Ein paar Gedanken...
Oft habe ich Leute gesehen, die dachten, wenn sie nur ein Stück Land besäßen, dann seien sie endlich frei. Also setzten sie Hebel in Bewegung und rafften irgendwie Geld zusammen, ein paar zehn- oder hundert Tausend. Dann kauften sie ein Stück Land, doch je mehr Land sie nun besassen, desto mehr überforderte es sie. Alleine konnten sie unmöglich 30ha bewirtschaften.
Also fingen sie an, Leute zu suchen, die ihnen dabei helfen sollten. Dabei machten sie einen entscheidenden Fehler: Sie schufen eine Hamsterrad-Situation für andere, der sie selbst zu entkommen versuchten. Klar war man alternativ, biologisch usw. aber letztlich wollten sie auf jeden Fall der grosse Boss bleiben. Sie wollten die Kontrolle behalten, über jedes Detail und sie bemerkten nicht, daß sie sich in Kontroll-Freaks verwandelt hatten. Echt jetzt, Leute, die darauf bestanden, ihre Mitbewohner jederzeit via Webcam kontrollieren zu können, ungelogen sind mir solche untergekommen.
Dieses Misstrauen und die Kontroll-Freak Anwandlungen wie auch sonstige Charakterschwächen, einschliesslich des Chefgehabes führten dann dazu, daß die Helfer stets bald wieder wegzogen.
Der Besitzer konnte nun nicht nur das Land nicht nutzen, mehr noch, er war nun komplett unfrei geworden, denn er war der einzige, der das Land bewachte und versorgte, weswegen er es nie verlassen konnte. Einsamkeit war die Folge, was das Angebundensein zur Qual machte. Zu gern wäre er herumgereist, hätte gern andere besucht, die in ähnlichen Situationen waren, ebenfalls vereinsamte "GrossgrundbesitzerInnen".
Daß es tatsächlich viele gibt, die so etwas ähnliches durchleben, hat mir gezeigt, daß es eben nicht reicht, mal eben nen Hof zu kaufen. Viel wichtiger ist eine Gemeinschaft. Und da ist es der Umgang auf Augenhöhe. Zu denken, man sei der König weil man im Grundbuch eingetragen ist, das ist genau die Attitüde, die Philosophen und Aussteiger in die Flucht schlägt.
Deshalb frage ich mich, wie könnte man es anders machen?
Hypothese, jemand besitzt 30ha und braucht Leute.
Ansatz:
Ein hypothetischer Mitbewohner X bekommt 1 ha zur kostenlosen Verfügung. Dort kann er tun was er will. Sobald er damit einen Gewinn erwirtschaftet, gibt er davon zb. 33% ab in die Gemeinschaftskasse. Diese Kasse finanziert gemeinsame Kosten.
X hat kein Anrecht auf irgendwelche Leistungen. Er muss sich um alles selbst kümmern, Strom, Wohnen, Heizen, Wasser, Sanitär. X und andere Mitglieder Y,Z... können gemeinsame Projekte lancieren, zb. Brunnen, Toilette, Strom..., müssen aber nicht.
Es existiert ein lokales Gesetz, das regelt, wann zb. jemand ausziehen muss, wenn er gewisse Regeln bricht. Es gibt eine regelmäßige Gemeindeversammlung. Probleme werden gelöst.
Der Besitzer hat keine besonderen Vorrechte.
Jeder kann den Hof verlassen und herumreisen, die anderen bewachen derweil seine Hektare. Bleibt er lange weg, fällt den anderen der Ertrag seines Landes zu, teilweise oder ganz, je nach Aufwand.
Jeder sollte nach 2-3 Jahren einen kleinen Gewinn erwirtschaften.
Sicherlich sind hierbei noch viele Fragen offen. Das sind wie gesagt nur ein paar Gedankengänge über eine Zweck-Gemeinschaft ohne Vogt und Herzog, auf daß der Schmid und der Bauer und der Müller sich auf Augenhöhe begegnen und motiviert sind, etwas von Bestand aufzubauen.
Aber natürlich wird ein Grossteil der einsamen Hofbesitzer lieber weiterhin auf 30ha Brachland sitzen, als von ihrem imaginären, normkonformen Ross herabzusteigen. Trotzdem, vielleicht rege ich ja ein paar wenige zum Nachdenken an.
LG
.
|