Hi und Achtung lang!
Da hier viele als Idee haben einen der Jakobswege zu gehen, hier mal ein kleiner Bericht von meiner Reise.
Von Bilbao nach Santiago de compostela und weiter nach Finisterre.
Gesamtstrecke ~700Km davon zu Fuß ~570Km. Zeit 40Tage.
Gepackt hatten meine Frau und ich unsere Rucksäcke auf je ~8.5Kg, welches sich aber auf der Reise durch extra Wasser, Essen und ein Zelt (was wir uns vor Ort gekauft haben) auf 11Kg erhöhte, meinen zumindest.
Los ging es voller Tatendrang und gut gelaun am ersten Tag durch die Bilbao auf Herbergssuche. Wo wir nach etwas suchen in einem Mehrbettzimmer untergekommen und dort sind sehr sehr nette Herbergsleute getroffen haben.
Der Ellan hat etwa 3 Tage angehalten wo man Körperlich gut vorran kommt, aber jeden Km ab dann doch merkt.
Mit dem Gewicht auf den Schultern und den Höhenmetern kamen wir etwa 2Km/h pro Stunde vorran und der Weg zu nächten Herberge die nur 10Km weit weg ist, wird dann doch ganz schön lang.
Wir "kämpften" uns so jeden Tag ein wenig weiter bis zur nächsten Herberge und trotzten den hohen Temperaturen, den leidenden Füßen und dem Gefühl das Tempo einer Weinbergschnecke zu haben.
Eigentlich sollte der Küstenweg wenig bekannt sein und nicht so überlaufen wie der Camino Frances, aber warscheinlich haben viele Andere das auch gelesen.
Es waren sehr viele Pilder unerwegs und auch welche die den Weg als Wettrennen sahen, abends wurde dann ausgetauscht wer die meisten Kilometer gelaufen ist. 30Km, 40Km bis zu 50Km sind die gleaufen. Viel hatten Blasen an den Füßen oder Knie und Rückenprobleme, aber Hauptsache Kilometer schaffen.
Unschön war da die Kapazitäten der Herbergen nicht immer für alle ausreichten und wer bis 13.00 nicht da war meist kein Bett mehr bekommen hat.
Jeder Pilger der einen überholte war so ein potentieller Konkurent um die Betten. Das war einfach kein schönes Gefühl und man war dann doch froh nach 5 Absagen im Ort irgendwo dann doch noch die beiden letzten Betten zu bekommen.
Weiter ging es bis Santander, wo wir kurz danach moralisch am Boden waren.
Dieses Wettrennen um die Schlafplätze und das "was mach ich hier eigentlich?" zerrten mehr an den Nerfen als man sich Vorstellen kann.
Um etwas von der geistigen Last zu nehmen, das man zumindest Abends ein Bett hat, haben wir uns das o.g. genannt Zelt gekauft.
So konnten wir unseren eigenen Lauf-rhythmus finden ohne weiter unter Zeitdruck zu stehen oder anderen die Betten weg zu nehmen.
Da wir auch nicht so schnell unterweg waren wie wir geplant hatten, haben wir von Santander nach Gijon den Fernbuss genommen um nicht kurz vom Ziel den Bus nehmen zu müssen, weil zu Fuß wollten wir schon in Santiago ankommen.
Abends in Gijon angekommen wurde die Stadt auch schnell verlassen, da es dort ein Stadfest gab und es unmöglich war einen bezahlbaren Schlafplatz zu bekommen. Unser neues Zelt wurde so außerhalb de Stadt zur Unterkunft.
Dank dem Zelt war es zwar körperlich etwas anstrengender aber dennoch einfacher mit dem Laufen. Man gewöhnte sich jetzt langsam immer mehr an das Gewicht, die Strecke und bekommt einen Tagesrhythmus der zur Routine wird.
Aufstehen, laufen, frühstücken, laufen, Mittag, laufen, Herberge, duschen, Wäsche waschen, ausruhen, Abendessen, schlafen gehen.
Klingt zwar sehr eintönig, ist es aber nicht. Da man unterwegs so viele Eindrücke von der Landschaft bekommt und in der Herberge mit so sehr vielen Leute ins Gespräch kommt.
Auch die Stimmung war jetzt wieder etwas besser, ein mal unsere eigene, und auch die der Pilger um uns. Den Grund darin vermuten wir darun, das sich ab Oviedo der Canino geteilt hat in den weiteren Küstenweg und in den Camino Primitivo.
Und auf diesen 2ten wollten wohl viele von den Pilgern die im Camino eine sportliche Herausvorderung sehen. Damit waren die Renn- und Leistungspilger erst mal weg und die Leute die Zeit hatten auch zum Reden.
Die Reise ging so weiter bis Ribadeo, wo ich durch einen ausgebrochenen Zahn erst mal einen Tag Zwangsurlaub machen musste und mir einen Zahnarzt suchte. (siehe: Zahncream mit oder ohne Flourid)
Nun verlief der Camino weg von der Küste und das erste mal nach Südwesten ins galicische Gebirge. Die Gegend ist etwas weniger Dicht besiedelt und die Herbergen sind dort auch mal 20-27km weit auseinander.
Was nach 4Wochen laufen aber mitlerweile eine schafbare Strecke am Tag für uns geworden war. Viel Natur, wenig Leute und viel Zeit taten sehr gut und Abends traf man dann wieder die gleichen Pilger wie am Vorabend und konnte sich austauschen wo das Gespräch vom Vortag aufhörte.
Nach vielen Höhenmetern und zwei Wochen später treffen sich die Wege von Primitivo Küste und Frances vor und in Arzua alle wieder. Kulturschock!
Ab hier war wieder alles Touristisch erschlossen, man kam wieder mit Englisch weiter, hat jetzt aber keine "Ruhe" mehr. Alle 20m ein Pilger und man wurde von ganzen Rudeln Spanier und Italiener überholt.
Bis Santiago waren es aber nur noch 3Tage und die letzten Meter wird man getragen von dem Gefühl endlich am Ziel zu sein.
Da wir mit der Zeit schneller wurden und auch das o.g. Stück "abgekürzt" hatten blieben uns noch eine paar Tage Zeit. So blieben wir 3 Tage in Santiago um die Stadt zu besichtigen und am Gottesdienst teil zu nehmen.
Das sollte jeder ein mal machen, auch wenn er/sie nicht gläubig ist. Auch die Heilige Pforte war dieses Jahr geöffnet (nur so alle 4-5 Jahre) und wer hindurch geht dem werden alle Sünden erlassen. Bin also jetzt Sündenfrei
.
Santiago ist schön, aber nach 5Wochen laufen wird man ganz unruhig wenn man lange an einem Ort ist. 3 Tage waren ok aber da der Rückflug schon vorgebucht war hätten wir eine weitere Woche nicht ausgehalten.
Mit Finisterre dem "Ende der Welt" oder Muxia (dort sollen Assteiger leben) hatten wir geliebäugelt.
Wir entschieden uns für Finisterre. Weil das war ein Ziel mit dem ich mich mehr identifizieren konnte als mit Santiago.
Und bin halt kein Katholik und Finisterre ist ein viel älterer Pilgerort, der schon bei den Kelten bekannt war.
Der Weg war auch wieder angenehmer als die 3 Tage vor Santiago. Es waren viel weniger Leute unterwegs und es waren zu 50% Deutsche. Vorher war mehr als die Hälfte Spanier und ~1/4 Deutsche.
Wir wechselten dann doch vom Hola auf Hallo bei der ersten Begrüßung. Nachdem wir mit eier Pilgerin eine halbe Stunde englisch redeten bis sich rausstellte das sie auch Deutsche ist
Eine Woche und ~100Km weiter (hatten ja noch Zeit) waren wir dann am endgültigen Ziel unserer Reise. Das Kap Finisterre hat genau so viel zu bieten wie die kathedrale von Santiago.
Nach einen schönen Sonnenuntergang mit einer Flasche Wein ging es dann abends wieder zurück in die Stadt und am nächsten Tag nach Santiago zum Flughafen.
Was habe ich vom Weg "mitgenommen"?
-das die Welt doch ganz schön groß ist wenn man zu Fuß unterwegs ist.
-viele Eindrücke von Spanien dem Land Leute und Kultur.
-man sich für vieles mehr Zeit nehmen sollte (wie die Spanier)
-auch auf dem Camino sind Leistungs(pilger)menschen und unvernünftige unterwegs.
-das man mit ganz wenig auskommen kann und man lernt mehr Ordnung und Organisation.
-das es zu Hause doch ganz schön ist.
-noch ein paar Sätze Spanisch gelernt.
-Samen vom Jersey Kohl mitgenommen (werd ich hier mal aussähen) den bauen die in Spanien gerne an.
Ich bin ohne Probleme oder "Altlasten" auf den Camino gegangen, habe aber viele getroffen die auf der Suche nach "Erleuchtung" waren.
Darum:
-Der Weg lößt keine Probleme, man ist danach auch kein anderer Mensch. Aber man hat etwas Erfahrung mehr!
So das wars und Bilder folgen. Mfg.