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 Betreff des Beitrags: Vater, Ehemann, Informatiker, Mensch
BeitragVerfasst: Do 4. Dez 2014, 17:50 
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Ich begrüße euch, Ihr, die auf der Suche nach Wahrheit im Leben, einen selbstbestimmten Weg gewählt habt. Ihr alle habt meinen größten Respekt für euren Mut auf die innere Stimme zu hören. Dass ich diese Zeilen jetzt schreibe ist der Eskalation meines Umstandes geschuldet - schon zwei Jahre verfolge ich dieses Forum (mal mehr mal weniger intensiv) und trage die Absicht mich an euch zu wenden mit mir, doch schien mir der Zeitpunkt immer ungünstig, aber in Wirklichkeit habe ich einfach nicht wahr haben wollen, dass es den richtigen Zeitpunkt nicht gibt, bis die Stimme so laut wurde, dass ich nichts anderes mehr hören konnte.

Vor 34 Jahren erblickte ich das Licht dieser Welt in einem kleinen Dorf des heutigen Kasachstan nahe chinesischer Grenze. Als ich 5 war zog es meine Eltern in den hohen Norden Sibiriens, wo mein Vater eine Öl-Pipeline mit verlegt hatte. Wir waren nicht wirklich arm, aber die Verhältnisse waren in der Sowjetunion allgemein bescheiden, was vermutlich für den sozialen Zusammenhalt der Familien nicht unwesentlich mit verantwortlich war. Meine Kindheit war begleitet von vielen Freunden und Abenteuern. Die ersten Jahre im Norden wohnten wir mit einer verwandten Familie unter einem Dach, was mich als Ältesten sehr früh in eine Rolle mit großer Verantwortung für andere drängte. 1990 sind wir dann nach Deutschland gekommen, und alles änderte sich. Ich lernte, dass jede Wiese jemandem gehört, und man nur auf vorgesehenen Plätzen spielen darf. Ich lernte, dass Freunde mit neuen Spielzeugen kommen und gehen. Ich lernte den egoistischen Grundgedanken. Ich verstand, dass ich in dieser Welt nur Mensch bin, wenn ich es zeigen kann, und so fokussierte ich all meine Energie auf die Schule, um irgendwann einen tollen Job zu haben und all denen, die mich damals als Streber beschimpfen, den Neid zu servieren.
Dieser Weg war sehr einsam, und so stürzte ich mich blind dem ersten Menschen entgegen, der meine Seele berührte. Es war vielleicht nicht nur das junge Mädchen aus dem Gebiet Kaliningrads, das meine aufgebaute Mauer der berechenbaren Logik, bröckeln ließ. Nach fast 10 Jahren war ich wieder in meinem Geburtsland, das mich überall an meine Kindheit erinnerte, in einem Dorf, wo Menschen noch so lebten wie damals. Dieses Gefühl der Geborgenheit bei gleichzeitiger Freiheit wollte ich nicht mehr missen - in mir erwachte eine tiefe Sehnsucht dem Leben einen neuen Sinn zu geben. Ich heiratete dieses Mädchen als ich 20 war. Ich machte noch Abitur und versuchte über allerlei Jobs uns finanziell auf zu bauen, doch so bald sie nach Deutschland kam, stellte sich raus, dass wir hinsichtlich monetärer Aspekte grundsätzlich unterschiedliche Weltbilder haben. Es fühlte sich an, als ob ich nur das Ticket in eine bessere bzw. reichere Welt war. Die Beziehung endete mit dem Tag, als sie die unbefristete Aufenthaltsgenehmigung bekam. Es folgte eine sehr schwere Zeit, die ich allein in Gesellschaft und mit exzessivem Cannabis-Konsum zu bewältigen glaubte.
2 Jahre später fühlte ich mich wieder bereit für was neues und fing ein Informatik-Studium an. In den ersten Semesterferien beschloss ich einen Freund in St. Petersburg zu besuchen, den ich in Kaliningrad kennen lernte. Wir fuhren zusammen ans schwarze Meer, und ich lernte dort meine jetzige Frau kennen. Da auch sie zu dem Zeitpunkt erst ihr Studium begonnen hatte, führten wir die nächsten 4 Jahre eine Fernbeziehung. Mir kam das sehr gelegen, denn ich wollte sicher stellen, nicht den gleichen Fehler zu wiederholen. Auch schien mir der Umstand, dass ihre Eltern eher wohlhabend sind, beruhigend, in der Hinsicht, dass hier finanzielle Aspekte keine Rolle spielen würden. Es wurde sogar ernsthaft in Erwägung gezogen in St. Petersburg unser Glück zu versuchen, da ihre Eltern dort eine Wohnung gekauft hatten um uns den Start zu erleichtern. Schlussendlich aber kamen wir zu dem Schluss, dass das schnelle Leben, des Raubtierkapitalsmus, welches sich vor allem auf dem Arbeitsmarkt austobte, nichts für uns war.
Einen Monat nach meinem Kolloquium kam sie her und wir heirateten. 9 Monate später wurde ich Vater. Die Geburt meines Sohnes setzte einen Denkprozess in mir in Gang, der sich um die Frage drehte, was diese Verantwortung bedeutet. Ich begann mich intensiv mit der Welt in der ich lebe auseinander zu setzen. Ich fühlte mich verpflichtet etwas zu unternehmen um diese Welt etwas besser zu machen. Nach einigen ernüchternden Erfahrungen bei Anstrengungen etwas zum Positiven zu verändern (war unter Anderem bei Piraten aktiv) kam mir der Gedanke, dass mein Sohn wohl kaum was davon haben wird, wenn ich mein Leben der Gesellschaft opfere, und es vielleicht viel mehr darauf ankommt, dass ich die kleine Welt meiner Familie nach eigenen Wünschen gestalte.
In dieser Welt sollte es ein Grundeinkommen geben, welches einem den Luxus, Zeit für sich und andere zu haben, bietet. Ich tauschte meinen 740 BMW gegen einen Prius und fing an mich mit Möglichkeiten Vermögen auf zu bauen zu beschäftigen. Ich fing an alle Ausgaben fest zu halten um einen Überblick und Planungssicherheit zu bekommen. Ich suchte einen Job, wo mehr gezahlt wird, und kaufte eine ETW für kleines Geld (45 Tsd). Nach zwei Jahren war sie ausgezahlt und für mich füllte sich die Arbeit immer mehr mit einem Gefühl der Leere, denn während ich wie im goldenen Käfig eingeschlossen dem großen Automobilkonzern dabei behilflich war den Menschen durch die Maschine zu ersetzen, musste mein Sohn die Welt ohne meine Hilfe verstehen lernen.
Und meine Frau.. Sie hat in all der Zeit ihr Gefühl für den eigenen Selbstwert fast verloren.. Da war dieses neue Land mit all den Herausforderungen und die Familie bot eine Möglichkeit sich diesen zu entziehen.. Da war ihr Beruf und die innere Haltung über Kariere mit anderen konkurrieren zu müssen und auch eigenem Leben so Sinn geben zu können, und gleichzeitig der Wunsch was ganz anderes zu machen.. Da war all das Geld, was ich verdiente, und das Gefühl sich nichts leisten zu können, da ich das Geld stark zusammen hielt..
Für mich war klar, dass die Zeit für eine Veränderung reif war, denn so konnte es nicht weiter gehen. Mein Plan sah vor, dass ich mir ein Jahr Zeit nehme (Arbeitslosengeld) und zusammen mit meiner Familie möglichst viele Menschen mit unterschiedlichsten alternativen Lebenskonzepten besuche um anschließend eine Entscheidung treffen zu können wie und wo wir leben wollen.
Es war der 15 Juli 2013, ein traumhafter Sommertag, als ich ins Personalbüro gebeten wurde, um meine Kündigung in Empfang zu nehmen. Anschließend durfte ich meine Sachen packen und wurde für die restlichen 4 Wochen freigestellt. Als ich aus diesem Plattenbau-Büro raus kam - es war noch nicht Mittag - fühlte ich eine mir bis dahin fast in Vergessenheit geratene Euphorie. Es war ein Gefühl fallen gelassener Fesseln und damit einher gehender Freiheit und Vorfreude. Ich erledigte sofort den Kram mit dem Arbeitsamt und fuhr schnellstens nach Hause. Ich wollte sofort loslegen. Da niemand zu Hause war - Kind in Kita, Frau bei Freundin - setzte ich mich an meinen Rechner und begann mit der Verfassung meiner Vorstellung.
Als dann einige Stunden später meine Frau wieder kam und ich ihr von meinem Glück erzählte, war die Reaktion gelinde gesagt verhalten. Ich verstand ihre Sorge nicht, denn in finanzieller Hinsicht gab es dafür keinen Grund, und in der Tat war der Grund ein viel tieferer. Ihr war es Angst und Bange beim Gedanken nicht zu wissen, was kommt und das was kommt nicht ändern zu können - das Gefühl der Ohnmacht hatte sich zu einer Furcht vor einer absoluten Abhängigkeit von mir entwickelt. Plötzlich war das Beibehalten eines für westliche Verhältnisse adäquaten Lebensstandards das höchste Kriterium für weitere Entscheidungen. Da ich nicht versprechen konnte, dass es bei all unseren Reisezielen fließend Wasser und gefliestes Klo geben wird, wollte sie nicht mit. Auf der anderen Seite war es auch keine Alternative, dass ich alleine diese Reise mache, denn es wurde so hingestellt, als würde ich meine Familie verlassen. Ich wollte nichts übers Knie brechen, und ließ vom Plan ab. Die frisch gewonnene Freiheit nutzte ich um all das nach zu holen, was die letzten zu kurz kam. Wir unternahmen als Familie viele Ausflüge, beschäftigten uns mehr mit dem Kind und mit uns selbst. Um die Wohnung für einen Verkauf (ist mittlerweile ca. 100 Tsd wert) vor zu bereiten nahm ich mich umfangreicher Modernisierungs-Projekte an. Für mich war die Sache nur verschoben, und keineswegs gestorben. Als ich nach einem halben Jahr meine Frau auf die Frage hin angesprochen habe, wie wir weiter machen wollen, erklärte sie mir, dass sie erst Ihre "Unabhängigkeit" - sie meinte wahrscheinlich Selbstbewusstsein - zurück gewinnen müsse. Ich sah darin durchaus Sinn, denn so - dachte ich mir - könne sie Erfahrungen machen, die ihr meine Sicht auf die Dinge nachvollziehbarer machen und vielleicht zu selben Schlüssen führen bzw. gleiche Wünsche erwecken. Und sollte der berufliche Weg für sie doch erfüllend sein, so würde dies die Finanzierbarkeit des neuen Lebens erleichtern.
Halbes Jahr später waren die Leistungen des Staates ausgeschöpft, und die Situation eskalierte, denn bis dahin hatte sie nicht eine Bewerbung abgeschickt, und ich hatte nur halbherzig mich um einen neue Stelle bemüht - ich wollte den "Urlaub" so weit wie möglich ausdehnen. Ich erklärte ihr den Ernst der Lage und ging zum JobCenter. Dort wurde sie schnell an die Hand genommen und zwei Wochen später trat sie eine Stelle als Buchhalterin im neuen Hotel einer großen Kette an, aber ich konnte beim besten Willen in der Gegend scheinbar nicht mehr unterkommen. Da alle Firmen in meiner Branche hier allein von diesem großen Arbeitgeber leben - Geschäftsmodell Arbeitnehmerüberlassung - und dort mein möglicher Einsatzgebiet auf wenige Abteilung beschränkt ist, schien mein Name so weit "verbrannt", dass jedes Interesse einer Firma an mir nach dortiger Nachfrage sofort erlosch. So musste ich meinen Radius erweitern, und bot mich irgendwann Deutschlandweit an. Während dessen entfremdete sich meine Frau bedingt durch psychische und körperliche Dauerbelastung immer mehr von mir - sie musste jeden Tag mindestens 10 Stunden arbeiten, ohne dass dies bezahlt wäre, manchmal am Wochenende, und wurde von Kolleginnen offensichtlich gemobbt. Aber es war ihr fast so, als müsse sie allen beweisen, dass sie es schaffen kann - vor allem mir, da ich in Ihren Augen Zweifel an ihren Fähigkeiten hätte.
In Stuttgart fand ich einen Arbeitgeber, der mich wegen seiner "sozialen Ader" sehr angesprochen hat und ich nahm die Stelle an mit der Option, dass sie später nachkommen könne, oder ich die Stelle wieder kündige und zurück komme, so bald sich die Situation bei ihrer Arbeit so entwickelt hat, dass sie vernünftig vergütet wird und/oder vor allem persönlich sich wohl und sicher fühlt. Aber als ich weg fuhr - das Kind nahm ich mit zur Oma - hinterließ ich meine Frau mit einem Gefühl des allein gelassen und fast schon verlassen seins. Wie sich nachträglich rausstellte, lernte sie kurz darauf jemanden kennen, der selbst eine Familie hat, und diese verlassen wollte. Ich kam an sie nicht mehr heran und bekam schon bald die alles befürchtete Ansage zu hören "Ich will die Scheidung. Wirst du die Papiere unterschreiben oder stellst du dich quer?" Ich stellte mich quer und während ich da war und reden konnte, schien dieses Problem lösbar, doch so bald ich wieder weg fuhr, schottete sie sich völlig ab. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, jeden Tag bis 9 Uhr Abends warten zu müssen um anrufen zu dürfen, nur um zu hören, dass sie zu müde sei zum sprechen, und so rief ich bei der Arbeit an mit dem Hinweis, dass man in diesem Land Gesetze hat, die Arbeitnehmer vor Überarbeitung schützen sollen - am nächsten Tag wurde sie gekündigt. Es kann sich wohl jeder ausmalen, dass es nicht unbedingt zu einer Verbesserung der Situation führte. Erst recht nicht, als sie es vorzog die restliche Zeit auch noch hin zu gehen, statt die Zeit zu nutzen um sich nach Alternativen um zu sehen - das war vor 3 Monaten.
Und jetzt.. Sie hat noch immer nichts gefunden.. Das Kind noch immer bei der Oma und ich in Stuttgart..

So weit die Vorgeschichte - es ist wohl ziemlich viel, aber andererseits will ich hier Menschen finden, die mich (er)kennen, und dafür bietet es sich in der Regel an alles offen zu legen.

Der Plan nach Stuttgart zu ziehen ist vom Tisch. In Wolfsburg wollten wir auch nicht bleiben. So wurde spontan entschieden in den Harz nach Bad Gandersheim zu gehen mit dem Wunsch dort etwas zur Ruhe zu kommen. Ich habe den Ort schon länger auf dem Radar, wegen des Dorfes "Heckenbeck" und der dortigen Freien Schule. Außerdem ist der Wohnraum unschlagbar günstig. Eigentlich ist der Mietvertrag dort zum 1.1.2015 unterschrieben aber da will ja keiner umziehen, also wird es wohl irgendwann im Januar über die Bühne gehen. Meine Frau knabbert noch an ihrer Entscheidung sich darauf eingelassen zu haben aber der Kleine freut sich riesig auf sein neues großes Kinderzimmer.
Ich wollte hier demnächst (zum ende Januar, spätestens Februar) kündigen und das letzte halbe Jahr, das mein Sohn noch bis zur Einschulung hat, mit ihm intensiv verbringen - vielleicht (mit einem Wohnwagen) nach Spanien fahren.. Vor allem aber möchte ich Menschen besuchen um von ihnen zu lernen.. Wie man mit eigenen Händen ein Haus baut - idealerweise Richtung Earthship, wie man sich mit möglichst wenig Aufwand selbst versorgt - vielleicht Permakultur, wie man seine inneren Kräfte aktiviert - z.B. Meditation, und überhaupt, wie man die Kunst eines selbstbestimmten und erfülltes Leben mit Verantwortung für die Familie in Einklang bringen kann.

Liebe Grüße
Nikolai


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Verfasst: Do 4. Dez 2014, 17:50 


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BeitragVerfasst: Do 4. Dez 2014, 18:18 
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Durchgeknallt
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Registriert: Di 15. Mai 2012, 21:03
Beiträge: 2038
Puh...das hört sich ja so richtig nach Herz ausschütten an.
Willkommen hier :D

Mal ganz kurz, was mir zu deiner Situation einfällt. Das Problem mit Beziehungen, mit Partner leben, ist oft das Gleiche. Es funktioniert langfristig nur gut, wenn beide am gleichen Strang ziehen, sprich, wenn beide den gleichen, bzw. ähnlichen Weg gehen wollen, sie das gleiche Ziel vor Augen haben. Es geht immer dann kaputt, wenn die Lebensvorstellungen zu weit auseinanderdriften, man nicht mehr die gleichen Ziele verfolgt. Da Menschen nun mal Entwicklungen durchmachen, verändern sie sich auch manchmal, dann passt vielleicht die gemeinsame Beziehung einfach nicht mehr. Aber auf keinen Fall werden beide glücklich, wenn einer sich dem anderen nur anpasst.

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Vergangenheit ist Geschichte,
Zukunft ist Geheimnis,
aber jeder Augenblick ist ein Geschenk.


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BeitragVerfasst: Do 4. Dez 2014, 19:30 
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Tunnelmensch
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Beiträge: 8148
Wohnort: Sachsen-Anhalt
Hallo Nikolai!
Klingt nicht einfach, dein Lebensweg. Traurig wenn die Partnerin nicht so mitziehen will und materielle Werte über allem stehen. Kann die Arbeitswut deiner jetzigen Frau auch nicht nachvollziehen. Das macht doch kaputt.
Momentan knabbere ich selber an privaten Problemen, sonst würde ich auch schon ganz andere Wege gehen.
Mal schauen, was die Teilnahme am Forum für dich bringt.
Mit der Permakultur, wäre ich vorsichtig. Kein Schwein konnte mir bis jetzt wirklich erklären was das soll. Ertragssteigerung? Eher nicht. Gärtnern für Faule? Vielleicht. Wenn`s so toll wäre, wären unsere Vorfahren beim Jagen und Sammeln geblieben. Gebratene Tauben fliegen einem nicht in den Mund.

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"Leben ist nicht genug." Sagte der Schmetterling.
"Sonne, Freiheit und eine kleine Blume muß man haben!"


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BeitragVerfasst: Do 4. Dez 2014, 20:08 
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Aussteiger
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Beiträge: 286
Wohnort: Naturpark Schlaubetal
Добрый день Николай

Starke Vorstellung, Hut ab.

In Russland gibt es tatsächlich noch die grosse Freiheit in weiten Teilen des Landes und da ist das in Deutschland ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Hier bist Du nur begrenzt frei, kommt aber auch an , wo man in D wohnt.

Es gibt aber auch hier noch gute Gegenden, wo Dich keiner nervt und auch gewisse Freiheiten..
Hier vor Ort gibt es tatsächlich noch richtigen Zusammenhalt.

Dennoch viel Glück und Freude im Forum .

Grüsse von Andreas

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»Das Herz des Menschen verhärtet, wenn es von der Natur getrennt ist.«
Standing Bear, Oglala-Häuptling


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BeitragVerfasst: Do 4. Dez 2014, 22:50 
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Backpacker

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Beiträge: 73
Wohnort: Altmark Sa-An
Ein Willkommen auch von mir. So viel ehrliche Offenheit sollte ja auch belohnt werden , zumindest mal mit einer anständigen Begrüßung . Fühl dich also von mir gedrückt und willkommen geheissen. Was ich dir sonst noch mit geben möchte ? Ein "Gib nicht auf , glaube an dich" , denn deine Geschichte beweist das du tief in dir drinnen weißt was du wirklich für dich und deine Familie erreichen möchtest.

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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen ... Ich schulde ihnen noch mein Leben.


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BeitragVerfasst: Fr 5. Dez 2014, 10:01 
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Selbstversorger
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Auch ein Puuhh...

Viel Inhalt, viel Offenheit - aber vielleicht ein paar Absätze einfügen, dass man textlich nicht ganz so erschlagen wird.

Fast jede(r) kennt es, dass (vor allem sich im Laufe der Zeit ändernde) Pläne irgendwann nicht mehr gemeinsam umzusetzen sind. Auch meine LG machte, als es fast soweit war, einen Rückzieher, bzgl. einer Auswanderung nach Griechenland - worüber ich heute eigentlich froh bin.

Hier liest es es sich aber ein wenig so, als hättest Du diese Pläne alleine gemacht und dann muss man mit solchen Reaktionen rechnen. Ich kenne mittlerweile auch einige Leute, die ursprünglich aus Russland stammen, sich grundsätzlich gut etabliert haben, aber schon so einiges heute anders ist, als mal erwartet, geplant oder gewünscht. Zurück würden sie aber auch nicht mehr gehen. Einer will es unbedingt mir nachmachen und auf keine Insel kommen...

Nikolai, ich wünsche Dir, dass Du das findest, was Du suchst, vor allem eben auch hier die entsprechenden Tipps und Deine Familie da mitziehen kann. Permakultur klingt gut und kann auch klappen. Man muss aber auch Abstriche machen können und die geeignete Region dafür haben. Meine Insel-Kunden, die das erfolgreich durchziehen, sind dann meist eher im nördlichen Italien, Spanien ansässig. Da Du ab er nicht so weit oben im Harz bist, könnte das vielleicht auch im Winter (ein bisschen) klappen.

Viel Erfolg!

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 Betreff des Beitrags: Permakultur
BeitragVerfasst: Fr 5. Dez 2014, 14:02 
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Tunnelmensch
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Permakultur klingt gut und kann auch klappen.

Bitte um Erklärung, vielleicht auch in einem eigenem Fred. Aber nicht, auf den nichtssagenden Wiki-Artikel verlinken.

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 Betreff des Beitrags: Re: Permakultur
BeitragVerfasst: Fr 5. Dez 2014, 16:41 
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Tunnelmensch
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der mensch hat jahrtausende permacultur gemacht

ein selbstversorger-garten ist ein permacultur garten

permacultur als neumodischer hype ist nur ein blend-begriff für leute welche von selbstversorgung keine ahnung haben...welche auch noch glauben man schaut nur zu und erntet... :lol:

permacultur ist extrem arbeitsintensiv, sonst verhungert man.

mit permacultur kann man keine milliarden ernähren..solange es permacultur gegeben hat, hat auch ständig hungersnöte gegeben.


es wird die heutige landwirtschaft völlig zu unrecht verteufel...ja sie hat viele schäden verursacht und wird noch verursachen..aber keiner soll sich einbilden der bauer zerstört mutwillig seinen boden..

ja sie spritzen jede menge gifte..aber nicht aus spass...den gifte sind auch nicht umsonst sondern kosten jede menge geld.

beispiel unkrautvernichtungsmittel...ja wir können sofort darauf verzichten brauchen aber 8 millionen deutsche als Jäter welche für 1 euro/stunde die hacke schwingen wollen...freiwillige vor.... :lol:

es wird schon lange an freundlichere anbaumethode gebastelt..wie z.b. direktsaat..umgepflügt wird nur noch alle 10 jahre oder so.usw..aber das problem sind die unkäuter...ohne den boden zu wenden vermehren sie sich explosionsartig...und es muss ordentlich herbizid drauf

pflügt man um..macht man den boden auch auf dauer kaputt..

jede methode hat ihre nach und vorteile

wer die erde retten will muss die menschheit ausrotten..so einfach ist das... :wink:


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BeitragVerfasst: Fr 5. Dez 2014, 18:08 
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Genau.

Wer keine fremden Länder, sondern nur seine eigene kleine Gemeinschaft versorgen will, bereit ist Abstriche zu machen und dann, wenn es notwendig ist, auch wirklich zupackt, kann auf einem ausreichend großen Stück Land auch schonend mit der Umwelt umgehen und dabei ausreichend anbauen und fast fortlaufend auch etwas Essbares ernten.

Und es ist wie auf dem Ponyhof. Sieht viel leichter aus, als es ist...

Aber dafür gibt es ja auch echte Fachleute...

Einige meiner Kunden bauen nicht nur permanent ihre eigenen Lebensmittel an, sondern erzeugen auch ihre eigene Energie (Strom und Wärme). Und wenn das nicht richtig angegangen wird, ist es in der Bude dunkeln und kalt...

Damit das nicht passiert, gibt es Leute wie mich...

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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: So 7. Dez 2014, 15:52 
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Tunnelmensch
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Also praktiziere ich seit 2 Jahren Permakultur.

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BeitragVerfasst: Mo 8. Dez 2014, 12:34 
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Träumer
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Beiträge: 7
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Bevor ich auf einzelne Kommentare eingehe, möchte ich mich bei euch allen für den herzlichen Empfang bedanken. Meine Vorstellung war tatsächlich ein wenig in den Bereich abgedriftet, wo ich mir einfach etwas von der Seele reden wollte - mir fehlt das ehrliche soziale Umfeld einfach sehr. Im laufe der Jahre haben sich die Kontakte auf Menschen bei der Arbeit und meine Familie reduziert, und jeder Versuch mit gleichgesinnten eine tiefer gehende Freundschaft auf zu bauen stellte sich (größtenteils zeitbedingt) als hoffnungsloses Unterfangen heraus.

Zum Thema "Permakultur" habe ich folgendes Verständnis: Es gibt Pflanzen, die gut miteinander können und solche, die sich gegenseitig bekämpfen, wobei meistens der Ausgang des Kampfes vorhersehbar ist. Es gibt des Weiteren bei jeder Pflanze eine Wechselwirkung mit Insekten und Mikroorganismen unterschiedlichster Arten, welche in Symbiose oder Dysbiose mündet. Das Ziel der Permakultur ist im meines Erachtens somit im Prinzip dieses Wissen zu Nutzen um den Anbau so zu gestalten, dass eine natürliche Ordnung herrscht, die sich selbst reguliert. Dabei ist nicht der Ertrag im Fokus, sondern allein ein System, welches möglichst autark ist und somit im Idealfall keine Eingriffe von Außen zum Überleben bedarf. Als ich letztes Jahr mich für den Kauf eines Kleingartens interessierte, war ich sehr verwundert, dass die meisten Obst-Bäume sehr krank waren, und die Gärtner keine Erklärung hatten und schon alles probierten sie zu retten, wo hingegen vor meinem Haus einige Exemplare wuchsen, die üppige Mengen an leckeren Früchten abwarfen, obwohl sie von niemandem gepflegt wurden. Für mich ist dies ein gutes Beispiel dafür, dass eine gesunde Lebensform in seiner natürlichen Umgebung ganz ohne künstliche Unterstützung am besten überlebt. Natürlich spielt auch das Erbgut dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Permakultur bedarf somit umfangreiches und tiefgehendes Verständnis bzw. Wissen um die Welt der Pflanzen, was wohl keiner, der sich als Amateur-Bauer versucht, mitbringt.

Zum Thema Partner und Beziehung habe ich folgendes Verständnis: Persönliche Entwicklung geht immer mit Veränderungen einher und es wäre sehr naiv zu glauben, dass zwei Menschen, die unterschiedlichem Umfeld entstammen und ebenso unterschiedliche Erfahrungen auf ihrem bisherigen Lebensweg sammelten auf einmal immer das gleiche denken und sich synchron weiter entwickeln. Gleichzeitig ist eben diese andere Perspektive anfangs die eigentliche Bereicherung für eine Beziehung. Heut zu Tage wird eine Partnerschaft jedoch allein auf der Ebene emotionaler Einigung der gegenseitiger Anziehung aufgebaut, was zum Scheitern verurteilt ist, da Gefühle nicht kontrolliert werden können und häufig asynchron verlaufen. Wenn man aber sich darauf besinnt die Partnerschaft als das größte gemeinsame Projekt, als das Lebensprojekt zu verstehen - was nur natürlich ist, wenn Kinder ins Spiel kommen - mit dem Ziel vom anderen zu lernen und ihn in seiner Entwicklung zu unterstützen um gemeinsame Herausforderungen leichter bzw. eher erfolgreich zu bewältigen, dann ist das nur möglich, wenn der Rahmen (Gegenseitige Erwartungen und Bereitschaft sich zu verpflichten) ausformuliert wird und so eine Art Vertrag entsteht. Früher, und zum Teil ist das in Russland immer noch so, war dieser Rahmen von der Gesellschaft vorgegeben, was in klarer Rollenteilung mündetet. Dies hatte zwar den Vorteil, dass beide Partner klare und gleiche Vorstellungen von Familie hatten, und somit kein Bedarf bestand hier etwas zu erarbeiten, aber eben auch den Nachteil, dass kein Spielraum für eigene Gestaltung gelassen wurde, und oft einengend empfunden wurde - Standardlösung eben. Die Freiheit aber bringt die Verantwortung mit sich, sich selbst um Themen des Lebens zu kümmern und zum großen Teil das Wissen darum erst mühsam an zu eignen. Leider hat unsere moderne Gesellschaft nur die Freiheit im Blick und entzieht sich gern jeder Verantwortung, und kaum einer kann sich davor schützen, so sehr er sich auch für "besser" hält - ich selbst nehme mich dabei nicht raus. Es ist für mich daher keine Option in schweren Zeiten die Last einfach ab zu werfen und auf zu geben, aber natürlich kann ich auch niemanden davon abhalten, wenn er sich lieber dafür entscheidet. In der Tat hat "Individualist" mit seiner Vermutung, dass eines der Gründe für mein Dilemma dem Umstand geschuldet ist, dass ich die Pläne größtenteils im Alleingang entworfen habe, recht. Ich hatte unsere Ehe immer sehr offen verstanden für persönliche Wege, und da sie daran kein Interesse zeigte, hatte ich mir gedacht, ich könne es allein umsetzten und lebte die romantische Vorstellung von Vereinbarkeit der Vorteile beider Welten. Dieser Gedanke wurde ebenso auf andere Bereiche übertragen und so hatte ich es als Bereicherung für unsere Beziehung gesehen als sie sich in ihre Freundin verliebte und mit ihr eine sexuelle Beziehung anfing. Dies wurde erst zum Problem, als die Freundin selbst immer mehr Exclusiv-Rechte forderte und meine Frau sich plötzlich zwischen den Stühlen wieder fand, was mich sehr überraschte, da für mich die Öffnung allein dem Gedanken absoluter Sicherheit entsprang, dass unsere Familie unverrückbar sei und daher nie in Frage gestellt werden würde.


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BeitragVerfasst: Di 9. Dez 2014, 08:46 
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Selbstversorger
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Registriert: Mo 18. Aug 2014, 12:03
Beiträge: 315
Wohnort: Deutschland
Ich finde es toll, dass Du so offen erzählst. Für mich eigentlich die Basis eines "richtigen Forums". So läuft es auch weitgehend in unserem "geschlossenen" Sardinien-Forum.

Doch leider getraut sich mittlerweile kaum noch ein Mensch dazu, zumal man damit leichter angreifbar wird. Ich selbst war früher auch noch offener, musste dann aber, in Kombi mit der Erkennung der echten Adresse, einige unangenehme Erfahrungen machen...

Die Sache mit der Perma-Kultur hast Du gut erkannt. Das Problem ist, das Viele (wie bei so Vielem) sich das viel zu leicht vorstellen und wenn man dann darauf angewiesen ist, bzw. nicht die Zeit zum "lernen/begreifen" hat, ziemlich blöde dasteht. Aber dieses Problem habe ich mit einigen Autarkie-Kunden auch...

Auf meiner Insel wollte ich da auch einiges machen, musste aber einfach feststellen, dass es der ständigen Anwesenheit bedarf, was bei mir im Hochsommer und teilweise Winter nicht der Fall ist. Und neben dem Verhältnis der Pflanzen zueinander, gibt es noch so Kleinigkeiten wie Wetter, Klima, Jahreszeit... Ich bin jetzt einfach froh, wenn wir ab und zu ein bisschen deutschen Salat, Kohlrabi und vor allem Kräuter haben - was dort eher selten zu haben ist.

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BeitragVerfasst: Sa 13. Dez 2014, 15:07 
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Registriert: Sa 13. Dez 2014, 12:39
Beiträge: 12
Privjet Nikolai,

Ich grüße Dich! Bin auch neu hier. Danke für Deine Offenheit.

Was wurde letztlich aus der Affäre Deiner Frau zu diesem anderen Mann? Ist das erledigt?

Du schriebst sie kommt aus wohlhabenden Verhältnissen. Ich fürchte, dies wird ihren Mut auf ein autarkes Leben immer zügeln.
Ihr wurde das Schaffen von Vermögen früher vorgelebt. Zudem sind Frauen generell von Natur aus sicherheitsorientierter, da sie sich für das Durchkommen des Nachwuchses verantwortlich fühlen. Ganz schön viel evolutionärer Mist, den ich da schreibe, aber vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen.

Aus diesem System des Geldes wird sie nicht so schnell aussteigen wollen. Sie sorgt sich bestimmt sehr um euer Kind.

Wie eure Geschichte weitergeht wird die Zeit zeigen. Ich hoffe Ihr konntet die Scheidung verhindern.

Ich schrieb dies in meinem Vorstellungsbeitrag nicht. Auch ich bin Vater. Meine Tochter ist 4.
Verheiratet bin ich noch, aber wir trennten uns. Schuld daran bin hauptsächlich ich. Ich konnte meine Finger nicht von anderen Frauen lassen. Wenn Du in der Monogamie glücklich bist, dann sei dankbar dafür. Ich bin zwar ein Beziehungstyp, erliege aber auf Dauer oft dem Reiz des Verbotenen. Ziemlich männlich diese Eigenschaft, aber auch dumm. Ein friedliches Leben lässt sich so kaum führen.

Ich meine, insbesondere bei Deiner Frau, auch Hinweise auf andere Partner vernommen zu haben. Wenn Du damit nicht konform bist wird das schwierig. Ich meine auch mir selbst Rechte rausnehmen zu können, die ich dem Partner nicht geben möchte bzw dies einfach nicht kann. Darin liegt meine Last.

LG
Martin


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BeitragVerfasst: Di 23. Dez 2014, 13:38 
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Registriert: Mo 15. Jul 2013, 10:57
Beiträge: 7
Wohnort: Wolfsburg
Hallo Martin,

es gibt ein schönes Zitat von H.D.Thoreau: "Lieber als Liebe, als Geld, als Ruhm gebt mir Wahrheit. Ich saß an einem Tische, wo feine Weine und Speisen im Überfluss vorhanden waren, wo man mich sorgsam bediente, wo es aber keine Aufrichtigkeit und Wahrheit gab. Hungrig verließ ich ihren ungastlichen Tisch. Die Gastfreundschaft war so kalt wie das Gefrorene.”

Monogamie hat zwar als Kern Anspruch auf Exklusivität, doch dieser ist zum einen immer begrenzt und zum anderen variabel - so mag für den einen Fremdgehen bereits beim Flirten beginnen und für den anderen erst im Bett. Bei dieser Abgrenzung läuft es meiner Meinung nach darauf hinaus den Bereich festzulegen, wo der Glaube an die Beziehung vom gegenseitigen Vertrauen geschützt ist, und wo Angst beginnt den Glauben in Frage zu stellen. Ehe hat in meiner Welt eine Art mentale Glaubens-Garantie-Erklärung inne und erlaubt dadurch die Grenze so weit zu verschieben, dass die Partnerschaft bis zum Lebensende nicht der Befriedigung von Wünschen nach bestimmten persönlichen Erfahrungen entgegen steht. Ob diese Wünsche spontaner Begegnung entspringen oder bereits seit Jahren im Kopf herumschwirren, ändert nichts daran, dass weder sie, noch die Erfahrungen, auf die sie abzielen, grundsätzlich den Partner in Frage stellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es eher umgekehrt zu einer Stärkung der Bindung beigetragen kann, weil aus der Dankbarkeit heraus, besondere Erfahrung gemacht haben zu können, der Wunsch erwächst dieses Glück irgendwie zu teilen, es zurück zu geben. Wenn allerdings die selbe Erfahrung gemacht wird unter dem Stern des Verbotenem, resultiert dies in Geheimnissen, die früher oder später am Fundament der Beziehung - Glauben und Vertrauen - zu rütteln beginnen. Es geht somit bei der "Bekanntschaft" meiner Frau nicht um die "Affäre" an sich, sondern das Geheimnis um diese. Polygamie ist meines Verständnisses nach nicht viel mehr als Monogamie mit sehr weit definierten Grenzen, fokussiert aber eher die Notwendigkeit der Wahrheit über respektvolles (was du nicht willst, das man dir tue, das füge keinem anderen zu) und offenes (was mein ist, ist auch dein) Miteinander zur Allgegenwart zu verhelfen, was schlussendlich die Frage, ob man in einer polygamen oder monogamen Beziehung glücklich ist, erübrigt, da grundsätzlich die Last genommen wird.
Mein Problem ist die Last der Entfremdung durch Vertrauensverlust, weil das Thema um ihre Bekanntschaft noch immer nicht verarbeitet wurde, weil darüber noch immer nicht offen gesprochen werden kann. Es verletzt mich jeden Tag aufs neue viel mehr, wenn sie den Fragen um den Typen aus dem Weg geht, als es irgend ein "Geständnis" tun könnte, da das Geschehene unveränderbar ist, aber die Ehrlichkeit im Moment des Geständnisses von Respekt und Achtung zeugt. Von Scheidung ist zwar nicht mehr die Rede, so richtig vom Tisch aber ist sie meines Empfindens nach nicht. So hat sie die letzten Wochen immer wieder geäußert, dass sie mit mir nicht umzieht, und richtig fies wurde es, als ich einen Tag früher als üblich unangemeldet nach Hause kam und auf dem Tisch ihren Laptop eingeschaltet vorfand - während sie (es war 22 Uhr) nicht zu Hause war - mit einer Internet-Seite offen, wo ein Job in St. Petersburg ihren Qualifikationen entsprechend angeboten wurde. Sie hat dann nur gemeint "Ich habe scheiße gebaut".


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BeitragVerfasst: Di 23. Dez 2014, 15:12 
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Oh je...

für Viele ist der Traum vom baldigen Ausstieg das Wichtigste und irgendwie der Anker in einer aktuell deprimierenden Phase.

Bei Dir habe ich jetzt aber leider den Eindruck, als müsste (wenn überhaupt möglich) erst einmal die Partnerschaft richtig geklärt werden, bevor weitere Pläne stattfinden.

Du musst klären, ob Du nur für Dich oder für Euch gemeinsam (und dann auch wirklich gemeinsam) Pläne schmieden kannst.

Sonst wird das früher oder später ein Problem werden.

Egal wie, ich wünsche dennoch friedliche Feiertage und viel GLück!

_________________
Erfahrung macht (meistens) klüger...


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