Erstmal vielen Dank für die Antworten!
Martin1979 hat geschrieben:
Nur_ein_Leben hat geschrieben:
Hi, wie macht ihr das mit dem Visum oder legalen Aufenthalt. Oder hat man das als Grundstücksbesitzer mit gekauft?
Gruß Sebastian
Das würde mich auch interessieren. Kannst Du Dein Vorhaben nochmal detaillierter Beschreiben... Also wie das mit dem Grundstückkauf geklappt hat, wie man sich aus der Ferne über so viele Jahre sicher sein kann, dort zu leben, wie ihr tatsächlich dort leben wollt und vielleicht was Kosten und Aufwand anbelangt?
Das ist eine längere Geschichte. Prinzipiell hilft es, mit einer Einheimischen verheiratet zu sein. Aber auch ohne dieses Detail hätte das geklappt, wenn auch weniger elegant. Ein Hauskauf ist eine Investition. Die kann man geltend machen, wenn es um eine Aufenthaltserlaubnis geht.
Die Kosten waren damals sehr gering. Wir haben das Ganze mit einem Konsumentenkredit in D über sechs Jahre abbezahlt.
Die Kosten waren nicht sehr hoch. Etwa in Höhe eines Mittelklassewagens. Auf den hatten wir in dieser Zeit verzichtet.
Zu zahlen war allerdings währendessen ein Gärtner, der auch auf dem Gundstück wohnt und sich kümmert. Ohne ist es ausgeschlossen, dass sowas klappen kann.
Wovon und wie wollen wir leben?
Wir beide haben die Möglichkeit, selbständig und dezentral Geld von dort aus in Deutschland zu verdienen. Das Wichtigste hierfür ist eine Internetverbindung. Da wir aber keine Miete zahlen müssen, Heizkosten nicht existent und wir auf dem Grundstück eine Wasserquelle haben, sowie die vegetarische Ernährung zum Großteil auf dem Grundstück wächst, sind die laufenden Kosten nur etwa die Hälfte von dem, was wir in D bräuchten. Dennoch nehmen wir Geld für etwa zwei Jahre mit. Wenn sich dort dann alles anders darstellt, als wir gedacht hatten, kommen wir halt zurück. Mit meinem derzeitigen Arbeitgeber ist abgesprochen, dass ich in diesem Fall wieder hier anfangen könnte.
Sowas zu organisieren und zu finanzieren dauert eben ein wenig. Deswegen die zehn Jahre Vorbereitung. Langfristig und nachhaltig zu denken, ich meine in Generationen, ist Voraussetzung, um Schnellschüsse zu vermeiden.
Allerdings ist es auch unglaublich motivierend und befriedigend, während der Lohnabhängigkeit in D ein Ziel und eine Timeline gehabt zu haben. Jetzt, wo es aktueller wird, bekomme ich zwar ein wenig weiche Knie, aber diese Spannung verstehe ich auch als Lebensqualität.
Die Landessprache hatte ich schon während des Studiums gelernt, als ich ein halbes Jahr dort ein Freisemester (mit Praktikum) verbrachte.
Ich bin zwar nicht religiös, aber ich habe den festen Glauben, dass man alles erreichen kann, wenn man sein ganzes Leben auf ein Ziel ausrichtet. Sämtliche Entscheidungen fügen sich dann ganz von alleine. Das betrifft die Berufswahl, die Familienplanung, die Anschaffungen, den Freundeskreis und alles andere. Auch verhindert man, dass man sich in Deutschland so einrichtet, dass eine Umsiedlung immer unmöglicher wird. Denn diese Gefahr besteht, je älter man wird. Irgendwann ist die Zeit dann reif und die Vorbereitungszeit abgeschlossen.
Der wichtigste Aspekt ist aber wohl, dass man Gelegenheiten nutzt und nicht verstreichen lässt, wenn sie sich bieten. Wer weiß, was er will, kann ohne viel Zögern sofort zuschlagen, wenn sich eine solche Gelegenheit wie mit dem Grundstück dort ergibt.
Wir hatten auch bereits eine "Probezeit" von über einem halben Jahr dort, in der wir das Haus renoviert hatten und uns darüber klar werden konnten, wie es sich anfühlt, dort zu leben.
Wenn wir keine Kinder bekommen hätten, wären wir garantiert schon viel eher dort gelandet. Aber mit dem Eltern sein hat man eben eine ganz andere Verantwortung zu tragen.
Um zur Frage nach dem Aufwand zurück zu kommen: Finanziell über einen solchen Zeitraum der Vorbereitung eher marginal. Emotional und vom Zeitaufwand her allerdings sehr hoch.
Unser Vorgehen war so: Wir haben uns vor langer Zeit eine Wunschliste erstellt, wie wir leben wollen. Die wurde immer länger und vor allem immer absurder. Aber wenn wir uns schon was wünschen, dann richtig. Der Nachteil war, dass je länger die Liste wurde, es immer unwahrscheinlicher war, das Grundstück zu finden, was alles erfüllt. Aber als es dann als Kleinanzeige kurz vor Weihnachten im Internet tatsächlich auftauchte, bin ich Heiligabend rübergefolgen und konnte alle notwenigen Formalitäten zwischen den Jahren abwickeln. Allein diese Suche hatte allerdings Jahre gedauert.
Der wichtigste Tipp, den ich vergeben kann: Lerne Dich selbst kennen! Verstehe, was Dir gut tut und tue dann alles, Deine Lebensumstände dem anzupassen. Du brauchst eine Vision, und sei sie vordergründig noch so abwegig. Höre auf Dich und nicht auf all jene, die glauben, ihr eigenes Lebenmodell könnte auch zu Dir passen. Wenn Du Dich kennenlernen willst, musst Du allerdings sehr sehr ehrlich sein. Wie könntest Du beispielsweise mit Enttäuschungen und einem Scheitern umgehen? Wie reagierst Du auf Unsicherheit in jeglicher Form?
Und dann: Wage etwas! Das ist Leben. Solange Du jung bist, hast Du Zeit. Und Freiheit! Das ist ein unglaublicher Schatz. Nutze ihn. Diese Zeit kommt nie mehr zurück. Vertraue in die Kraft und das Wissen, was Du erhältst, wenn Du etwas wagst. Dies eröffnet Dir völlig neue Erkenntnisse und Perspektiven. Freiheit ist toll! Sie wird immer größer, je mehr Du sie nutzt.