Es war das Jahr 1898 indem Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, Herzogin in Bayern. Kaiserin von Österreich und Apostolische Königin von Ungarn, besser bekannt als „Sissi“ ermordet wurde.
Der Mörder war Luigi Lucheni auch bekannt als Louis Lucheni, Hilfsarbeiter.
Die Tat bringt noch heute die Gemüter zum kochen. Was ist eure Meinung dazu???
Auf der einen Seite haben wir die Kaiserin Sissi. Sie ist eine Kaiserin wider Willen, eigentlich hasst sie die Monarchie genauso wie ihr Mörder. Sie gilt als schüchtern und zurückhaltend... unter einem Tarnnamen reist sie durch Europa. Dabei wird sie ständig von ihrer Leibwache observiert, öfters entkommt sie ihnen um sich ein bisschen Abstand zu verschaffen. Beim Volk ist sie sehr beliebt.
Dann haben wir Luigi Lucheni. Er hatte... heute würden wir sagen... eine schwere Kindheit. Als Wanderarbeiter zieht er durch die Lande. Seine beste Zeit hatte er beim Militär, dort bekam er regelmäßiges Essen und ordentliche Kleidung. Seine eigene Armut und die der unteren Schichten lassen in ihm den Hass auf die Obrigkeit wachsen. Er öffnet sich dem Anarchismus und bald sieht er in den Aristokraten nur noch lästige Parasiten.
Am späten Mittag des 10. September 1898 treffen die beiden aufeinander. Luigi Lucheni sticht mit einer scharf gemachten Feile der Kaiserin ins Herz. Dabei war das ganze eher Zufall... nachdem der italienische König Umberto I. im Mai 1898 einen Arbeiteraufstand blutig niederschlagen ließ schwor Luigi Lucheni Rache. Eigentlich wollte er Umberto I. ermorden allerdings hatte er kein Geld für eine Reise nach Italien. Ersatzweise wollte er den Prinzen Henri Phillippe Marie d'Orleans ermorden. Doch auch das scheitere an seinem kurzfristig abgesagten Aufenthalt. Als er dann von Sissi's Aufenthalt in Genf erfuhr beschloss er sie zu ermorden. Für einen Revolver sowie für einen Dolch fehlten ihm die Mittel. Mit einer 85mm tiefen Feile versetze er ihr eine Stichwunde in den Herzbeutel. Zuerst wurde die Wunde gar nicht bemerkt doch nach mehreren Ohnmachtsanfällen starb die Kaiserin am späten Nachmittag. Damit hatte er sein Ziel erreicht und ein Mitglied der ihm verhassten Aristokratie ermordert und die Öffentlichkeit schockiert.
Zuerst versuchte er zu fliehen. Wurde allerdings von drei Passanten festgehalten... er war sichtlich stolz auf seine Tat und rief: „Es lebe die Anarchie! Es leben die Anarchisten!“
In Haft kamen ihn dann allerdings so langsam Zweifel an seiner Tat. Hatte er vielleicht doch die falsche Person ermordet? Er stellte fest das er und die Kaiserin eigentlich viele Gemeinsamkeiten hatten. Für sich selbst forderte er die Todesstrafe mit dem Argument... wer nicht arbeitete solle auch nicht essen. Man verurteile ihn dann allerdings zu lebenslanger Haft. In der Haft verhielt er sich ziemlich aggressiv, weil man ihm seine Lebenserinnerung weggenommen hatte. In einer Dunkelzelle erhängte er sich am 19. Oktober 1910 mit einem Gürtel. Die offizielle Suizidversion wurde allerdings angezweifelt... wohlmöglich hatte man etwas nachgeholfen.
Man trennte ihm noch den Schädel ab und sein Gehirn phrenologisch untersucht, aber es wurden keine besonderen Auffälligkeiten festgestellt. 1985 brachte man ihn ins Pathologisch-anatomische Bundesmuseum in Wien, den sogenannten Narrenturm. Im Jahr 2000 wurde er, also der Kopf, auf dem Zentralfriedhof in den sogenannten Anatomiegräbern beigesetzt.
In der Schweiz gab es damals besonders viele Anarchisten. Elizabeth von Österreich wusste das sie dichtete:
Schweizer, Ihr Gebirg ist herrlich!
Ihre Uhren gehen gut.
Doch für uns ist sehr gefährlich
Ihre Königsmörderbrut!
Hier noch ein paar weitere Informationen:
focus.de hat geschrieben:
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Kaiser war schockiert über Tod seiner „süßen, lieben Seele“
Ihre Begleiterin und Vertraute, Gräfin Irma Sztáray, die als ihre Hofdame mit ihr reiste, war zwar geschockt, reagierte aber bemerkenswert gefasst. Sie war es, die den Kaiser über den Tod seiner „süßen, lieben Seele“, wie er sie noch in seinem letzten Brief genannt hatte, informierte. Kaiser Franz Joseph hatte bereits seinen Sohn Rudolph durch Selbstmord verloren – und erlitt er einen weiteren schweren Verlust. Als den 68-jährigen Regenten kurz nach 16 Uhr eine Depesche von Sztáray erreichte, war er schwer schockiert und untröstlich.
Alarmiert durch die Nachricht über die Tat am Quai du Montblanc eilten der Untersuchungsrichter Charles Lechet und der Genfer Generalstaatsanwalt Geoges Navazaa ins Beau Rivage. Sie forderten eine Obduktion der Leiche, die inzwischen im Ecksalon des Hotels aufgebahrt war, um die genaue Todesursache analysieren zu können. Das war eine heikle Forderung, denn eine österreichisch-ungarische Kaiserin obduzierte man nicht so ohne weiteres. Erst nach heftigem Widerstand stimmte die kaiserliche Verwaltung zu.
Beschrieben werden die Ereignisse von Genf, die Hintergründe und die Folgen sowie vor allem die Verbindung zum gewaltbereiten Anarchismus, einer Art terroristischer Bewegung der Zeit, in dem jetzt erschienenen Buch „Tatort Genfer See. Kaiserin Elisabeth im Fadenkreuz der Anarchisten“ der österreichischen Historikern Anna Maria Sigmund.
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Die Kaiserin sah sich von keiner Gefahr bedroht
Adlige und Reiche sahen die Anarchisten grundsätzlich als Ausbeuter und „Blutsauger“ der Gesellschaft. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich in mehreren Ländern Europas wie Russland, Frankreich und Italien Anarchisten-Gruppen gebildet. Die Kommunisten um Karl Marx, die sich zunächst mit ihnen verbündet hatten, lehnten sie bald ab.
Denn die Anarchisten lehnten nicht nur jede Art von Autorität ab, sondern sprachen sich auch zunehmend für gewalttätige Aktionen aus. Anschläge mit Kugeln, Bomben und Dolchen gehörten zum gewaltbereiten Flügel, der einen „Anarchismus der Tat“ propagierte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fielen ihnen mehrere hundert Menschen zum Opfer. „Kein Stein soll auf dem anderen bleiben“, lautete einer ihrer Schlachtrufe.
Der europäische Adel lebte im Bewusstsein ständiger Gefahr, Opfer eines Mordanschlags zu werden. Kein Wunder, dass auch die kaiserlichen Sicherheitsbeauftragten nervös waren, wenn die sehr reisefreudige Elisabeth unterwegs war. Zumal sie stets genervt von ihren Aufpassern war oder sich über die angebliche Gefahr, die ihr drohen sollte, lustig machte. Wer sollte ihr, der völlig unpolitischen Kaiserin, schon nach dem Leben trachten? Nicht selten entwischte sie den Aufpassern, weil sie sich von ihrer Anwesenheit gestört fühlte.
Handelte der Mörder im Auftrag?
Untersuchungsrichter Lechet war sich vor dem Hintergrund dieser Gefahrenlage und aufgrund seiner Verhöre des Täters sicher, dass Lucheni als Instrument eines weitverzweigten Netzes von Anarchisten gehandelt hatte. Dem stand die Behauptung des Täters gegenüber, ganz alleine und ohne jede Unterstützung gehandelt zu haben. Lucheni wollte die Bewunderung für die Tat, auf die er in den Kreisen seiner Gesinnungsfreunde stieß, ganz alleine einheimsen. Doch dabei handelte es sich offensichtlich um eine Lüge, denn Lucheni handelte vermutlich im Auftrag einer anarchistischen Gruppe.
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Quelle:
https://www.focus.de/wissen/mensch/gesc ... 03721.htmlspiegel.de hat geschrieben:
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Kann man erstochen werden, ohne es zu merken?
Man kann - sofern man es sehr eilig hat. "Was wollte dieser Mann denn eigentlich?", fragt Kaiserin Sisi ihre Begleiterin, Gräfin Irma Sztáray, mittags am 10. September 1898. Und mutmaßt: "Vielleicht wollte er mir die Uhr wegnehmen?" Kurz zuvor hatte sich ein Unbekannter am Ufer des Genfer Sees auf sie gestürzt. Die Monarchin fiel rücklings zu Boden, ihre schweren, aufgesteckten Haare milderten die Wucht des Aufpralls.
Sisi rappelt sich auf, lässt das verschmutzte Kleid säubern, hastet weiter Richtung Anleger. Sie muss ja das Dampfschiff nach Territet bekommen, das um 13.40 Uhr ablegt. Die 60-Jährige klagt zwar über Schmerzen in der Brust, bricht aber erst zusammen, als sie nach 120 Schritten auf dem Oberdeck des Schiffes angelangt ist.
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"Ich würde gern jemanden töten"
Denn ins Jenseits befördern wollte Lucheni zunächst den italienischen König Umberto I. Doch fehlte dem mittellosen Mann das Geld für die Reise. Ersatzopfer: der Herzog von Orléans, der sich für September in Genf angesagt hatte. Als der Besuch kurzfristig gestrichen wurde, nahm Lucheni eben mit Sisi vorlieb - und so kam es zu einem der am besten dokumentierten Kriminalfälle des Fin de Siècle.
Wie seine erst 1998 veröffentlichten Memoiren zeigen, war der Sisi-Mörder eher ein vom Leben enttäuschter Mensch. Ein von den Eltern verstoßenes Findelkind, das in Armut aufwuchs und nie die Aufmerksamkeit bekam, nach der es gierte.
"Wisst ihr denn nicht, dass die zurückgewiesene Liebe Hass gebiert", schrieb er in seinen Aufzeichnungen. Luchenis Wut auf alles Aristokratische entsprang weniger politischer Überzeugung als einer tiefen Kränkung: Der Staat, dem er als Soldat dreieinhalb Jahre lang so treu gedient hatte, versagte ihm 1897 die ersehnte Anstellung.
Kaiserin wider Willen: "Erwacht in einem Kerker"
Hätte Lucheni, der zufällige Monarchiehasser, nur fünf Minuten mit Sisi gesprochen, wäre ihm klargeworden, dass er sich das völlig falsche Opfer ausgesucht hatte: Die "Kaiserin wider Willen" (so ihre Biografin Brigitte Hamann) verabscheute den Hof so sehr wie ihr Mörder.
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"Ich bin erwacht in einem Kerker, und Fesseln sind an meiner Hand", schrieb die Kaiserin 1854, nur zwei Wochen nach ihrer Hochzeit mit Franz Joseph. Sisi hielt die Monarchie für einen Anachronismus und schockierte ihre Umgebung gern mit dem Satz: "Ich hörte, dass die zweckmäßigste Regierungsform die Republik sei."
Statt verhasste Repräsentationspflichten in Wien zu erfüllen, reiste die menschenscheue Sisi um die Welt und pestete in Gedichten gegen die Habsburger.
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"Sei verflucht, grausames Ungeheuer"
"Die beiden Worte: hoffen und freuen hat Mama für immer aus ihrem Leben gestrichen", schrieb ihre Tochter Marie Valerie im Mai 1898. Mit dem Attentat hatte Lucheni eine kreuzunglückliche, lebensmüde Person erlöst. "Nun ist es so gekommen, wie sie es immer wünschte, rasch, schmerzlos, ohne ärztliche Beratungen", so die Tochter, als sie die Todesnachricht erhielt.
Alle trauerten um die Kaiserin - und Lucheni fand endlich die ersehnte Beachtung. "Sei verflucht während deines ganzen Lebens, Elender, grausames Ungeheuer", hieß es in einem von 16.000 Wiener Frauen unterzeichneten Brief an den Sisi-Mörder.
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Dort ruht des Sisi-Mörders Kopf bis heute - nur wenige Kilometer entfernt von seinem Attentatsopfer: Entgegen ihrem Wunsch wurden die sterblichen Überreste der Reise-Kaiserin nicht auf ihrer Lieblingsinsel Korfu beigesetzt, sondern liegen in der Wiener Kaisergruft.
Quelle:
https://www.spiegel.de/geschichte/mord- ... 26403.html