicht zur Ruhe kommen um die Nichtigkeit seiner Existenz zu reflektieren und sich zu wandeln. Die Politik mit ihrem Parteienzirkus und aufgebauschten Ämtern spielt dieser Mentalität auch nur in die Hände und kennt keine Vision eines tiefgehenden Wandels. Das System ist so gut darin Menschen zu verdummen, dass es Aussteiger eigentlich garnicht geben dürfte.
Nun gemessen an meiner Verachtung dafür könnte man erwarten, dass ich mich von jeglicher Abhängigkeit davon löse. Aber ich dachte nach und kam zu dem Ergebnis, dass es keinen Grund gibt mich für meinen Status zu schämen. Diese sog. Schande ist nämlich auch eine injizierte und der Schuldkomplex funktioniert nur solange man ihn nicht durchschaut hat.
Zum einen sind wir nämlich alle abhängig von der Liebe Gottes und seinem Wohlwollen und die bittere Wahrheit ist, das System in dem wir leben is asozial, das System ist ein Owezahra, ein Schmarozer am Leben. Es züchtet Menschen, die sich als kreative, soziale Wesen aber garnicht entfalten können/wollen, weil sie unweigerlich der Verführung einer gierigen, egoistischen und isolativen Konsum- und Besitzkultur anheimfallen. Und es ist unsere Aufgabe das zu verhindern und die Menschen zu einem Massenexodus in eine schönere und erfüllendere menschliche Kultur zu bewegen, die dem ursprünglichen Paradies entspräche.
Deshalb ist es im Grunde gut dem System zu schaden und ihm zur Last zu fallen. Ich lebe in dieser Welt und was mutet man mir alles zu. Die Besitzmenschen haben alles an sich gerafft und quotieren es mit einem frechen "das haben wir uns ja alles verdient! Geh doch arbeiten du Sandler!". Eigentlich läge es uns Menschen nahe zu lieben und alles mit unseren Nächsten zu teilen, aber die Gemeinschaft ist uns gänzlich verlorengegangen.
Und leider hat das Christentum totalversagt. Nein ich muss es leider so sagen. Ich bin ein gläubiger Menschen, aber der Jesuskult hat sich nicht bewährt und war mehr Fluch als Segen für die Welt. Die Leute die in den pompösen Kirchentempeln in der ersten Reihe stehen sind böse Geldmenschen und scheren sich keinen Deut um die Not ihrer Mitmenschen. Deshalb verachte ich mittlerweile auch das Christentum und die ganze damitverbundene schamlose Heuchelei dieses angepassten Pfaffengesindels.
Ich fühle einen heiligen Zorn und eine Berufung in mir und ich möchte diese auch in euch erwecken. Wir Aussteiger sollten uns nicht in die Isolation flüchten, sondern unserer Berufung gerecht werden, wir sind berufen uns zu organisieren und den Menschen die gefangen sind in dem unseligen Trott dieser Konsumgesellschaft eine Alternative aufzuzeigen. Wir sollten Lebensgemeinschaften gründen, wo wir ein anderes, ein wahres Menschbild realisieren, zu uns selbst und zueinander finden, teilen, lieben, gut und friedlich leben. Da draussen kämpft jeder gegen den anderen, es ist ein kalter Krieg und weglaufen bringt auch nichts. Wir müssen wahre Gemeinschaft realisieren, denn die Kirche hat darin kläglich versagt.
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