Hallo Nichts-wie-weg!
Ich bin eher zufällig auf dieses Forum gestoßen, und wollte mir einfach mal die Vorstellungsrunde anschauen. Da bin ich auf deinen Beitrag gestoßen, und habe mir gedacht, der könnte von mir sein.
Du hast 100% recht, und stellst die Dinge so dar, wie sie sind. Dieses System, in dem wir leben und die Menschen, die dieses System beherrschen und bewachen sind unwürdig und in großen Teilen unmenschlich. Selbständig denkende Menschen, die von der Natur mit einem außerordentlichen Freiheits- und Gerechtigkeitssinn ausgestattet wurden, haben größte Probleme, in diesem Land zu leben. Zu leben, ohne psychisch krank zu werden.
Man trifft immer wieder auf besonders strebsame Unterstützer dieses Systems.
Mitläufer der herrschenden Klasse. Heinrich Mann bezeichnet das in seinem Roman „Der Untertan“ als obrigkeitshörig, feige und ohne Zivilcourage. Aber genau diese Mitmenschen sind die Stützen der herrschenden Klasse, und Feinde der Normalbevölkerung, derer, die nicht im Staatsdienst stehen. So baut die herrschende Klasse innerhalb der Gesellschaft verfeindete Gruppierungen auf, um letztendlich die eigene Macht von denen schützen zu lassen, die sie ebenfalls ausbeuten. Das war im Kaiserreich nicht anders als bei den Nazis, und nicht anders als heute. Warum hatten die Nazis so leichtes Spiel an die Macht zu kommen, und diese dann auch zu halten? Weil genau diese Art von Mensch gerne die Aufgabe der Kettenhunde übernommen hat. Weil diese Art von Mensch nach unten tritt und nach oben kriecht! Und genau diese Art von Mensch sitzt auch heute wieder in den Amtsstuben der Bundesrepublik Deutschland. Und sie warten nur darauf losgelassen zu werden. Hartz IV Empfänger werden von genau dieser degenerierten Menschenart sanktioniert – und glaube es mir, die überwältigende Mehrheit der Amtsschimmelreiter tun es gerne und mit Genuss. Noch sind die Gesetze so, dass keine körperliche Gewalt ausgeübt wird. Aber sollten sich die Gesetze einmal ändern, dann werden diese Menschen wieder gehorsam nur ihre „Pflicht“ tun – so wie sie auch im Nazireich nur ihre Pflicht getan haben!
Was können wir tun? Abhauen? Wohin? Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es schwierig ist, in einem anderen Land ohne Arbeit zu leben. Ich stand Anfang der 80er Jahre in dem gleichen Dilemma. Ich musste raus, raus aus diesem Hamsterrad. So wollte ich nicht mein ganzes Leben fristen. Ich dachte Spanien wäre cool. Aber Essen und Trinken gab es auch nicht umsonst. Geld verdienen konnte man als Deutscher schwerlich. Ich lebte kurze Zeit in einer Christie Community, aber ich war ja Aussteiger, und auch dort musste man arbeiten und Gesetze und Regeln befolgen. Nach 1 Woche hat man mich wieder rausgeworfen, aus der „Christie“ Community. Von daher kann ich dir schon mal sagen, erwarte nichts von deinen Mitmenschen, am wenigsten von vermeintlich Religiösen!
Ich bin zurück nach Deutschland gekommen und habe es noch mehrfach versucht: Kanada, Indien, Jamaika – immer gescheitert – und zwar an meinen eigenen Ansprüchen. Überall gab es Regeln, nirgendwo hat man auf mich gewartet und mich mit offenen Armen empfangen. Ich war soweit, ich wollte mir das Leben nehmen. Als ich morgens wieder aufgewachte, habe ich mich gefragt, was ich eigentlich will. Ich wollte leben, und zwar in Deutschland. Und ich lebte nach dem Motto: Ändere die Dinge, die du ändern kannst. Nimm hin, was du nicht ändern kannst. Aber trenne das eine vom anderen. Das System musste ich akzeptieren, die Menschen sowieso. Also musste ich mich darauf einstellen. Was kann ich am einfachsten ändern? Mich selber!
Ich hatte natürlich auch viel Glück, auf Menschen zu treffen, die mich bei der Rückkehr in dieses System unterstützt haben, und vor allem Verständnis für mich hatten – am wichtigsten war rückblickend mein Vater!
Dem System muss man mit Sarkasmus, Ironie und Humor begegnen. Druck erzeugt Gegendruck, und aus dem Wald schallt es heraus, wie man hinein gerufen hat.
Mir hat vor allem anderen geholfen, mich mit Philosophie zu beschäftigen. Sokrates, Aristoteles, Nitzsche, Kant und andere. Sie alle konnten die Menschen auch nicht ändern, aber die Erkenntnis, dass wir mit unseren Zweifeln, Gefühlen, Schmerzen und Wünschen und Hoffnungen nicht alleine sind, das hilft bei der Überwindung der negativen Gedanken.
Mittlerweile bin ich verheiratet, natürlich nicht mit einer Deutschen, habe 2 süße Kinder, und suche mir Bekannte nach meinen Vorstellungen aus. Menschen, die mir nicht gut tun, gehe ich aus dem Weg. Konflikte mit den Häschern des Systems, versuche ich soweit wie möglich zu vermeiden.
Ich lebe in einer Nische in der Gesellschaft, in meiner Nische.
Auch heute noch, mit fast 50 Jahren, stelle ich mir die Frage nach der Sinnhaftigkeit unseres Tuns. So wie du es formuliert hast, jeden Tag von 06:00 in der früh bis abends 19:00 Uhr fremdbestimmt, um die Vermögen anderer, weniger Menschen zu vergrößern, um dann kurz vor oder nach dem Erreichen des Rentenalters den Löffel abzugeben. Aber was wäre die Alternative? Im einem anderen Land, total verarmt vor die Hunde zu gehen? Ohne jegliches soziales System? Ohne Aussicht auf Rente? Hier gibt es wenigstens die Hoffnung!
Was ist denn der Sinn des Lebens? Ich lebe nach Aristoteles' Rat: Sich jeden Tag mit kleinen Dingen glücklich zu machen, und diese kleinen Dinge zu genießen.
Nun, ich kann dir keine Tips geben. Will ich auch nicht. Du bist einer der „Auserwählten“ die offensichtlich vom Baum der Erkenntnis gegessen haben (damit hatte ja auch Adam schon so seine Probleme).
Mach, was du für richtig hältst, es ist dein Leben. Ich fand es nur schön, zu lesen, dass auch andere Menschen so empfinden wie ich, und es ich wollte einfach ein paar Zeilen dazu schreiben.
Eines noch zum Schluss. Verspreche dir nur nicht zu viel von anderen Ländern, denn auch dort wirst du auf Menschen treffen. Das Problem ist nicht das System, nicht das Land und nicht die Kultur, und auch nicht die Zeit in der wir leben. Das Problem sind die Menschen – nicht alle, aber diejenigen, die die Macht haben, und die sind überall gleich!
P.S.: Du hast doch wohl nicht wirklich geglaubt, über ein Internet-Forum echte Aussteiger zu finden?! In der Tundra oder Taiga wirst du auf echte Probleme stoßen, bei der Suche nach einem Internetanschluss.