Hallo,
Ich heisse Manuel, bin 30 Jahre alt und gerade dabei, wieder auszusteigen.
Vor einigen Jahren habe ich schonmal eine ganze Weile (ich kanns zeitlich wirklich nicht mehr eingrenzen.... das war damals alles so "zeitlos", ich schätze es waren 4 Jahre rum) draussen gelebt und war mit dem Rucksack Quer durch Deutschland unterwegs, überlebt hab ich damals hauptsächlich mit schnorren in Städten und dem was ich gefunden habe oder mir geschenkt wurde. Ich möchte hier kein Buch schreiben, aber ich kann sagen: Es war die beste Zeit meines Lebens, maximale Freiheit bei maximalem Glück sozusagen.
Dann habe ich -dem druck der aussenwelt nachgebend, wissend, das das nicht gut enden kann- das austeigerdasein beendet,was (ich fasse mich weiterhin kurz) ziemlich direkt über einen gelegenheitsjob zum Jobcenter und in die Depression führte, die ich mittels Computersucht (World of Warcraft - wenn ichs heute schreibe kann ich es selber nicht mehr glauben) irgendwie überlebt habe, die allerdings - wie depressionen das so an sich haben - dazu führte, dass ich mich nicht mehr aufraffen konnte, nicht mal zur Flucht in die Freiheit. Einmal konnte ich mich aufraffen und mir beweisen, dass ich noch leben in mir trage, auf einer Rucksacktour von Marburg über Eisenach nach Salzburg, und trotzdem bin ich wieder zurück in meine warme Bude und konnte mich (mal wieder) selbst nicht fassen oder auch nur ertragen. das ganze spielt über einen Spielraum von ca. 6 Jahren. Irgendwas in mir ist in der Zeit kaputtgegangen, fürchte ich, und nun suche ich mein Heil dort, wo ich es schon einmal fand - als Aussteiger.
Um erstmal soweit zu kommen hab ich in den letzten beiden Jahren zum einen ehrenamtlich bei der Kindertafel gearbeitet (was mir sehr geholfen hat und vor allem wieder dazu geführt hat, das ich selbstbewusster geworden bin) und im Anschluss mein Abi nachgeholt habe (mit 1,3 halb von der Strasse aus gemacht, ich bin wohl doch noch fitter in meinem verwirten Schädel als ich dachte ^^), was mir nix nützt weil ich nu Ü30 bin und drum kein BafÖG mehr kriege, seid drum, hat spaß gemacht, vielleicht nutzt es mir irgendwann nochmal, für den moment hat es das schonmal.
Leider bin ich körperlich nicht mehr so fit wie ich es war (allerdings bin ich auch nicht so alt, das sich das nicht beheben ließe) und das macht die Sache schwieriger, glücklicherweise konnte ich kützlich etwas geld verdienen und werde mir eine leichte, gut tragbare Ausrüstung zusammenstellen.
Was mein größtes Problem ist, das meine Geisteshaltung sich in den Jahren sehr verändert hat. Früher glaubte ich einfach, ich bin zur Freiheit geboren und wie auch immer ich mich wende nur Glück finden zu können - meistens funktionierte das auch genau so. Ziemlich logisch, das ich mir diese zuversicht und das dazugehörende selbstwertgefühl über die Zeit nicht wirklich erhalten konnte, doch denke ich, es ist noch da und ich muss es nur ordentlich füttern.
Im moment hab ich noch einen recht guten Rückhalt, so dass ich nicht ganzzeitig draussen sein muss (aber dennoch meistens bin) und ich versuche mich langsam wieder an die Feiheit zu gewöhnen (sanftes auswildern nennt man das glaube ich
)
Edit:
Da hab ich doch vor lauter rückschau den positiven Ausblick vergessen:
Zunächst mal brauch ich freude, abenteuer und ungewissheit, und die hol ich mir sobald ich meine Ausrüstung wieder Qualfrei bugsiert kriege (neue Ausrüstung kommt bald ^^)
durch minimalen Konsum kann man ja eventuell soviel Geld zusammensparen, das man sich ein schönes Aussteigerleben billig mieten kann um von da aus mit ehrlicher(!) Arbeit oder ner richtig guten idee sein eigenes Reich zu gründen (es braucht ja nicht gleich Staatsgrenzen.... obwohl eigentlich...
)
Wie immer wird es Glück brauchen.
Das Glück ist mit den Narren, es muss mir also Hold sein.