Aussteiger und Selbstversorger Forum

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BeitragVerfasst: Do 11. Mai 2017, 15:48 
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Backpacker
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@Andi: Anhand deiner Argumentation merke ich schon das wir das von zwei ganz verschiedenen Ansätzen sehen. Bin da schon weit eher bei Megalitiker.

Zitat:
Oder - sorry für die harte Frage-
ist das schon Parasitentum in 2. Generation ?

Soso, Parasitentum :D Mit weniger Schaum vor´m Mund ist man übrigens deutlich eher dazu in der Lage auch die Situationen von anderen zu sehen. Wut macht blind und taub. Hat noch nie zu was sinnvollem geführt.
Ne, also die Wirklichkeit sieht kurz gesagt wievolgt aus:

- Mutter über 50, arbeitete immer sehr sehr hart. Bis sie vor etwa einem Jahr mal ihren kaputt gearbeiteten Arm und die Hand operieren ließ. Jetzt gibts nicht viel vom Amt. Reicht nicht um ein eigenes Haus zu halten. Wobei das Haus nicht groß ist und im Monat mit 300€ Abtrag günstiger ist als jede Mietwohnung. Irgendwie kommen die Leistungen in Ihrem Fall nicht an. Aber laut Karitas steht ihr auch wirklich nicht mehr zu.

- Mein arbeitet auch schon seit er 12 ist neben der Schule. Bin direkt nach der Schule in eine Ausbildung und habe seit dem auch immer gearbeitet - Lückenlos. Frage beantwortet?

Mit Ausrede hat das nichts zu tun. Ich will das Geld nicht ;) Lebe eh schon lange mit sehr wenig und brauche auch die ganzen Luxusgüter nicht. Ob du mir das glaubst oder mich dennoch in die Schmarotzer-Ecke stellst bleibt dir überlassen. Für solche Diskussionen habe ich mich hier auch nicht angemeldet. Also klinke ich mich mit dieser Erklärung aus.

Weiterhin meine ich nicht das mich das Jobcenter hier halten möchte. Das wird meiner Ansicht nach über jede Behörde versucht indem eben solche Sichtweise wie die von Andi aufgebaut werden. Über Druck und vor allem Sozialen Druck hält man sich seine Schafe viel besser. -Just my 2 Cents - ohne Anspruch auf Korrektheit. Aber bitte stellt eure Meinungen auch nicht als gegebene Tatsache hin. Sind alles nur Ansichten. Ich bezweifle das wir die Weisheit mit Löffeln gefressen haben. Weiterhin haben viele Medaillien mehr als zwei Seiten ;)

Wenn sich jemand in der Thematik fit genug fühlt kann ich ihm/ihr ja gerne mal per PN alle Details zusammen fassen. Wenns mehr Leistungen für meine Mutter gibt, mit denen Sie das Haus halten kann, wäre mir damit gleich doppelt geholfen :P

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Grüß dich, ich bin eine Signatur. Toll nicht?^^


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Verfasst: Do 11. Mai 2017, 15:48 


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BeitragVerfasst: Do 11. Mai 2017, 16:01 
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Tunnelmensch
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Andy, zahl doch einfach keine Steuern mehr. Dann sind wir Schmarotzer am Arsch :)

Morpheus, also ich bin dankbar dafür das man nicht zwingend arbeiten muss wie in der DDR. Ich verteufele das JC deswegen nicht.

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BeitragVerfasst: Do 11. Mai 2017, 19:53 
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Guru

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wenns um 300 Euro geht pro Monat, das ist ja durchaus machbar.... nen Hunni oder mehr für deine Ansprüche drauf, dann isses immer noch durchaus machbar.

wobei ich nicht verstehe, Wohngeld bekommen arbeitslose Menschen ja auch, die in Miete sind, wenn sie sonst die Miete nicht zahlen könnten, da könnte doch parallel was gehen?

Ok, du schreibst ihr seid bei der Caritas, die sehe ich im Normalfall durchaus als kompetent an. Will heissen deine Mama bekommt mehr Geld als sie dürfte für den Regelsatz von Wohngeld?

aber 300 Euro im Monat erwirtschaften für eine begrenzte Zeit ist doch nicht so unmöglich, gehste Zeitungen austragen morgens, dann haste den ganzen Tag frei danach.... zum Beispiel, seh ich als ganz cool an. Auch ne Art auszusteigen vom 8-Stunden-Maloch-Tag.
Klar, das ist dann Freizeit am Baggersee, nicht irgendwo in Südamerika, aber für ne begrenzte Zeit, warum nicht... da kannste die heimische Flora und Fauna studieren und etwas Garten machen, alles sinnvolle Sachen fürs Aussteigen...


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BeitragVerfasst: Do 11. Mai 2017, 20:52 
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Schamane
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Abbys schreibt: "Wenn sich jemand in der Thematik fit genug fühlt kann ich ihm/ihr ja gerne mal per PN alle Details zusammen fassen. Wenns mehr Leistungen für meine Mutter gibt, mit denen Sie das Haus halten kann, wäre mir damit gleich doppelt geholfen"
-------------------------------------------------------------------------------

Ich denke, das Thema ist so kompakt und individuell, das sich das über Forumtipps nicht endgültig regeln lässt...
Weiss & blickt ja keiner,was da bei euch TATSÄCHLICH abgeht, wie Ansprüche UND ABER auch Jobbemühungen (Unterstützung) von Deiner Seite WIRKLICH gelagert sind...Das lässt sich nur vor Ort klären,mit professioneller Unterstützung.
Das Gesetz sagt halt,das man erst sein Privatvermögen verkloppen/einsetzen muss,wenn eine Geldlosigkeit eintritt.
Menschlich gesehen,ist das natürlich immer der SuperGau,die persönlich empfundene Apokalypse!
Meine Eltern zum Beispiel sind nicht arm >konnten aber ab dem Zeitpunkt ihr Haus (was sie zu DDR-Zeiten selber bauten) nicht mehr halten,wo eine neue Straße mit allem drum & dran gebaut werden sollte und man die Häusle-Besitzer in die Pflicht nahm....Die mussten verkaufen und leben jetzt in ner Wohnung. Wo sie theoretisch auch locker Mietübernahme-Ansprüche von Ämtern hätten,falls dat Geld mal ausgeht...WEIL: als normaler Mieter mit Mietvertrag kriegt man vom JC nicht nur die Miete sondern auch die Nebenkosten bezahlt. Jeder und locker.
Vieleicht wärs ja ne Variante,ihr verkauft das Haus für 1,-Euro an eine Vertrauensperson und seid dann normale Mieter mit Mietvertrag....
In anderen Ländern ist das noch krasser,mit dem Thema: Geld alle,Haus an der Backe und aufkommenden Zahlungsverzug und Schulden...und dann Haus weg...innerhalb von Tagen!!!
Das ist in Spanien großes Thema,Zehntausende haben ihre Häuser verloren,wegen der Krise. Und das ohne JC o.ä. in der Nähe......
ALSO MÜSSEN sich die Leute,die Familienmitglieder,die Betroffenen was einfallen lassen >den meisten gelingt das auch! DA SIND WIR AN DEM PUNKT,wo Dir Strega (und auch Andi) schon was dazu geschrieben hat. :idea: :idea: :idea:


Zuletzt geändert von Moon am Do 11. Mai 2017, 21:39, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do 11. Mai 2017, 21:16 
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und falls du/deine Mutter mal irgendwann Impulse möchtet fürs glückliche Einsparen irgendwelcher horrender Nebenkosten und Lebenshaltungskosten, dann bin ich gerne dabei mit Anregungen , da bin ich eine anerkannte Koryphäe ;-)

Wenn sie vielleicht 700 Euro bekommt, 300 weg für die Hütte, vom Rest kann sie leben ohne Probleme, falls keine immensen Kosten anfallen, die langfristig sicherlich aber auch abspeckbar sind.
Meine Mutter hat ne Ölheizung von vor 40 Jahren im Haus, heute schweineteuer, aber damals halt hipp... so Zeugs kannste nicht von heute auf morgen weghauen, schon klar.

Mir ist auch bewusst, dass ich nicht viel von eurer Situation weiss und mich von daher ab jetzt auch zurückhalten werde mit Statements dazu.


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BeitragVerfasst: Do 11. Mai 2017, 22:13 
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Tunnelmensch
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Wow, ich haette nicht gedacht das wegen ner Strasse jemand sein Haus verliert. Dachte da gibt es Moeglichkeiten.
Hab mich da in nen Klugscheisserforum mal arg gestritten, auch auf die entsprechenden Gesetze verlinkt. Aber nein, es wissen immer einige besser. Strasse wird vom Staat bezahlt!
Meine Eltern konnten es bezahlen. Gab ja vorher je 4000 Dm Vertriebenengeld. Der Staat gibt es, der Staat nimmt es.

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BeitragVerfasst: Do 11. Mai 2017, 23:02 
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Schamane
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Mega,ich hab hier mal ein Beispiel vom NDR rauskopiert...Und genau für DEN Mist hatten meine Eltern keine Nerven mehr>das hätte sie auf JAHRE und den Rest ihres Lebens beschäftigt...

http://www.ndr.de/nachrichten/niedersac ... ng134.html


Zuletzt geändert von Moon am Fr 12. Mai 2017, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr 12. Mai 2017, 00:03 
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Tunnelmensch
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Das ist unverschämt. Hier muessten die Menschen wie zur Wende zusammen halten. Sie koennen nicht alle einsperren. Meine Einstellung dazu ist bekannt. Ueber meine Leiche.
Vielleicht tut's die Anwaeltin ja auch.
Daher auch meine Einstellung das ich diesem Staat fuer nichts dankbar sein muss. Er beklaut uns tausendfach.
Unsere Strasse ist gemacht. Ich hoffe das ich so etwas nicht mehr erlebe.

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BeitragVerfasst: Fr 12. Mai 2017, 09:48 
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Abbys, noch ein Letztes zur operierten Hand von deiner Mama....
auch wenn sie damit sicher nicht jeden beliebigen Job machen kann, so gibt es doch bestimmt auch ein paar Jobs, die nicht ständigen vollen Einsatz beider Hände erfordern? Muss ja nicht die Branche sein wo sie vorher gearbeitet hat.
Dann hängt sie nicht mehr auf Gedeih und Verderb vom Amt ab und du hast mehr Freiheit.... nur son Gedanke.

Klar, aufm deutschen Arbeitsmarkt biste über 35 eh Grufti in manchen Branchen, aber auch nicht in allen :arrow:


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BeitragVerfasst: Fr 12. Mai 2017, 10:37 
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Dieses Beispiel mit der Strassensanierung zeigt doch irgendwie, dass der Staat (oder dessen Angestellte) vom Buerger mehr oder weniger ruecksichtslos nimmt, was er will, wenn er selber nicht genug hat.
( Im Namen des Staates ergeht folgendes Urteil: ... )

Das ist doch ebenso Schmarotzertum? Etwas vorher hat Andi sich dazu gemeldet. Ich verstehe eine Einstellung sehr gut, bei der Jemand dann zurueck-schmarotzt.
Sozusagen.
Man koennte es "korrigierende private Massnahme" nennen.

Bedenklich - denn es sieht so aus als ob die Schlange ihren eigenen Schwanz auffrisst.

Leider leider hat sich der Staat so breit gemacht, dass es nirgendwo mehr ein Plaetzchen zu geben scheint wo man ihn vermeiden koennte. Selbst wenn man sich mit friedlicher Absicht einfach raus halten moechte, ist das nicht moeglich weil Staat, Verwaltung, Behoerde u.s.w. einem hinterher rennt und zusieht wie man uns ausnutzen, benutzen und kontrollieren kann.
Im Ausland geht es aehnlich zu - und damit ist unser gesamter Planet ein Platz fuer Untertanen.

Somit ist echtes Aussteigen nur dann moeglich wenn man in den Untergrund geht.
Schmarotzen? Ich (und Andere wohl auch) habe unsere Vorfahren nicht darum gebeten, uns ein D'land zu bauen wie wir es vorfinden. Ich bin keinen Dank schuldig.
Aber ich (wir) bin (sind) einen Loesungsvorschlag schuldig.
( Beispiel: In den letzten 14 Jahren habe ich von D'land lediglich den Reisepass erneuert bekommen - und habe das bezahlt. Fuer alles Andere habe ich nichts genommen; und nichts gegeben )

Moon hat gesagt: "...Das Gesetz sagt halt,das man erst sein Privatvermögen verkloppen/einsetzen muss,wenn eine Geldlosigkeit eintritt..."
Wenn solche Geldlosigkeit aber von genau diesem Gesetz verursacht wird, dann ist Heuchelei im Spiel.

Wenn mir jemand die Aepfel vom Baum klaut: Dann darf ich ihm moralisch ja wohl das Fahrrad "gegenklauen" - und es verkaufen - um neue Aepfel zu kaufen.
Die Alternative waere es, diesen Jemand fort zu jagen, oder ihn wenigstens tot zu schlagen.
Bildlich.


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BeitragVerfasst: Fr 12. Mai 2017, 11:59 
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Leute Topic beachten.
Es gibt genug Schei... auf der Welt über den man sich aufregen müsste.

Und gebt Abbys mal eine Chance auf Posts zu reagieren eh hier wieder die wildesten Theorien entstehen.

Mfg

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BeitragVerfasst: Fr 12. Mai 2017, 14:56 
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Joa, geht gut ab hier^^
Danke schonmal für die Antworten, auch wenn jetzt beim ersten lesen der springende Impuls (ausser evtl. Haus an vertrauensperson abgeben und "miete" zahlen) nicht gefallen ist. Aber dafür muss ich mir das alles noch einmal durchlesen und nun gehe ich lieber noch was in den Wald :P

Melde mich aber wieder und danke schonmal für die ausführlichen Antworten :)

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BeitragVerfasst: Mo 29. Mai 2017, 11:43 
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1. Arbeitslos zu sein ist Deine neue Arbeit.

Die Zeiten, in denen es reichte, einmal im Jahr, höchstens alle 3 Monate, bei Deinem Sachbearbeiter vorbei zu schauen, könnten vorbei sein. Die Fallmanager und Arbeitsberater des JobCenters können Dich ganz nach Gutdünken vorladen. Einmal pro Woche, alle drei Wochen oder auch nur alle drei Monate, ganz wie es beliebt. Sie fordern Nachweise Deiner Eigenbemühungen, also Bewerbungen, Vorstellungsgespräche. Zusätzlich gibt es Profiling-Maßnahmen (meist eine Woche lang) oder Trainingsmaßnahmen, die von 3 Monaten bis zu einem halben Jahr dauern können. Alles ziemlicher Unsinn. Doch keine Bange, jedes Gift hat sein Gegengift. Es gibt bislang unerkannte Krankheiten, die nur darauf warten unter Stresseinwirkung auszubrechen, es gibt Bekannte, die Dich vielleicht für einen Monat beschäftigen mögen - im Rahmen eines Praktikums oder ähnliches. In jedem Fall musst Du damit rechnen, Dich eine Zeit lang ernsthaft für den Bezug Deiner Leistungen anzustrengen. Wenn der Laden erstmal läuft, kann es wieder weniger werden.

2. Das JobCenter ist Dein Feind.

Die Aufgabe des JobCenters, ist es die Arbeitslosenzahlen zu reduzieren. Und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Unter den Angestellten des JobCenters mag es nette, hilfsbereite, kulante Exemplare geben - darauf rechnen darfst Du nie. Daher gilt für Termine auf dem Amt:

- Überlege Dir genau, was Du sagst. Deine Aussage könnte gegen Dich verwendet werden.

- Lass den Sachbearbeiter/ die Sachbearbeiterin reden. Sei stoisch, überlege vor jeder Antwort genau, was klug wäre. Lass vor jeder Antwort drei Sekunden vergehen.

- Lass Dich weder von Freundlichkeit noch von Unverschämtheiten täuschen. Letztendlich geht es um Paragrafen und um Rechte, die uns zustehen, auch wenn die SachbearbeiterInnen davon keine Ahnung haben mögen.

- Versuch nicht, die SachbearbeiterInnen auf einer politischen Ebene zu überzeugen. Es hat erstens keinen Sinn, den falschen Leuten, das Richtige zu erklären. Zweitens ist es möglicherweise unklug, sich als GesinnungstäterIn zu offenbaren. Bleib vorerst lieber unberechenbar.

Viele SachbearbeiterInnen kennen die elementarsten Vorschriften und Gesetze nicht. Sie handeln nach Gutsherrenart. Mit ein wenig Mühe kannst Du ihnen leicht beikommen. Zur Not gehst Du zum Teamleiter oder dessen/deren Vorgesetzten und reichst Beschwerde ein, oder strengst Disziplinarverfahren an.

3. Spiel das Spiel und versuche, die Regeln zu bestimmen!

Interessanter Weise ist der Handlungsspielraum der FallmanagerInnen und SachbearbeiterInnen immens groß. Das meiste ist Verhandlungssache, auch die Anzahl und Qualität der Bewerbungsbemühungen und der Turnus, in dem Du erscheinen musst.

Am Anfang ist es wichtig, die gestellten Anforderungen zu erfüllen, um zu zeigen: Ich habe Reserven, ich breche nicht bei der kleinsten Belastung zusammen. Ich bin keine Wurst.

Wenn Du beispielsweise einen Neuantrag auf Arbeitslosengeld II stellst, dann wird der Fallmanager/ die Fallmanagerin versuchen, es Dir so schwer wie möglich machen, in den Leistungsbezug zu kommen. Sie schicken Dich von Pontius nach Pilatus, fordern z.B. eine Bescheinigung vom Sozialamt Innenstadt, das Sozialamt will eine Bescheinigung vom Wohnungsamt und das Wohnungsamt wieder die Bescheinigung vom JobCenter. Mach es eine Woche oder zwei mit. Dann kommt der Punkt, die Regeln aktiv zu bestimmen und notfalls derbe auf den Putz zu hauen. Mache offensichtliche Unsinnigkeiten nicht mehr mit, raste aus, drohe mit Beschwerden, suche Dir Hilfe etc.

Verlange bei jeden zukünftigen Schritt, eine schriftliche Begründung, warum Du die betreffende Bescheinigung, Bewilligung etc. nicht erhalten hast und was Du tun musst, um sie zu erhalten. Diese schriftliche Begründung steht Dir zu. Verlasse den Raum nicht, bis sie da ist.

4. Kenne Deine Rechte, handle taktisch und strategisch!

Viele reden sich durch eine an Naivität grenzende Gutgläubigkeit um Kopf und Kragen. Du solltest Dir vorher überlegen: Wie ist meine derzeitige Lage, wie könnte sie sich durch den neuen Termin auf dem Amt verschlechtern, wie würde eine Verbesserung aussehen? Überlege Dir eine Argumentationsstrategie, die in Richtung Verbesserung geht. Wir sagen nicht, dass Du unbedingt lügen musst, manchmal ist es jedoch ratsam, nicht alle Karten aufzudecken. Mitunter kommt es nur darauf an, wie man die Realität betrachtet. "Was heißt hier Bedarfsgemeinschaft? Na gut, wir waren gute Freunde, das ist lange her. Jetzt leben wir in längst in Trennung, wollen auseinander ziehen, aber versuchen Sie mal eine neue Wohnung zu finden."

5. Die lange Bank ist des Teufels liebstes Möbelstück.

Wir haben Leute kennen gelernt, die seit Monaten keine Leistungen mehr erhalten haben, weil sie es nicht geschafft haben, die notwendigen Anforderungen - darunter auch völlig unsinnige - zu erfüllen. Die perverse Argumentation des JobCenters: Sie haben die letzten zwei Monate ohne unsere Leistungen überlebt, d. h. sie verfügen anscheinend über stille Reserven (Verwandte, Vermögen, Schwarzarbeit etc.). Wozu brauchten Sie also unsere Hilfeleistungen? Du wirst dann gezwungen, nachzuweisen, wovon Du in den letzten Monaten gelebt hast. (Deine Antwort könnte lauten: Bekannte haben Dir Geld geliehen und fordern es jetzt zurück.)

Wenn Du kein Geld mehr in der Tasche hast, dann muss Dir sofort geholfen werden. Notfalls verlangst Du eine Abschlagszahlung oder einen Vorschuss. Jetzt. Notlage. Eher gehst Du nicht. Und wenn Du gehen musst, dann sofort zum Verwaltungsgericht, wo Du auf Dringlichkeit gegen das JobCenter klagst. Die Sozialhilfe ist - juristisch betrachtet - ein Recht und kein Almosen. Sie fußt auf dem Grundgesetz, Artikel 1("Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.").

6. Übe den aufrechten Gang!

Es gibt viele, die versuchen die Sachbearbeiter auf der emotional-menschlichen Ebene zu beeindrucken. "Mein Lebensgefährte ist unlängst verstorben. Ich bin im Methadon-Programm und habe Hepatitis B. Ich versuche ja alles, aber es klappt nicht." Diese Herangehensweise bringt überhaupt nichts. Die SachbearbeiterInnen sind nach kurzer Zeit völlig abgestumpft und können wahre, von halbwahren und erlogenen Geschichten nicht mehr unterscheiden. Außerdem transportiert das Fahren auf der Mitleids-Schiene eine verhängnisvolle Botschaft: Ich bin ein armes Würstchen und weiß mir nicht zu helfen. Das kann auch heißen: Mit mir kann man es machen. Oder schlimmer noch: Ich brauche jemanden, der mir Feuer unterm Arsch macht.

Unsere Haltung gegenüber dem Amt sollte sein: Wir brauchen weder euer Mitleid noch eure schlauen Tipps. Wir kennen unsere Rechte. Wir reden auf der Grundlage von Paragrafen und Gesetzen, denn nur die bringen uns dazu, überhaupt im Amt zu erscheinen. Unser Privatleben geht die SachbearbeiterInnen nichts an und deren privaten Meinungen interessieren uns nicht. Wenn man meint, mit uns den Larry machen zu können, dann werden wir auf der juristischen und auf anderen Eben kreative Antworten suchen und finden.

7. Never walk alone - Such Dir Beistand und Hilfe!

Das Sozialgesetzbuch 10 (SGB X) regelt die Beziehungen zwischen Bürgern und Behörden. Dort steht unter § 13, 4 folgendes: "Ein Beteiligter kann zu Verhandlungen und Besprechungen mit einem Beistand erscheinen. Das von dem Beistand Vorgetragene gilt als von dem Beteiligten vorgebracht, soweit dieser nicht unverzüglich widerspricht."

Wir haben also ein verbrieftes Recht, zu zweit zu erscheinen. Egal ob vor Gericht, beim Staatsanwalt oder beim Arbeitsamt. Gegebenenfalls sogar mit mehreren Personen (der Paragraf ist normativ, nicht numerativ gemeint). Das ist wichtig. Denn damit hast Du Zeugen und BeraterInnen an Deiner Seite. Der Sachbearbeiter wird sich Unverschämtheiten nun eher verkneifen. Der Beistand sollte einen Block und Stift dabei haben und eifrig notieren. Ratsam ist es, eine Rollenverteilung nach dem Schema "Böser Prolet - guter Prolet" einzuhalten. Es macht wenig Sinn, wenn der/die Betroffene sich im Jammern ergeht, während der Beistand auf den Putz haut. Dann wird der Beistand schnell des Feldes verwiesen werden. Besser ist es, wenn der/die Betroffene seiner/ihrer Empörung freien Lauf lässt und Forderungen stellt. Dem Beistand kommt die Rolle zu, die Stimme der Vernunft zu erheben und den/die SachbearbeiterIn auf der sachlichen, juristischen Ebene anzusprechen. Oder einfach nur dabei zu sein, Notizen zu machen und Fragen zu stellen. Du wirst sehen, wie sich das Klima verändert, sobald Du jemanden an Deiner Seite hast.

8. Du bist für den Irrsinn nicht verantwortlich. Und Du bist nicht allein.

Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist, es ist nur Deine Schuld, dass sie so bleibt. Massen-Arbeitslosigkeit, JobCenter, Lohn-Dumping, Leiharbeit, Mietspiegel, Zwangsräumungen, Ein-Euro-Jobs - dahinter steckt nichts als der komplette Schwachsinn und eine völlige Ratlosigkeit der Herrschenden. Du bist eine/einer von Tausenden in Deiner Region und von Millionen auf der Welt, die darunter zu leiden haben. Wenn es gelänge, dass wir uns vor Ort auch nur zu 50 oder 100 Leuten dauerhaft zusammen schließen, dann könnten wir das Arbeitsamt rocken, dann würden wir beginnen, Suppenküchen zu organisieren, Genossenschaften und Kooperativen zu gründen, uns das Leben zurück zu erobern, dass es eine Freude wäre. Wichtig ist, im Kleinen anzufangen. Setz Dich in Bewegung und das Leben kommt auf Dich zu!

_________________
----- Nimm einmal an, es würde im Leben gar nicht darum gehen etwas zu erschaffen, sondern es ginge nur darum, deine Einheit mit allem und damit die Bedeutungslosigkeit von allem zu erkennen. Das Leben wäre plötzlich das Paradies. Im Tod erfährst du, dass es genau so ist. -----

----- Es ist besser keine geregelte Arbeit zu haben, keine Freunde, keine Kinder und die anderen denken das sei traurig, aber innen drinnen ist man glücklich, als umgekehrt eine angesehene Arbeit, Freunde, Kinder zu haben und die anderen denken man sei glücklich und innen drinnen ist man traurig. Das letztere ist der Normalfall. -----


Zuletzt geändert von Ellisdi am Mo 29. Mai 2017, 13:22, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Mo 29. Mai 2017, 12:55 
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durchaus ein literarisch wertvolles Werk :D

Und wooow, das mit dem Zusammenschliessen: jjajaaaaa, das wär was!!!

Ich bin der Meinung dass es generell besser ist, sich gar nicht in diese Mühle zu begeben, wenn es irgendwie vermeidbar ist. Ok, bevor du verhungerst...
kurzfristig mag das gehen, aber auf lange Sicht?

Irgendeinen Job findeste immer.........................................
wenn du einen willst. Dafür brauchst niemand ne Arbeitsagentur, da reicht Internet und guter Wille vollkommen.

Und wenn du nicht gerade horrende monatliche Kosten hast kommste mit dem auch durch. Kann Teilzeit, Saisonarbeit, wochenweise Nachtarbeit, Ferienbetreuung von mobilitätseingeschränkten Leuten sein, Weihnachtsmarkt mit selbstgedrechseltem Kunsthandwerk,
whatever sein. Kreativität hilft auch hier weiter.

Ich seh das so. Meine Freiheit ist mir wertvoller als irgendeine Krücke vom Amt. Ich geh lieber selbst ohne Krücke. Ist besser für die Kondition, mit Krücke geht es sich so einseitig ;-)

Ich bin glücklicher, wenn mich alle möglichen Ämter nicht kennen und ich sie auch nicht. Lebt sich besser. Die Sonne scheint intensiver und der Mond freundlicher. Find ich.....
Wieso sich freiwillig da rein begeben????


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BeitragVerfasst: Mo 29. Mai 2017, 13:49 
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Da hat sich aber jemand Mühe gegeben. Dem werde ich nicht wiedersprechen.

Deutschland als Sozialstaat und Paragrafenstaat kümmert sich mit diesem Mindestbeitrag darum das Menschen irgendwie abgesichert werden und mit dem "Wust" an Regeln soll auch irgendeine Willkür ausgeschlossen.

Die Menschen im JC sind auch nur Menschen die ihre Arbeit machen.
Wenn jetzt alle deinem Leitfaden folgen, dann ist die einzige arbeitende Schicht in Deutschland das Beamtentum im Sozialamt und Jobcenter.

Jedes Recht kannst du auch einklagen, es ist aber ein Unterschied ob man "Recht bekomt" und etwas "Richtig ist".

Du kannst nicht im System sein und gleichzeitig draußen.
Nennen wir es einen Übergang aus dem System in die Freiheit.

Aber warum erst sich vom Arbeitgeber unabhännig machen nur um in die nächste Abhänigkeit vom JC zu kommen. Wenn das für dich Freiheit oder "sozialer Aufstieg" bedeutet, dann viel Spaß damit.

Mfg

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