Hallo zusammen,
ich heiße Fabian, bin 29 Jahre alt und lebe zur Zeit in der Grafschaft Bentheim in Niedersachsen.
Bis August 2019 habe ich für sieben Jahre in Bonn gewohnt, dort mit der Zeit ein sehr angenehmes soziales Umfeld aufgebaut und bin einem vergleichsweise angenehmen Job in einem kleinen Kino nachgegangen. Letztes Frühjahr habe ich mein Studium beendet und im Sommer eine Volontärsstelle bei einem Lokalradiosender angenommen. An sich war dieser Berufsweg immer der, den ich mir angesichts meiner Fähigkeiten und Talente immer am ehesten für mich vorstellen konnte (und ist es auch nach wie vor).
Nach einem halben Jahr (von insg. 2 Jahren) sieht es aber momentan so aus, dass mir mangelnde Menschlichkeit und Wertschätzung seitens meiner Vorgesetzten außerordentlich zu schaffen macht, ich null inhaltlichen Bezug zu den Themen in meinem Job herstellen kann, ich mir im privaten Bereich keine Hobbys als Ausgleich leisten kann, weil das Gehalt kaum ausreicht und ich mich im Alltag sozial isoliert fühle, unter Heimweh und gelegentlich (nicht zum ersten Mal) unter depressiven Schüben leide. Immer wieder drängt sich der Gedanke auf, warum ich mir das antue, warum ich mein Wohlbefinden und meinen Selbstwert dem Umstand unterordne, dass ich beruflich voran kommen muss und deshalb akzeptieren muss, dass es mir zwei Jahre lang beschissen geht.
Die meisten Menschen kommentieren das damit, dass ich mich mal zusammenreißen soll und sich jeder mal durch eine schwere Zeit kämpfen muss. Das mag auch stimmen, ich denke aber, dass es falsch ist, zu akzeptieren, dass man keine Alternative hat und es gegenüber sich selbst verantwortungslos ist, sich nicht zumindest mal Gedanken darüber zu machen, wie andere Lebensentwürfe aussehen und funktionieren könnten.
Mit dem Aussteigertum habe ich mich für mich selbst immer nur sehr oberflächlich beschäftigt, indem ich mir die üblichen Spielfilme und Dokumentationen zu dem Thema angeschaut habe. In den letzten Jahren habe ich auch das ein oder andere Mal Leute in meinem Bekanntenkreis kennengelernt, die einen solchen Schritt gegangen sind und war davon immer ziemlich fasziniert. Leider bin ich selbst in meinem bisherigen Leben verhältnismäßig wenig rumgekommen, war noch nie richtig auf Reisen und noch nie außerhalb Europas. Ich verfüge also über kein Know-how, habe keine Ahnung wie ich die ersten Schritte mache oder welche das sind, was ich brauche, was ich nicht mehr brauche und wie ich den Mut finden könnte, es am Ende auch durchzuziehen.
Ich bin leidenschaftlich gerne in der Natur, gehe wandern und erlebe währenddessen manchmal Momente, in denen ich denke, dass ich meinem inneren Frieden kaum näher kommen könnte. Ich werde mir in letzter Zeit immer sicherer, dass ich dieses etwas diffuse Gefühl der Erfüllung niemals dauerhaft herstellen kann, wenn ich versuche, mich beruflich nach oben zu arbeiten, mehr Geld zu verdienen und zu tun, was von mir erwartet wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nicht für immer mit Entbehrungen, Versagensangst und Hackordnungen verbunden sein wird.
Die logische Konsequenz für mich ist, nach einem Weg zu suchen, wie ich dem ausweichen kann, weil ich damit nicht umgehen kann.
Ich habe die Hoffnung, hier auf Leute zu treffen, die das nicht für ein Zeichen von Schwäche halten, sondern Verständnis dafür haben und vielleicht sogar aus ähnlichen Gründen einen alternativen Lebensweg eingeschlagen haben.
Vielleicht hat ja jemand Lust, mir mal Vorschläge zu machen, was in meiner beschriebenen Situation die sinnvollsten Schritte sind. Zum Beispiel habe ich mich noch nicht damit auseinandergesetzt, wieviel Budget man braucht, um sich quasi ein neues Leben aufzubauen (vielleicht liegt da aber auch schon mein erster Denkfehler…). Zunächst mal würde ich mich gerne mit ein paar Leuten vernetzen und erstmal nur Gedanken austauschen. Irgendwann wäre ich wohl auch bereit, mal das Leben in einer Kommune, auf einem Selbstversorgerhof oder einem Camp probeweise kennenzulernen.
Vielleicht noch einige, nicht unwichtige Punkte zu meiner Person: ich habe den Anspruch an mich selbst, allen Menschen freundlich, aufgeschlossen, respektvoll und empathisch zu begegnen und bin am liebsten mit Menschen zusammen, für die dieser Anspruch auch eine Selbstverständlichkeit ist. Ich bin ein sensibler und dementsprechend harmoniebedürftiger Typ, womit ich mir manchmal auch etwas im Weg stehen kann, prinzipiell bin ich aber ziemlich zufrieden mit dieser Eigenschaft. Ich liebe Musik, Literatur und Film und unterhalte mich gerne darüber, aber generell unterhalte ich mich gerne – über die ernstesten aber auch die witzigsten Dinge. Vielleicht ist für manche Leute noch interessant, dass ich seit 2013 vegetarisch lebe, für mich persönlich ist es aber kein entscheidendes Kriterium, wie sich potentielle Bekanntschaften oder Gemeinschaften ernähren.
Wenn ich das Gefühl habe, dass mich bestimmte Grenzerfahrungen im Leben weiterbringen oder einen bestimmten Mehrwert für mich haben, bin ich diesen Dingen gegenüber aufgeschlossen, also scheut euch bitte nicht, auch mit möglicherweise „verrückten“ Ideen um die Ecke zu kommen.
Als Aufhänger zum Abschluss vielleicht noch ein paar Orte, die ich (eher unabhängig hiervon) definitiv irgendwann mal gesehen haben möchte: Kanada (v.a. British Columbia, Yukon, North West Territories), das Baltikum, Finnland, den Himalaya (v.a. Nepal), Madagaskar.
Viele Grüße,
Fabian