Desperado hat geschrieben:
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Geht das eigentlich: irgendwo hinziehen und ein Dorf gründen? Ein paar Unternehmer und Aussteiger haben es in der süddeutschen Provinz probiert. So entstand etwas wunderbar Unmögliches: ein schwäbischer Hightech-Kibbuz.
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/38953.
Wie ich finde ein sehr treffender Artikel in der SZ. Meine Bedenken waren vorerst dass da zu viel Perfektionismus am Werk wäre. Der hohe Akademikeranteil hat mich erstmal misstrauisch gemacht. Leider sieht die Homepage schon zu glatt und wenig alternativ aus. Bei dem Infonachmittag wurde dann klar, dass hier auch nur mit Wasser gekocht wird. Es gibt noch allemöglichen Baustellen, hier ist noch für Generationen was zu erschaffen. Es ist noch mit nichten perfekt oder abgeschlossen. Es kam heraus, dass hier beabsichtigt wird, alles im Fluss zu lassen.
Wenn es wirklich so läuft, wie den ca. 50 Besuchern erzählt wurde dann ist das wirklich ein tolles Projekt wo sich einiges tut und möglich ist.
Der Prozess der Annäherung und Aufnahme nach dem Probejahr wurde erklärt. Sie bemühen sich, eine Vielfalt unter den Bewohnern (zur Zeit 80) herzustellen, zB haben junge (Familien) besondere Aufmerksamkeit, es wird für sie finanziell eine Lösung gesucht. Auch ein paar schwererziehbaren Jugendlichen wurde bewußt ein Platz eingeräumt. Eine Gruppe junge Handwerker bezahlten mit dem Ausbau des Hauses für die geplante Schule.
Auf das Infocafé folgen Mitarbeitswochen und 2 Gemeinschaftskurse (Kosten erfragen!) und danach das Probejahr, von dem mindestens 3 Monate am Ort verbracht werden. Vollmitglieder werden Mitglieder der GMBH. Jeder Schritt wird dabei im Konsens gegangen, d.h. es kann eine echte Annäherung stattfinden.
Bei dem massenhaften Interesse am Projekt wird einiges an Durchhaltefähigkeit nötig sein, will man tasächlich hier landen. Das ist bei kleineren Projekten evtl. durch Zufall leichter mal möglich.
Beeindruckt hat mich die vorhandene Infrastruktur, Großküchen, Werkstätten, Seminarhaus, viel Platz für Gäste und die 31 ha Landwirtschaftsfläche von dem die Bewohner sich schon zu 70% ernähren. Hier ist WWOOOFen möglich. Interessant fand ich, wie der Biogärtner alles von der Bodenfruchtbarkeit her erklärt hat. Es wird nicht gepflügt, Bodenbedeckung, Gründüngung, Mischkulturen und Beobachtung "was auf dem Boden von alleine wachsen will" sind wichtiger. Die undogmatische Herangehensweise an den Bioanbau finde ich spannend.
Auch spannend ist, wie sich das Projekt mit der Zeit entwickeln wird.
Mich ziehts morgen erst mal nach Berlin, wos eine Fülle an Hausprojekten, Kommunen und anderen Gemeinschaften gibt, von denen ich lernen kann oder wo evtl. Wiederkommen und länger bleiben möglich ist.
Einige Gemeinschaften (ca. 8 ) habe ich dort schon übers Internet entdeckt, angeschrieben und über einen Besuch gemailt. Ich verspreche mir auch vor Ort noch mehr rauszukriegen. Außerdem habe ich mal 1/2 Jahr in Berlin gelebt und daran will ich anknüpfen. Also gehts morgen ins Odyssee Hostel und dann werde ich weiterschauen.
Die meisten Wohnprojekte haben Gästezimmer, wo es bei Verfügbarkeit und Sympathie möglich ist ein paar Tage zu bleiben und bei noch mehr Sympathie auch wiederzukommen.
In Berlin werde ich nur allgemeine Infos und keine Namen von den Projekten posten, denn viele möchten nicht öffentlich erscheinen.
Meine ganz persönlichen Erfahrungen und Begegnungen versuche ich natürlich zu beschreiben!
Georgy