Hallo, ich bin der ''Neue'' und mein Name ist Rudy
Ich war gerade im Netz auf der Suche nach vedischen Rezepte von den Hare Krshna und gelang durch Zufall(?) hier her...
Ich bin ein Ex-Krishna Devotee (so nennen sich die Anhänger selbst) und war von Sommer 1990 bis ca. Herbst 1993 bei den Krishnas. Erst lebte ich kurz im Berliner-Tempel, dann einige Zeit im Heidelberger-Tempel. Meist lebte ich jedoch zuhause, mal alleine und mal in diversen WGs. Dann entschied ich mich für das dreimonatige Bhakta-Programm in Heidelberg.
Die erste Begegnung mit einem Devotee war im Winter 1989. Ein voll lustiger und sympathischer Typ kam mit einem Stapel Bücher auf mich zu. Ich war jedoch damals ein wenig depri und hab kaum verstanden, wovon er sprach; habe ihm auch nicht wirklich zugehört.... Als er jedoch von Krishnaloka (den Heimatplanet von Krishna) sprach, wurde ich hellhörig. Bereits als kleines Kind erzählte ich meiner Mutter, dass wir alle nur auf der Erde sind um etwas zu lernen und so lange wiedergeboren werden, bis wir ''es'' gelernt haben. Und dass unser Heimatplanet weit weit weg im Weltraum ist... Keine Ahnung ob das so ist! Mich wunderte es nur, wie ein kleines Kind auf solch eine Idee kommt?! Anfang der 70er Jahre waren solche Themen nicht die, von denen es massenweise im Fernsehen gab. Das TV Programm war damals mehr als dürftig; speziell was solche Themen angeht
Das war der Hauptgrund, warum ich ein halbes Jahr später nach Berlin fuhr. DEM wollte ich auf den Grund gehen! Ich habe viel mit meiner Mutter über die Bücher, welche ich damals gelesen hatte gesprochen. Auch habe ich mich mit ihr hin und wieder deswegen gestritten und war das eine Mal sogar echt gemein und ungerecht zu ihr; wofür ich mich natürlich aufrichtig bei ihr entschuldigte <3 Oh man, meine Mutter hatte es oft nicht einfach mit mir
Zeitgleich hörte ich die Musik von Boy George, mit seiner Band 'Jesus Loves You' ich habe den Song 'Bow Down Mister' und das dazugehörige Album pausenlos von morgens bis abends gehört. Von der Krishna-Musik selbst fand ich nur zwei Musik-Kassetten hörenswert. Alles andere war mir zu 70ger-like oder einfach nur voll peinlich produziert...*lach*
Ich persönlich habe nur wenig von den Krishna-Kassetten gehört, die Live-Vortäge in den Tempel waren viel interessanter
Bei mir dudelte Boy George
*lach*
Das meiste vom alltäglichen Leben im Tempel und den sogenannten Krishna-Bewusstsein, lernte ich im Heidelberger-Tempel oder, wenn ich zuhause lebte, dann bei den Sonntagsfesten in Hannover; dort verbrachte ich die meiste Zeit.
Am liebsten mochte ich den ''Guru'' (=spiritueller Lehrer) bzw spirituellen Meister (so wird er von den Devotees, den Krishnas genannt) Sacinandana Swami. Der hat einen echt göttlichen Humor. Schiefe Zähne, aber bei seinen Witzen lagen bei den Sonntagsfesten, oder anderen Veranstaltungen, nahezu alle sprichwörtlich auf dem Boden vor Lachen
Ob es nun Sacinandana Swami war, mit dem ich ein paar persönliche Gespräche unter vier Augen hatte, oder die vielen andere Devotees, oder der Tempel Präsident (der Leiter des jeweiligen Tempels) aus Heidelberg, haben mir immer wieder gesagt/geraten, wie wichtig der Kontakt zu den eigenen Eltern ist; in meinem Fall ''nur'' zu meiner Mutter. Und dass es äußerst Wichtig ist, den Kontakt zu den Eltern aufrecht zu erhalten.
Ich selbst hatte oft vor gehabt, alles hinter mich zu lassen und ganz in den Tempel zu ziehen. Doch immer wieder wurde mir davon abgeraten. Sie sagten mir, dass die Erfahrung ihnen gelehrt hat, dass diejenigen, welche Hals-über-Kopf in den Tempel eingezogen sind und alles auf biegen und brechen erreichen wollten, genau so schnell wieder aus dem Tempel verschwunden waren. Daher sollte ich mir Zeit lassen und jeden Schritt mir gründlich überlegen.
Als ich den ersten Tag im Berliner-Tempel war, war ich total aufgeregt. Doch ich fühlte mich auch sehr wohl dort. Des Nachts auf dem Boden und nur auf einer Isomatte mit Schlafsack...naja...
Der Tempel war des Nachts verschlossen. Von Außen kam man nur herein, wenn man klingelte. Verlassen konnte man jedoch den Tempel zu jeder Zeit....
Das erste WE im Berliner-Tempel
und ich wartete insgeheim die ganze Zeit darauf, wann die Gehirnwäsche nun los geht und wann die Manipulation anfängt.....
Ich hatte ein sau spaßiges WE, wurde oftmals ''ausgelacht'', weil ich nicht die Gepflogenheiten der Devotees kannte. Doch im allgemeinen wurde ich sehr liebevoll, offen und herzlich dort empfangen.
Am meisten interessierte mich das vegetarische Essen und die dazugehörige Esskultur. Es dauerte nicht lange und ich kochte privat super viel Indisch (Vedisch) und steckte Jahre später, als ich längst nicht mehr bei den Krishnas war, auch meine neue beste Freundin mit dem indischen Kochen an ^^
Ich verließ den Tempel und die Krishnas aus vielerlei Gründen. Der wichtigste war wohl, dass ich mich einfach nicht ans Tempel-Leben gewöhnen konnte. Mir fehlten meine eigenen 4 Wände. Ich konnte nachts keinen Schlaf im Heidelberger-Tempel finden (in der Zeit wo ich das besagte Bhakta-Programm machte). Um ca. 21:00/21:30h gingen wir dort zu Bett. Wir schliefen alle in einem sehr großen Raum. Bis ca. Mitternacht oder 1:00h kamen immer wieder Devotees nach hause in den Tempel... und das machte mich jedes mal wieder wach. Um ca. 2:30/3:00h standen bereits die ersten wieder auf. Genau anbei des großen Schlafraumes war die gemeinschaftliche Dusche; und es wurde nicht gerade leise geduscht! Und das nachts um 0:00h oder die ersten wieder um 2:00h....grummel
wenn ich Glück hatte, dann konnte ich vilt. 3 Stunden durchschlafen. NÖ!!! das ging einfach auf Dauer GAR NICHT!!!!
Ein weiterer Grund: Viele Devotees im Heidelberger-Tempel, lehrten mich dies und das, doch hielten sich selbst nicht daran, was sie mir lehrten....
Viele fand ich dort entweder nur dümmlich oder suuuuper arrogant. Da waren die Leute in Berlin viel freundlicher und offener und einfach nur super-klasse!!! Auch als ich beim Bhakta-Programm über ein WE im Kölner-Tempel war, war ich von der Gastfreundlichkeit der Leute dort mehr als begeistert, und fühlte mich dort sofort wie zuhause!! ^^
Nach einem sehr langen Gespräch und einigen kleinen weiteren Gesprächen in Hannover, entschied ich mich nach ca. 3 Jahren dann das Tempel-Leben hinter mir zu lassen. Damals gab es viele die außerhalb vom Tempel lebten, Familie hatte und einem ganz ''normalen'' Beruf nachgingen. Sie kamen nur zum Sonntagsfest in den Tempel oder um gelegentliche Aufgaben zu übernehmen.
Auch einige Gespräche im den sogenannten Freunden von Krishna (welche ''nur'' zu Besuch in den Tempel kamen; zB bei Feierlichkeiten) rieten mir, dass ich ein Krishna-Leben auch bei mir zuhause leben konnte. Ich müsse dafür gar nicht in ein Tempel ziehen...
Ich bereue nicht eine Minute die ich im Tempel gelebt habe oder die Zeit in der ich mich mit dem sogenannten Krishna-Bewusstsein beschäftigt habe. Mittlerweile koch ich nur noch selten indisch. Doch was mich persönlich angeht, hat mich diese Zeit sehr bereichert und einen bedeutenden Teil zu meiner Persönlichkeits-Entwicklung beigetragen
<3
Traumatische Erlebnisse??? Nun, die erhielt ich von ganz anderen Leuten; wo ich noch immer manches mal für einen kurzen Moment es bereue, dass ich ihnen begegnet bin.... Doch auch diese Menschen, haben ebenfalls einen Teil dazu beigetragen, meine Persönlichkeit zu gestalten ^^
Klar, habe auch ich von ''Dramen'' gehört, welche Ex-Krishnas erlitten. Doch ein ganz wesentlicher Punkt bei all den negativen Geschichten: JEDER ist SELBST seines Glückes Schmied!! Und es liegt an JEDEM SELBST, wie er/sie mit den ''Schwierigkeiten'' des Lebens umgeht/ sie verarbeiten kann. Und oft genug wird ein Drama draus gemacht, wo KEINES ist; nur um bemitleidet zu werden
(kleiner Scherz) Ich wäre damals echt froh gewesen, mal sexuelle Erfahrungen mit den Devotees zu machen; und wenn es weeeeeenigstens nur mit einem einzigen gewesen wäre....seuftz.....(mein Humor)
Ja klar! Missbrauch ist scheiße!!! Doch mal ganz ehrlich: Missbrauch findet überall statt, und das nicht nur bei den Krishnas!! Es findet ÜBERALL statt, ganz gleich WO!! Auch gleich neben an
Doch bei Gruppierungen, wie den Krishnas o.ä. wird ein riiiiiiesen Wirbel drum gemacht und Einzelfälle jahrzehntelang aufgeplustert und wie bei ''Stille-Post'' kommt am Ende eine völlig verdrehte Geschichte dabei heraus.... Doch, das kleine Mädchen von neben an, welches vom Onkel jahrelang misshandelt wurde, darüber kräht kein Hahn mehr.......
Fazit: Die Krishnas sind nicht mehr oder weniger ''schlimm'' als irgend welche anderen religiösen Gruppierungen. Persönlich habe ich eher mit evangelischen oder katholischen Gruppierungen üble Dinge erlebt. Das war auch der Grund, warum ich 3 Wochen vor meiner Konfirmation zu meiner Mutter sagte: Ich schmeiß das hin!! Zu solch einer Religion möchte ich nicht dazugehören, die ''solche'' Mitglieder hat....
So, ich hoffe, dass ich nicht zu ''wirr'' geschrieben habe. Und, ja! Es ist ganz schön viel geschrieben
doch ich habe auch einiges nebensächliches nicht erwähnt
Nun, ich freue mich jedenfalls hier her gefunden zu haben. Denn das Forum scheint echt interessant zu sein
Bis bald, Rudy