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Backpacker |
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Registriert: Fr 26. Apr 2013, 14:18 Beiträge: 42
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Hi Carpe diem... und vielen Dank für deine interessierten
Zitat: Fragen die andere vielleicht auch interessieren da das mit die häufigsten Fragen sind, beantworte ich sie gern öffentlich
also, ich habe viele ältere Leute und viele Alleinerziehende in den Gemeinschaften getroffen! Gerade für diese Lebenssituationen ist gemeinschaftliches Wohnen ideal, weil man sich untereinander helfen kann, was in diesem Ausmaß in den wenigsten "normalen" Nachbarschaften möglich wäre.
Jedes Wohnprojekt ist anders. Klar, ich würde mit 60 nicht unbedingt in ein autonomes Hausprojekt ziehen, schon weil die Unverbindlichkeit und ständige Party in diesen Projekten nervt. Wenn dann sollte mensch sich da ein Zimmer im Obergeschoss Hinterhaus aussuchen, da ist es etwas ruhiger. Aber um als älterer Mensch in ein Wohnprojekt integriert zu werden, braucht es nicht zwingend ein spießiges Mehrgenerationen Haus. Obwohl auch das eine Überlegung und vielleicht mehr wert ist. Ich bin zum Beispiel in einigen politischen Kommunen des Kommuja-Netzwerkes gewesen, im Wendland und in Kassel, wo ich einige Leute antraf, die die 60 überschritten hatten. Es gab da gerade die Initiative, z.B. die Bäder anzupassen an die Berdürfnisse älterer. Auf Schloss Tempelhof wird gerade sogar ein Pflegebereich aufgebaut, in Niederkaufungen gibt es eine Tagespflege (allerdings nur für aushäusige, soweit ich weiß). Worauf es ankommt, ist dass mensch mit vollem Herzen hinter dem Projekt steht, und das geht eben nicht wenn man sichs vorher nicht näher anguckt!
Als AlleinerzeihendeR habe ich ja den Druck die Kinder und den Beruf unter einen Hut zu bekommen. In Gemeinschaften ist immer jemand da, also kann einiges an Betreuungsaufgaben zumindest stundenweise abgegeben werden. (Hier kommen da wieder die älteren ins Spiel..). Auch können in Gemeinschaften mit mehreren Kindern diese miteinander Zeit verbringen, wozu sie sich nicht erst verabreden müssen wie in konventionellen Wohnformen. Dann entfällt vielleicht das "Mama-Taxi". Schließlich kann auch beruflich eine Entlastung eintreten, weil Frau (oder Mann) nicht alleine dem Arbeitsmarkt gegenüber steht. Manchmal gibt es Arbeitsbereiche im Projekt, wie ich das vor allem in älteren Kommuneprojekten gesehen habe. Viele Mitglieder sind gut vernetzt, so dass sie auch vor Ort unterstützen können, um an eine faire Arbeit zu kommen. Da Kommunen meistens eine gemeinsame Ökonomie betreiben, ist der Druck erstmal komplett weg, sich verkaufen zu müssen (aber dafür sich in die Gemeinschaft einzubringen und damit evtl. neue Geldquellen zu erschließen). Außerdem werden Erfahrungen mit dem Arbeitsamt weitergegeben, falls mensch dort sein Geld beziehen möchte. Mit diesem Hintergrund ist es möglich, dass das Thema Arbeiten seine Dominanz verliert und zu einem Thema unter vielen wird...
Bei Haustieren gibt es wirklich jede erdenkliche Regelung. Hier einfach fragen wie das in der betreffenden Gemeinschaft ist. Schließlich soll ja niemand diskriminiert werden, sondern es hat Gründe für das eine oder andere Haustierverbot. Vielleicht hat jemand Katzenhaarallergie oder Hundeangst, es ist kein Platz da, die Hunde kacken alles voll oder die Gemeinschaft lebt überzeugt vegan. Persönliche Emotionen sind weniger gegen Tier oder Halter gerichtet, sondern erklären sich aus den Erfahrungen einer Person. Generell würde ich sagen, dass Hunde- und Katzenhaltung häufig ist und auch sonst gibt es viele kunterbunte Tierbewohnerschaften, vor allem auf dem Land.
Wie frau sich den Unterhalt sichert, habe ich schon anklingen lassen. Die Lösungen unterscheiden sich garnicht so groß von denen im konventionellen Leben. Zunächst spart es viel Geld, zum Beispiel gemeinsam Lebensmittel einzukaufen, Haushaltsgeräte und Werkzeuge sowie Autos zu nutzen. Oft gibt es dafür jeweils extra Kassen. In Kommunen mit gemeinsamer Alltagsökonomie zahlt jedeR die gesamten Einkünfte in die eine Kasse, nimmt sich dafür aber alles, was zur Bedürfnisbefriedigung notwendig ist aus dieser Kasse. Das muss man üben. Generell geht es nicht um Enthaltsamkeit. JedeR soll in einem Gefühl der Fülle leben können. Bei gemeinsamer Vermögensökonomie bringt jedeR auch sämtliche Ersparnisse ein und bekommt bei Ausstieg soviel zurück wie vorher vereinbart (um einen Neubeginn "draußen" zu finanzieren). Die Verwendung des Vermögens ist meistens für das Grundstück und die Gebäude in denen die Gemeinschaft lebt. Die Rechtsform ist oft eine eingetragene Genossenschaft, oder ein Verein, Stiftung oder sogar eine Gmbh. Mitunter für Immobilie und Gemeinschaft getrennt. Klar gibt es viele Wohnprojekte, die den finanziellen Bereich komplett privat regeln. Bei Mehrgenerationen Häusern gilt das sogar für die Immobilien. Also jedeR wirtschaftet für sich wie im "draußen"- Leben, was natürlich unverbindlicher ist und die besonderen Qualitäten einer gemeinsamen Ökonomie nicht hat.
Sozialversicherung wird meistens in den gewohnten Bahnen organisiert. Es gibt jedoch vereinzelt Alternativen. Eine Gemeinschaft diskutierte wegen eines privaten Vermögensaufbaus für das Alter (bei einer sozial-ökologischen Bank). Immobilien der Gemeinschaften können in Einzelfällen eine Vorsorge sein. Das Gesundheitsnetzwerk Artabana ist eine legale Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung. Das umfasst aber nicht nur Gemeinschaftslebende und ist wie gesagt die Ausnahme.
[schild=4 fontcolor=FF0000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1 nxu=94076572nx22786]und jetzt auf zur Praxis[/schild]
Zuletzt geändert von Commulux am Di 12. Nov 2013, 21:05, insgesamt 1-mal geändert.
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