Hallo, Anarchist
Als ich so alt war, wie Du jetzt (ich weiß, ich weiß… klingt sau doof, entspricht aber [leider…?] der Realität), hatte mich auch eine anarchistische Phase. Ich las Schriften von Bakunin, Malatesta, Kropotkin, diskutierte viel und hatte auch Gemeinschaftspläne und Vorhaben…
Warum es nicht von Dauer war und keine realen Früchte getragen hat??? Ich denke ich hatte nicht „die richtigen Leute“ und war auch selbst nicht der richtige Leut! Ob es dafür überhaupt die richtigen Leute gibt, erlaube ich mir zu bezweifeln…
Der Pferdefuß von allen Weltverbesserungsrezepten aus dem 19 Jahrhundert ist die politische Ausrichtung. Das bedeutet: der Fokus liegt beim Umbau des sozial-ökonomisch-politischen Systems. Alle anderen Faktoren sollen sich quasi von selbst, dann einstellen…
Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass dieses System genauso in den genetischen, hormonellen und psychoemotionalen Sphären der Individuen verankert ist. Ergo wird jeder Versuch es nur im Äußeren zu ändern, damit enden, dass die neuen äußeren Strukturen von den inneren Prägungen wieder zurückverwandelt werden (siehe die Geschichte des realexistierenden Sozialismus, oder der Kibbuzbewegung).
Leider sind hierarchische Machtstrukturen in der ganzen Tierwelt allgegenwärtig!!! Fachliteraturlektüre und eigene Beobachtungen bei von mir gehalten Tieren: Hühnern, Pferden, Gänsen, Ziegen; zeigen deutlich, dass die o.g. Strukturen genetisch verankert hormonell gesteuert und psychosozial konditioniert sind.
Genau so ist es auch bei den Menschen. Menschen haben aber ein Bewusstsein, dass sie befähigen könnte sich über die systemitische Prägung zu erheben! Beachte den tiefsten Koniunktief!!! Real würde es einen grundlegenden Umbau der Persönlichkeit bedeuten. Dieser müsste mit Heilung der psychischen Traumata beginnen und erst dann neuparadigmatische Programmierung anschließen.
Dieses ist deswegen unrealistisch, weil dies:
- absolut der heutigen Kultur der Individualität und persönlichen Freiheit „so sein zu dürfen, wie man ist“ entgegensteht und den Kreis der bereiten Interessenten stark eingrenzt
- mit ihrer Abhängigkeit vom hohen Authentizitätsinhalt mit dem anderen Allgemeintrend der heutigen Kultur kollidieret. Da meine ich die Seuche des Fake = dem „tun als ob“ – dieses kann alle ernsthaften Transformationen sehr schmerzhaft untergraben…
- den Tatbestand der Gehirnwäsche, Versklavung, gefährlichen Sektentum usw. erfüllt und ernsthafte Sekundärprobleme aufwerfen würde.
Deine realen Ziele der Selbstversorgung und Konsumverzicht finde ich sehr gut und kann sie absolut befürworten!!! Ich selbst lebe ja seit 30 Jahren genau so ( siehe:
http://ziehmitdemwind.bboard.de/board/ftopic-94076572nx22786-1949.html). Aber die politische und weltanschauliche Basis ist meiner Meinung nach veraltet und unrealistisch!
Gruß
Ani