Hallo,
ich will mal "kurz" etwas loswerden:
Was mich an Foren wie diesem ärgert, oder vielleicht auch nicht ärgert sondern eher ermüdet, ist, dass ich nur Sachen zu lesen bekomme wie "Hast du denn schon an dieses oder jenes gedacht?", "Hast du dir schon überlegt welche Konsequenzen das hat?", "Was hast du für Vorbereitungen getroffen?", "Wie sieht dein Plan aus?", "Hast du denn schon daran gedacht, oder hieran oder daran, bist du überhaupt in der Lage dazu?"
Eigentlich hoffe ich auf so einer Plattform Leute zu finden, die mir Mut zusprechen, die nicht das sagen was sowieso schon alle in meinem Umfeld sagen. Aber auch hier muss ich mich bei jedem Thema das mich interessiert erst durch zig Threads lesen, bevor ich vielleicht mal etwas lese was mir auch wirklich was bringt.
Vielleicht liegt das wirklich an dieser deutschen Mentalität, dass alles seine Ordnung haben muss, dass alles geregelt sein muss, dass man auch noch für den klitzekleinsten Furz eine Bescheinigung dabei haben muss. Das man niemals etwas tun sollte worüber man nicht 10 Jahre lang nachgedacht hat.
Als ich enfach mal raus wollte, wusste ich noch nicht mal wohin ich eigentich wollte. Aber ich wusste das ich es wollte. Und ich wusste, das ich es genau zu dem Zeitpunkt wollte und nicht irgendwann. Der Gedanke kreiste schon jahrelang in meinem Kopf bis ich eines Tages an dem Punkt war, wo ich ihn in die Tat umsetzen wollte. Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es in diesem Forum jemanden gibt, dem gestern zufällig in den Kopf kam das er ab morgen sein Leben ändern will.
Was ich meine ist, dass als ich am anderen Ende der Welt angekommen war, mir sehr viele Sachen und Dokumente fehlten, die ich brauchte. Dafür hatte ich den Rucksack mit Sachen vollgepackt, von denen mir vorher gesagt wurde das ich sie unbedingt brauchen würde, die ich aber dann doch nur die ganze Zeit mit mir herumgetragen habe und irgendwann verschenkt habe. Man kann an 20.000 Dinge denken und das was man dann wirklich braucht, hat man doch nicht dabei.
Ich weiß auch das es was anderes ist in Neuseeland zu stehen und zu merken, dass man Papiere vergessen hat, oder in Australien am Flughafen festzusitzen, als wenn das in Thailand oder China passiert. Weil ich in Neuseeland und Australien noch mit den Leuten reden konnte und als es mir in Thailand mal so richtig scheiße ging, hat dort niemand auch nur ein Wort von mir verstanden. Aber trotzdem haben und wollten mir die Menschen dort helfen und irgendwann habe ich auch die richtigen Medikamente gekriegt.
Natürlich ist es kacke wenn man an der Grenze zu einem Land steht und einem dann erst auffällt, dass man gar keine Papiere hat um dort rein zu kommen. Klar ist das scheiße. Aber ich habe und würde mich niemals darüber ärgern - zumindest nicht länger als eine halbe Stunde
- sie vergessen zu haben. Weil man dann doch in einer neuen, völlig unerwarteten Situation steckt. Und in diese Situation können wir alle kommen, auch wenn wir vorher 20 Jahre lang geplant und vorbereitet haben.
Man kann überall Menschen treffen die einem helfen und meiner Meinung nach kann man auch nackt und ohne Geld losziehen um die Welt zu sehen, nach spätestens einem Jahr wird man keinen Unterschied mehr sehen zu dem der nackt losging, und dem der vorher plante und mit riesem Rucksack losging.
Solange sich jemand darüber bewusst ist, der mit dem Fahrrad nach Nepal fahren will, dass er vielleicht etwas dabei haben sollte um etwas gegen einen platten Reifen zu machen, ist doch alles gut. Und selbst wenn er das auch noch vergessen hat, wird er 100 %ig irgendwo jemanden finden, der ihm helfen wird. Auch er kann an alles denken, von Medikamenten angefangen über einen gepolsterten Sattel weil der Hintern irgendwann ziemlich brennt, über 100 Ersatzschläuche bis hin zur Ersatz-Trinkflasche, falls die eine mal kaputt geht. Und dann fällt ihm irgendwann auf, das er kein Werkzeug dabei hat um die Kette zu wechseln.
Ich kann auch 20 Jahre in einem Hasus völlig selbstständig wohnen und merke dann auf einmal, dass das Dach kurz vorm Einstüzen ist. Oder das der Boden unter dem Haus nachgibt und das Haus bald einstürzen wird. Oder es brennt ab.
Da bin ich dann auch auf die Hilfe anderer angewiesen.
Also sprecht den Menschen hier doch lieber Mut zu, als ihnen nur und fast ausschließlich Ratschläge zu geben. Wenn jemand losziehen will, lasst ihn doch losziehen und freut euch mit ihm, anstatt auf eine Frage zu antworten auf die meist noch nicht einmal geantwortet wird, weil wieder und wieder nur irgendwelche Ratschläge kommen die man (zumindest ich) schon seit Jahren in unzähligen Foren gelesen hat.
Mit dem Denken nicht einfach mal etwas zu riskieren, nicht einfach mal etwas zu machen, kommt man nicht weit.
Viele beschweren sich das sie es zu nichts bringen in ihrem Leben, aber keiner von denen riskiert mal was, macht mal was, arbeitet und tut etwas dafür.
Und genau in diesem Forum sollte man nicht das zu lesen bekommen, was man sowieso schon überall und von jedem gesagt oder geschrieben bekommt.
Wenn niemand mehr Risiken eingeht, wenn niemand mehr einfach losläuft, wenn es niemanden mehr gibt der die Probleme erst in der Sekunde anpackt in der sie da sind, der aus seiner momentanen Lage und Situation heraus handelt und handeln muss, ohne sich zu ärgern das er vor einem halben Jahr vergessen hat ein beschissenes Dokument anzufordern, wo kommen wir denn da hin? Wo sind wir dann?
Ich stelle mir das anders vor und ich sehe das auch anders.
Gruß,
Gustav