Jana hat geschrieben:
Aber zum Thema direkt mal noch paar Gedanken von mir.
(...)
Also, ich würde zunächst zum Thema Gemeinschaftsleben und wie regeln von oben nach unten, vom Großen ins Kleine denken; von hinten nach vorne sozusagen.
Was ist das Ziel, das angestrebte Ideal. Wie soll das "Haus" zunächst in den Grundmauern aussehen und später dann.
Die kritischen Bereiche, wo es erfahrungsgemäß zu den schwierigsten Problemen kommen kann würde ich definieren.
Das wäre dann wohl hauptsächlich der rein menschliche bzw. zwischenmenschliche Bereich und das materielle wie Eigentums- und Anteilsfragen, erbrachte Leistungen, plus ggf. Fragen zur Entwicklung, Ideologie und Weltanschauung.
Alles ist sehr herausfordernd, wahrlich keine leichte Sache.
@ Jana: Ja, ein paar wesentliche Aspekte sprachlich gut auf den Punkt gebracht. Damit liegt schon mal ein Stückchen „Leitfaden“ zur Systementwicklung vor.
Jana hat geschrieben:
Im Großen hat die Menschheit noch kein gutes funktionierendes System entwickeln können welches den Werten Freiheit, Humanismus, Frieden, Gleichberechtigung gerecht wird.
Und man sieht ja schon, wie schwer es im Kleinen sich gestaltet.
Dass es bisher gelungen ist, im Großen ein dauerhaft perfekt funktionierendes System zu etablieren, welches den Werten Freiheit, Humanismus, Frieden, Gleichberechtigung jederzeit für alle 100% gerecht wird, kann ich auch nicht feststellen.
Das ist auch äußerst bedauerlich. Allerdings finde ich, dass es doch möglich scheint, die genannten Werte besser zu verwirklichen, als es meistens geschah und geschieht. Vernünftige Überlegungen können wie du weißt dabei hilfreich sein.
Jana hat geschrieben:
Ohne gewisse Regeln und Vereinbahrungen gehts nicht, ob niedergeschrieben oder nicht.
Nur, es sollte nicht zu viel, zu lang und erst recht nicht unverständlich sein.
ja, das denke ich auch
Jana hat geschrieben:
Ab einem gewissen "Über"Maß, meine Meinung, ist eine Gesellschaft, ein Staat, nur noch als krank und reformbedürftig zu beschreiben.
M.E. trifft das auf Deutschland zu.
Na ja, ich mag diesen inflationären Gebrauch des Wortes „krank“ in Bezug auf alles Mögliche nicht, aber das nur nebenbei.
Ich meine, je größer und komplexer eine heutige Gesellschaft ist, desto mehr Regularien braucht sie tatsächlich. Wobei Regulierung der gesellschaftlichen Prozesse auch in hochkomplexen Gesellschaften zum großen Teil über von den Einzelnen verinnerlichten Kontrollmechanismen läuft.
Offener Druck von außen ist in großen hochkomplexen Gesellschaften vielfach gar nicht nötig um bestimmte Verhaltensweisen zu fördern und andere zu unterdrücken. Das erledigt der Einzelne erstaunlich oft zuverlässig auch dann selbst, wenn er damit gegen fundamentale eigene Interessen handelt. Wie stabil diese so beschriebene Gesellschaft wirklich ist ? Tja...
Jedenfalls meine ich, dass große hochkomplexe Gesellschaften auf absehbare Zeit nicht ohne hochkomplexe Regelwerke auskommen werden. „Reform“ könnte dann vielleicht, grob ausgedrückt, nur Zerschlagung der Komplexität bedeuten oder Schaffung kleinerer Einheiten.
Jana hat geschrieben:
Für eine Kommune bzw. Gemeinschaftsprojekt würde ich mir das Genossenschaftsmodell genauer anschauen. Da gehts ja auch nicht nur darum, wie mit Anteilen zu verfahren ist, sondern auch darum, wie Entscheidungen getroffen werden. Der "materielle" Bereich ist m.E. nicht der Schwierigste, was Regelungen angeht.
ja...
Jana hat geschrieben:
Es ist der menschliche Bereich.
"Ein fauler Apfel verdirbt den ganzen Korb", ein Spruch. Da ist so viel Wahres dran.
Ich habe das alles mehrfach durch...es kostet die meiste Kraft und Energie, wenn es hier zu Problemen kommt und es kommt dazu.
Wobei nicht die Möglichkeit einer mehr systemischen Betrachtung übersehen werden sollte. Nicht selten schaffen sich Systeme ihre „faulen Äpfel“ selbst, weil diese z.B. die Funktion einer Projektionsfläche erfüllen können. Anders gesagt: Fehler des Systemganzen zeigen sich oftmals besonders deutlich in einzelnen Systemteilen und nicht gleichermassen überall. Die Probleme eines gesellschaftlichen System werden nicht unbedingt an den Stellen gelöst werden können, an denen sie sich aus einem eingeengten Blickwinkel heraus am deutlichsten zeigen.
Jana hat geschrieben:
Die Ursachen sind sehr vielfältig. Neid, Missgunst, Eifersucht, Machtstreben, alles kann sein.
Und selbst in klaren Hierarchien wie ich sie hatte und dabei Häuptling war, kommt es zu "Kriegen" untereinander.
Auch wenn schwer, so kann man noch "regulierend" was machen.
Wie aber erst, wenn man vllt. überhaupt keine "Hierarchie" hat?
Dabei stehe ich "Hierarchie" selbst sehr kritisch gegenüber.
ehrlich gesagt bin ich auch ziemlich ratlos....
Jana hat geschrieben:
Eines ist aber sicher, mir zumindest. Es gibt immer, von Natur aus, dominante Menschen mit Führungsanspruch.
Ansich ist das nicht schlecht, es hat auch viele Vorteile, weil solche Menschen meist auch ne Menge Kraft, Enthusiasmus und Stärke mitbringen, dass "Rudel" ja nicht zu dessen Nachteil anführen wollen "eigentlich", Machtmissbrauch mal ausgeschlossen.
Hat man aber 2 oder mehr davon in einer "Zone" sozusagen, darf man davon ausgehen, dass die Messer hinterm Rücken gewetzt sind, auch wenn man sich zunächst freundschaftlich auf die Schultern klopft und perfekt versteht (so unter seinesgleichen sozusagen).
fast die ganze geregelte Arbeitswelt besteht aus Haifischbecken und selbst privat scheint es manchmal nicht anders, bei mir geht der Weg zunehmend in Richtung Solotrip
Jana hat geschrieben:
Also wer kocht die "Suppe" und wie sollen die Zutaten aussehen?
EINE Hiearchie oder KEINE Hierarchie, falls nicht, was für Alternativen?
Ältestenrat, ein Vorstand, Schiedsmenschen für Probleme?
Ohne alles wird´s wohl nicht gehen denke ich, irgendwas, irgendne Struktur braucht man und das hängt dann wohl aber auch von der Größe und Zusammensetzung der Gemeinschaft ab.
Regeln und Grundsätze kann man entwickeln je nach Bedarf, parallel zur Entwicklung des Projektes.
Muss man aber sehr sensibel und achtsam angehen. Die Regeln sollten so weit wie möglich kurz gefasst, gerecht, einfach und verständlich sein.
viele kluge gute Gedanken, danke dafür