Hallo Ihr Alle !
Hier gefaellts uns schon viel besser! Claudia hat sich leider vier Wochen lang vergeblich bei Eurotopia abgeplagt, in der Hoffnung da auf offene, freundliche Menschen zu treffen. Und Debalier, eigentlich der einzige konstruktive Kontakt von dort, ist ja auch schon hier.
Zu uns.... leider eine sehr lange intensive Geschichte. die sich nicht so schnell und nur in groben zuegen hinschreiben laesst. Dummerweise ist unsere neue dreisprachige Homepage noch nicht fertiggestellt und die provisorische Alte, taugt nicht viel. Wir muessen also hier viel schreiben:
Wir sind zu zweit, mit den 7-9 Kindern (wir wissen nicht so genau, ob wir die zwei aelteren Toechter noch mitzaehlen koennen) sind wir 9-11 Personen . Wir sind 42/40 und 5-18 Jahre jung. Wir leben seit 1993 in Nordostpolen im Suwalki -Landschaftspark, bewirtschaften 17ha Land von insgesamt 23ha. 6ha sind Wald, Hecken, Gebaeude, Steinhaufen, Teiche, Sumpf und "Wildnis". Wir halten Kuehe, Ziegen und Huehner, es gibt noch Katzen, Meerschweinchen und leider 2 Hunde.
Wir bauen biologisch, verschiedene Getreide, Gemuese, Kartoffeln, Buchweizen, Lupinen usw. an, und leben von Kaeseproduktion und -verkauf und was sonst alles so Ueberschuessiges anfaellt.
Wir und unsere drei aelteren Kinder, sind in der Schweiz geboren. 1991 sind wir teil-totalausgestiegen. Wir haben alles Unnoetige verkauft und sind mit den zwei Toechtern ( 3/1,5 J) ins Zuercher Oberland in ein Tippi gezogen..... mit offenem Feuer und ohne Strom usw.. Wir verdienten aber weiterhin unser Geld, durch die Betreibung unseres Naturprodukte Marktfahrergeschaeftes. Wir hatten also immernoch unser Transportauto, mit dem wir zwar waehrend drei Jahren, nur 3600km zurueckgelegt hatten. Eigenes Land hatten wir noch nicht und auch keine Gemueseanbaumoeglichkeiten. Wir suchten Leute fuer weitere gemeinsame Landsuche und Gemeinschaftsbildung....... es gab viele Besuche und sogar ein grosses Treffen mitten im Winter. Unser 3.Kind kam mitten im Februar bei -16 Grad im Tippi auf die Welt. Kurz darauf mussten wir aber zusammenpacken und nach Suedfrankreich "fluechten", wo's schon waermer war, weil die Gemeindebehoerden aus gesetzlichen "Pflichten" gegen ein solches unkonventionelles Leben einschreiten "mussten". Dank unserem Toyotabus waren wir beweglich und hatten auf jedem Parkplatz ein Stueck Landrecht auf dieser Erde. Zu fuenft lebten wir im Auto und Tippi bei laengeren Aufenthalten in der Schweiz und Frankreich ein Sommernomaden/Tippiwinterleben. Obwohl so viele Andere auch irgendwie anders leben wollten, sind wir trotzdem, auch nach sooo vielen Bekanntschaften, immer wieder alleine weitergezogen ( Ihr kennt das ja auch). 1993 sind wir dann nach Polen geraten, lernten viele hilfsbereite offene Menschen kennen, fanden Land mit bewohnbaren Gebaeuden, fuer das unsere Ersparnisse reichten und kauften es.... blieben... und bauten uns langsam aber sicher eine tragfaehige Existenz auf.
Die ersten vier Jahre waren "primitv" und extrem. Hier im Nordwesten war noch klar Kurznachkomunismus. Wir lebten sehr einfach, die Winter waren hart und unser Land schwach, voller Steine (Endmoraenen der skandinavischen Eiszeitgletscher). Wir konnten noch nicht richtig polnisch, bekamen noch mehr Kinder, arbeiteten 4 Jahre nur mit dem Pferd und und und... und wir wurden bekannt im Land, weil es fuer die Polen einfach eine sensationelles Ereignis war, dass eine ganze Familie aus der Schweiz freiwillig, sich in einer der aermsten Gegenden von dem sonst schon armen Land, angesiedelt hatte. Sie fuehlten sich geehrt und viele konnten das einfach nicht mit ihrem normalen Denken fassen.
Wir begannen Kaese zu machen. Und da wir bekannt waren, fehlte es uns nie an Kundschaft. Wir waren aber total arbeits- und kinderueberlastet und unser ganzes Leben drehte sich nur noch in diesem Hamsterrad. Abgesehen von ein paar Sommerwochen, lebten wir in einsamer Isolation.
Wir waren ausgezogen, um mit vielen anderen Leuten zusammen eine neue, menschlichere und langzeitueberlebensschaffende Lebensweise zu bilden. Und nicht, um (Martini hat das ja auch erwaent), einfach vielbewunderte und oder verlachte Extrem-Aussteiger-Spinner zu sein. Die Falschspielerzivilisation, aus der wir ausgestiegen waren, rueckte uns auch hier wieder in rasendem Tempo entgegen.
Und ueberhaupt, kann mensch ganz Aussteigen? Ist das nicht einfach eine Illusion? Sitzen wir nicht alle auf dem selben Planeten, sind Teil der ganzen Menschheit?
Wir denken, wir koennen nur umsteigen. Das ist moeglich, vernuenftig und erlaubt....... Einfach zuerst mal auf einen langsameren Nebenzug umsteigen, der vielleicht viel Halt macht und durch schoener Landschaften faehrt, manchmal ist es zuerst ziemlich einsam, bis dann langsam vielleicht immer mehr Umsteiger dazukommen..... und dann wird's Zeit, dass wir langsam die Fahrtrichtung aendern.... neue Geleise (Lebensstrukturen) bauen, zuerst neben der Hauptstrecke, damit immer mehr "Passagiere" umdenken und umsteigen koennen, denn der Kamikaze-Hauptzug muss gebremst werden......und dann immer neue weitere Weichen, auf immer mehr gesamtheitliche rundlaufende Lebensgeleise.....
Einzelne Menschen koennen nicht selber ganze neue "Lebensrealitaeten" schaffen. Sie koennen nur kurz aussteigen um fuer sich, vielleicht auch fuer andere, eine neue Weiche stellen....und dann mit dem naechsten Zug, dort weiterzufahren. Vielleicht dann waehrend der Fahrt oder bei Halten, gemeinsam mit anderen neue Geleise und Zuege zu bauen ...... und neu "Wege" und "Zuege" bauend, diese neugeschaffenen lebensmoeglichkeiten zu gehen und zu leben.
In dem Sinne, haben wir uns ab 1998 weiterentwickelt. Einen Traktor gekauft, gebaut usw. Das Land wurde frucht- und nutzbarer, mehr Hecken und Baeume ... endlich verdienten wir genuegend, um uns weiterentwickeln zu koennen und fleissig Plaene und Teilmodelle fuer eine neu "Lebenslinie" ausarbeiten, uns mehr mit der praktischen Umsetzung unserer Visionen zu befassen. ........ Ein weiterer grosser Schritt war dann die Anschaffung eines Computers, damit wir ueber Internet wieder in Kontakt, mit der weiten Aussenwelt, treten konnten.... um moeglichst vielen Menschen schrittweise Moeglichkeiten zum Umsteigen und Mitbauen zu zeigen und uns mit schon in aehnlicher Richtung gehenden Menschen zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen.
Und so ist es moeglich geworden, dass wir alle uns hier begegnen koennen...und wir hoffentlich dank gutem konstruktiven Kontakt, Erfahrungs- und Wissensaustausch, mit gegenseitiger Unterstuetzung, nicht nur gemeinsam weiterkommen, sondern hoffentlich ganz viele weitere Menschen zum richtigen Umsteigen bewegen koennen.
Das waer's mal fuer den Anfang.
Liebe Gruesse
PS. Ein Foto folgt dann noch.
Thomas & Claudia
_________________ Schaffen wir uns die Lebenswelt jetzt, in die wir das naechste Mal hineingeboren werden wollen.
Versuchen wir alles schoener, harmonischer, fruchtbarer.... einfach besser und lichtvoller zu hinterlassen, als wir es angetroffen haben!
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