Peperoni hat geschrieben:
Ich war auch erst beeindruckt. Allerdings ist das auch ein ganz normaler Effekt, wenn das der erste Philosoph ist, den man liest.
Was meinst du damit? Was ist ein ganz normaler Effekt? Nietzsches sprachliche Qualitäten halte ich nach wie vor für meisterlich. Tief emotional und intensiv ist es für mich jedes Mal, wenn ich ein Buch lese, das ich sehr schätze. Wenn es mich nicht berührt, lese ich nicht.
Peperoni hat geschrieben:
Stehst du denn voll hinter allem, was der Werner so schreibt?
Das ist überhaupt gar nicht meine Aufgabe.
Ich habe genug damit zu tun, Rückgrat für meine eigenen Handlungen (und Worte) zu übernehmen und zu zeigen.
Bei solchen Kommentaren von ihm wie beispielsweise diesen:
"
Es ist eine einsame Welt, jenseits der Worte im Reich von Wahrheit und Erkenntnis und wer diese Welt [in Ermangelung vernünftiger Gesprächspartner vorzieht] wird sich früher oder später einen Gott suchen, mit dem sich diese Einsamkeit teilen läßt. In der Regel schrauben die meisten Leute jedoch irgendwann ihre Ansprüche an Sinn und Vernunft herunter und geben sich mit weniger zufrieden. Man arrangiert sich mit den vielen kleinen Verlogenheiten ringsherum und setzt sich eine allgemeinverbindliche Maske auf, um nicht immer wieder an denselben Stellen anzuecken. Der Einzelkämpfer verweigert das Kauztum und gibt sich als Normalbürger. Von dieser Schizophrenie bleibt niemand verschont [auch nicht die Durchschnittsbürger], solange grundlegende erkenntnistheoretische Probleme nicht auf breiter Basis gelöst sind. Es spielt auch keine Rolle, ob sich nun jemand seines ganz persönlichen Irrsinns bewußt ist oder nicht. Das Ergebnis ist dasselbe. Man lebt mit einer Behinderung, in der es so gut wie unmöglich ist, das eigene Potential voll zur Geltung zu bringen. Das Leben wird ein tristes Dasein, in dem sich jeder so gut er kann ein kleines Glück vorgaukelt und dieses Theater [oft auch als ausgesprochene Plaudertasche] wird dann bis zum finalen Abgang aufrechterhalten. Es ist aber kein Naturgesetz, daß Wahrheit einsam macht, eher ein echtes Armutszeugnis für Land und Leute. "
...könnte ich jedoch nicht
mehr zustimmen. Und davon gibt es sehr, sehr, sehr viele.
Peperoni hat geschrieben:
Aus gesellschaftlicher Sicht ist das sicher 1000-mal besser, wie alles was wir bisher hatten. Dennoch muss ich sagen, bin ich persönlicher eindeutig zufriedener, wenn ich das ganze System denken hinter mir lasse.
Genau, ich möchte eigentlich auch nicht, dass das hier der x-te "Die Gesellschaft ist böse"-Thread wird. Davon gibt es genug (nicht abwertend gemeint, ist ja auch ein entsprechend großes Thema). Ich möchte wenn, gerne über die Hauptinhalte der Seite reden, w.z.B. Erkenntnistheorie und Sprachkritik, Wertlogik und Individualismus. Das Individuum steht im Mittelpunkt.
Natürlich hängt alles irgendwie zusammen, aber das ist kein Grund es darauf zu beschränken.
Peperoni hat geschrieben:
Eigentlich mach ich damit also eher ein Schritt in richtung Esoterik. Wobei ich aber immer noch am überlegen bin, ob es bei Interaktion nun so etwas wie Moral gibt oder nicht (seit vielen Jahren
) . Das ist eine wirklich schwere Frage (zumindest für mich).
Auf genau sowas und vieles mehr gibt diese Seite eben "Antworten" (d.h. Grundlagen, um dir die Antworten selbst zu erarbeiten), wobei natürlich jeder für sich entscheiden kann, inwieweit er es in sich aufnimmt, übernimmt, verwertet oder eben halt ablehnt. Ich finde eben so gut daran, dass auf der Seite eben noch rational begründet wird und auf Gefühlsduselei praktisch komplett verzichtet wird. Religion sehe ich als eine Art Grenzüberschritt, Transzendenz. Um sich nicht selbst zu beschränken, sollte man die Grenzen des eigenen Intellekts (also des Denkens, Fühlens, Wollens) völlig ausreizen (d.h. ausbilden), meiner Meinung nach. Vorher macht das keinen großen Sinn (für mich).