RE: stevo12
Verzicht ist wirklich "geil", da ist ganz viel wahres dran!
Meister Eckhart oder Heidegger oder beide sagten: "Der Verzicht nimmt nicht, er gibt."
Das mag sehr schwer zu vermitteln sein, das kann man aber selbst erfahren indem man das testet.
Darf es Laotse sein? "Wer verzichtet, gewinnt."
Oder mit mehr Begeisterung und Staunen Aristoteles: "Was es alles gibt, was ich nicht brauche!"
Mache es mal so: tue so, als wäre die Behauptung, Verzicht sei etwas Gewinnbringendes, von Dir persönlich. Dann arbeitet nämlich Dein Gehirn in die Richtung nach Argumenten oder Hinweisen zu suchen, die diese Behauptung stützen, untermauern. Vielleicht hilft das weiter.
"aussteigen bedeutet sich davon zu lösen, selbstversorgung ist das mittel dazu.
lebensmittel selbst machen, für wasser und brennstoff sorgen, das sind meine tätigkeiten."
Lebensmittel selbst zu machen, das schafft niemand. Wirklich niemand. Die bekommst Du nur geschenkt oder geboten von der Natur (oder vom Schöpfer).
Der Obstbaum bringt Dir die Frucht, Du kannst sie dann nur noch versauen, indem Du sie verarbeitest, "veredelst", indem Du sie abkochst und Zucker dranschüttest (Mus) oder als Kuchenzutat nimmst.
Ich weiß ja was Du meinst: Lebensmittel selber anbauen.
Selbstversorgung
Du möchtest eine üppige Selbstversorgung, da Dir Verzicht ein Greul ist.
Ausgangspunkt diesen "Willen" (ich will) umzusetzen, ist Mittellosigkeit. Also, man hat kein Geld oder nur vieel zu wenig.
Dann geginnt doch immer dasselbe: die Katze beißt sich in den Schwanz (bildlich eigentlich besser: der Hund jagt seiner Rute nach)
Das braucht nicht erläutert zu werden, die Trauben hängen sehr hoch: um die finanzielle/materielle Grundlage zu schaffen, müßte man erstmal voll und ganz Sklave des Systems sein, welches man so kritisiert. Oder Du gewinnst im Lotto, erbst, bekommst das Land nebst Haus oder Hütte geschenkt ect.
Selbstversorgungs-Idyll geht nicht ohne vorheriges Raffen, was ganz viel mit beinhaltet (von Lernfleiß bis harte Arbeit). Und wer das macht, der muß auch schon "verzichten": auf die andere Freizeitgestaltung.
Wie sieht oder wie soll denn einmal Deine Selbstversorgung ganz konkret aussehen???
Den meisten schwebt ja ein Selbsversorger-Bauernhof vor. Wie ist das bei Dir?
Realistisch und relativ einfach ist, einen kleinen Teil der benötigten Lebensmittel selber anzubauen. Das hat aber nichts mit Selbstversorgung zu tun und noch weniger mit "lösen vom System".
Ich setze noch einen drauf: nur wer verzichten kann, der ist frei, auch schlecht bezahlte Leiharbeit anzunehmen - ohne großen Schmerz. Beim durch Werbung dressierten Rauschkonsumenten langt da das Geld hinten und vorn nicht.
(Ergänzung: Wenn man sich freilich in die wahren Gedanken reinsteigert wie „Die stinkend-faulen, aufgedonnerten, blondgefärbten Büro-Damen mit Stöckelschuhen ruhen sich auf meinen Knochen aus, ich reiß mir in der Produktionshalle im 3-Schicht-System den Arsch auf und die setzen sich eine neue Tasse Kaffee auf, rauchen eine und reiben sich unten...!! - wird es immer schwierig, diese Demütigung Leiharbeit auszuhalten.)
RE: martin
Ich lese mir das irgendwann mal durch, die Forengeschichte.
Ich sehe mich nicht im Streit mit Stevo, der hat das nur mit dem "Ausstieg in Leiharbeit" nicht richtig verstanden bzw. ich mich nicht gut genug ausgedrückt.
Leiharbeit - was nun einmal so existent ist - kann in bestimmten Lebensituationen ein Ausweg sein, als vorübergehende Lösung. Das kommt immer auf den Einzelfall und die Tätigkeit an. Wer verzichten kann, der kommt auch mit Harz4 aus und aus dem Lachen nicht mehr heraus. Aus einer Tretmühle, Laufrad ausgestiegen ist der Leistungsempfänger allemal. Der kann sich sogar auf Gandhi berufen: keine Gewalt und Verweigerung der Zusammenarbeit. Also, statt die Leihbuden gewalttätig zu zertrümmern, friedlich (fastend) die Zusammenarbeit verweigern. Bis die Leihbuden so Weise sind, von selbst zu schließen.
Apropos Jesuiten.
Ich hatte mal ein Buch in Händen (dessen Titel mir jetzt nicht einfällt...irgendwas mit "spirituell"), da haben sich tatsächlich junge Christen zusammengeschlossen und nur "niedere Arbeiten" angenommen: also Reinigungskraft, Fließbandarbeit, Erntehelfer, Produktionshelfer ect.
Ich werde durch Verzicht aussteigen, mich durch Verzicht weitgehend aus dem System herauslösen, durch Verzicht mein Glück/Leben selbst in die Hand nehmen und mit Verzicht eigenverantwortlich handeln und mit und durch strengen Verzicht mir meine "eigene Welt" schaffen! Und da kommt die 40tägige Fastenzeit bis Ostern mir gerade recht!
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