Ich bin zurück aus den Philippinen.
Leider blieb ich nicht lange. (2 Wochen)
Seit ich wieder hier bin (und das ist nicht meine erste Reise) fange ich immer mehr über den Sinn des Lebens nachzudenken.
Nach praktisch jeder Reise falle ich in den Kummer des Fernwehs zurück. In ein tiefes Loch.
Versuche mich wieder auf den Alltag zu konzentrieren und denke mir, dass es wohl normal ist, wenn man so traurig ist. Zurück an meinem Arbeitsplatz habe ich schon einen Kloß im Hals und könnte nur noch heulen…
Doch diesen Gedanken „wegzugehen“ habe ich nicht erst seitdem ich reise…
Bevor ich überhaupt groß verreist bin, hatte ich seit ich 11 Jahre alt war den großen Drang Deutschland zu verlassen.
Ich weiß es noch ganz genau, wie ich zu meinem Vater gesagt habe… „ Ich werde irgendwann von hier weg gehen und in einem anderen Land wohnen oder jedenfalls reisen“
Damals vielleicht Schwärmerei und Naivität, doch unterbewusst habe ich immer gemerkt, dass ich noch woanders hingehen muss.
Ich fing an es meinen engsten Freunden zu erzählen. Da kam die Frage: Wohin möchtest du denn und wieso ist das so?
Ehrlich gesagt, weiß ich es selber nicht. Ich verspüre nur ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, dass ich hier mein ganzes Leben verbringen muss unter dem massiven Leistungsdruck und dem Gesellschaftsdruck.
Vor allem weiß ich noch nicht mal, wohin ich gehen möchte … Vielleicht erst einmal reisen.
Das Grundproblem ist eher, dass ich auf der Suche nach mir selbst bin und ich noch längst nicht angekommen bin! Ich vielleicht auf etwas hoffe, was ich hier in Deutschland nicht finden kann.
Dieses Gefühl wegzugehen lässt mich einfach nicht mehr los und somit habe ich beschlossen einen Plan zu schmieden der gut durchdacht sein soll.
Ich würde gerne für ein paar Monate verreisen und gucken, wie es mir auf der Reise geht und mehr über mich erfahren. Andere Menschen, Nationalitäten, Mentalitäten, Traditionen und Religionen kennen zu lernen.
Hier in Deutschland: Ich habe eine Tochter, 8 Jahre, sie lebt bei meinen Eltern. Ich bin Industriekauffrau, habe eine Wohnung und ein Auto und eine Großfamilie. Praktisch alles was man sich wünschen kann. Und doch will ich was anderes. Ich bin dankbar für meine Familie, ich hoffe, dass wissen sie! Aber ich muss hier weg. Das ist nicht das Leben, was ich leben möchte. Jedenfalls noch nicht. Habe auch schon oft mit meinen Eltern darüber geredet und sie versuchen Verständnis für mich aufzubringen.
Wenn ich alleine auf Reisen bin, lerne ich jeden Tag neue Menschen kennen. Ich bin fast nie alleine. Und doch habe ich manchmal auf der Reise nach Thailand zum Beispiel gemerkt, dass ich mich manchmal doch ein wenig alleine gefühlt habe.
Das macht keinen Sinn, das ist mir klar, aber so fühle ich mich manchmal. Ich hoffe, ich kann mir auf meiner Reise klar werden, was ich will… Denn ich fühle mich schlecht, mache mir oft sehr große Vorwürfe. Ich lasse mein Kind alleine bei meinen Eltern. Auch ich wurde von meiner Mutter vernachlässigt früher und ich habe das Gefühl gehasst, wenn sie gegangen ist. Nun, eine etwas andere Situation heute mit meiner Tochter. Meine Mutter ist ihre Ersatzmutter, aber meine Tochter weiß ganz genau, dass ich ihre Mutter bin. Doch meine Mutter ist die bessere Mutter von uns beiden. Ich traue es mir nicht zu, da ich nie Kinder haben wollte. Damals war es ein Unfall und ich bin meinen Eltern so sehr dankbar, dass sie sie mit offenen Armen empfangen haben. Es ist wie das 3. Kind, was sie immer wollten. Das heißt also, meine Tochter ist insofern keine Belastung oder keine große Belastung für sie sondern eher eine Bereicherung. Wenn ich mit meiner Tochter wegziehen würde, würde ich meinen Eltern das Herz brechen. Ich stecke in einem absoluten Dilemma. Ich weiß ganz genau, wie es ist, wenn die Mutter nicht für einen da ist und doch ich persönlich muss hier weg. Ich weiß, dass ich nicht glücklich hier werde und schon gar nicht in einem Hamsterrad wie es die Gesellschaft so vorschreibt. Das will ich alles nicht. Ich stecke in einer großen Klemme. Meine Nachbarin meinte, ich solle mir das nicht so sehr zur Belastung fallen. Ich würde sonst nur daran kaputt gehen. Und ich solle meinen eigenen Weg gehen. Es tut immer gut mit ihr darüber zu reden, da sie mich verstehen kann. Aber dann bin ich wieder alleine und mache mir große Vorwürfe
Nun, seit einigen Monaten bin ich sogar in Therapie. Mein Ex Freund und ich haben uns vor einigen Monaten getrennt und ich habe eine schwere Zeit durchmachen müssen. Das alles muss ich aufarbeiten. Das Hauptthema bei der Therapie ist aber, dass sie wissen will, was ich möchte für mein Leben… Das ist die schwierigste Frage, wo ich mir super viel Zeit für nehmen muss. Ich bekomme das Heulen, wenn ich darüber nachdenke mein Leben hier zu verbringen in Deutschland, aber ich krieg auch das Heulen, wenn ich weiß, dass ich meine Tochter zurück lasse, wenn auch nur temporär, aber sie darunter sehr leiden würde…
Es ist alles so kompliziert. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. Aber dass ich verreisen werde, steht außer Frage. Die Frage ist eher, wie lange und was kommt danach..?