Hallo Leute!
Nach einigen Jahren habe ich den Weg zurück ins Forum gefunden und werde meinen Beitrag hier auch weiter pflegen. Zwischendurch hatte ich immer mal wieder Kontakt mit Leuten über PN oder auch per E-mail.
Leider habe ich festgestellt, dass einige Leute eher nur Träume haben, aber sie nicht leben wollen. Woran liegt es eigentlich? Angst vor dem Ungewissen? Angst vor der Zukunft? Angst vor dem was kommt? Hey Leute, ich kann Euch nur eins raten: LEBT EUREN TRAUM! Ansonsten bleibt Ihr ein Leben lang unglücklich! Ihr glaubt gar nicht, wie befreiend es sein kann, den eigenen Traum zu leben!
Ich wurde nach meinen Beweggründen gefragt. Ich habe festgestellt, dass viele die gleichen Beweggründe haben, auch wenn vielleicht in unterschiedlicher Ausprägung.
Ich kann für mich sagen, dass ich ein Stück weit das Abenteuer suche (aber das erlebt man automatisch) und die "Flucht aus der Zivilisation".
Beim Leben im Dschungel lernt man zwei elementare Dinge:
1. Man ist in der Zivilisation von zwei Dingen grundlegend abhängig: a) vom Geld und b) von der Zeit.
2. Die vorstehenden Abhängigkeiten sind nicht lebensnotwendig und entbehrlich.
Das Problem dabei ist, dass man VOLLSTÄNDIG loslassen können muss, wenn man der Zivilisation entkommen will. Aber das können viele nicht. Zu sehr verwachsen ist man mit der digitalen Welt und mit den vermeintlichen zivilisatorischen Vorteilen. Diese Vorteile sind genauer betrachtet aber eher eine Last.
Die Zeiten in den vergangenen Jahren, wo ich immer wieder im Brasilianischen Dschungel war, haben mir viel gezeigt. Ich fand innere Zufriedenheit.
Es gibt wirklich nichts schöneres und befreienderes, als FREI zu sein! Die Ängste und Fragen, die manche Leute haben, treffen auch für die Zivilisation zu! Man weiß nicht, was kommt, was sein wird oder was morgen passiert! Man kann auch in der Zivilisation nicht alles planen! Es passieren immer unvorhergesehene Dinge im Leben!
Was ich dort auch gelernt habe, ist, die Umwelt bewusster wahrzunehmen und auf Kleinigkeiten zu achten. Viele denken, wenn man in der Wildnis ist, dann muss man auf so vieles achten. Das ist zwar vollkommen richtig. ABER: Das läuft nach einer gewissen Zeit automatisch ab. Ich kann das nicht besser erklären, aber man nimmt eine Situation wahr und weiß dann, was man macht. Mit Angeln kann man das gut erklären:
Man ist also an einem Gewässer und sieht eine vielversprechende Stelle. Es ist eine Stelle, wo viele Fische zu erwarten sind, aber durch Totholz im Gewässer und überstehenden Ästen über dem Wasser läuft man Gefahr, irgendwo hängen zu bleiben und seinen Köder zu verlieren. Der geübte Angler sieht eine solche Stelle und wirft instinktiv richtig, damit er nicht hängen bleibt und trotzdem einen Fisch fängt. Aber er überlegt vor dem Werfen nicht lange, ob er über Kopf oder seitlich werfen sollte, er macht es einfach richtig. Im Gegensatz dazu werfen unerfahrene Angler auch mal ins Gebüsch. Aber das ist ganz normal - beim nächsten Mal macht er es anders.
Genauso ist es mit dem Leben als Aussteiger im Dschungel. Anfangs hat man Rückschläge. Aber diese kann man auf ein Minimum reduzieren. Vorallem wenn man mindestens zu zweit unterwegs ist. Je mehr Leute mitmachen, desto einfacher wird es. Aber das ist ganz logisch.
Wichtig dabei ist unbedingt eine OFFENE Kommunikation! Alles muss unverblümt gesagt werden können. Man darf sich auch nicht scheuen, etwas zu sagen. Man wird ohne jeden Zweifel in die Situation kommen, dass man einen megaschlechten Tag hat. Gerade am Anfang werden die meisten öfter mal genervt sein. Da muss man dann ganz offen sagen, dass man heute einen schlechten Tag hat und ggf. auch für sich sein will. Damit wird dem/den anderen Leuten Gelegenheit gegeben, sich darauf einzurichten. Dort im Dschungel ist es nämlich etwas anders, als es hier ist. Hier kann man mal eben irgendwo um den Block gehen oder kilometerweit mit dem Rad fahren, um runter zu kommen. Das ist dort nicht möglich, da man sich nie sehr weit von den anderen entfernen sollte. Zumindest so lange nicht, bis man das Gebiet sehr gut kennt. Aber wenn es soweit ist, hat man sich schon zusammengefunden und es geht alles problemloser. Aber in der Anfangszeit kann eine falsche Rücksichtnahme im wahrsten Sinne des Wortes tödlich sein. Darum ist die schonungslos offene Kommunikation lebensnotwendig! Aber das bedeutet auch ein gewisses "über den eigenen Schatten springen", denn hier in der Zivilisation spricht man nicht immer über seine Befindlichkeiten, da man sich zurückziehen kann.
Wer sich auf das Abenteuer einlässt, der erlebt eine andere Welt. Es ist eine Welt innerer Zufriedenheit! Das kann man gar nicht beschreiben! Es ist die Erfüllung aller Wünsche und Träume! Man darf halt nur nicht davon ausgehen, dass man sich im Paradies wiederfindet, wenn man dort ankommt. Zwar sind die Ansichten paradiesisch, aber das Leben dort verlangt von einem täglich Einsatz. Man kann ja in keinen Laden gehen und was zu Essen kaufen! Man kann auch nichts lange lagern - das hat den Vorteil, dass man immer alles frisch bekommt. Mit Fleisch im herkömmlichen Sinne wird man nicht rechnen können, aber Fisch, Kaiman und Schlange schmecken auch vorzüglich.
Natürlich sind wir zivilisationsgeprägten Menschen nicht in der Lage, von heute auf Morgen dem bisherigen Leben den Rücken zu kehren. Das ist gar nicht machbar. Dort angekommen, sind die ersten zwei Wochen das schlimmste. Der Körper muss sich umstellen, was durchaus anstrengend sein kann. Schon alleine der Aufenthalt in der tropischen Luft erschwert einiges. Aus dem Grunde ist es wichtig, gut vorbereitet in den Dschungel zu starten. Dazu aber muss man Geld in die Hand nehmen. Man sollte zumindest für einen Monat Vorräte mitnehmen, damit man nicht in die Situation kommt, von jetzt auf gleich ohne Nahrung da zu stehen. Zwar fängt man immer Fische. Aber unser Körper ist an die Zusammensetzung unserer Speisen gewöhnt, inklusive übermäßigem Würzen. Auch beim Zucker sind unsere Körper übersättigt. Auf Grund unserer Essensgewohnheiten, bekommt man ganz schnell Entzugserscheinungen, vorallem beim Zucker. Und um das etwas zu kompensieren, sind solche Vorräte wichtig. Man dreht sonst durch.
Der Entzug vom Zucker ist mit Entzugserscheinungen bei Drogenkonsum zu vergleichen. Das kann richtig brutal werden. Und daraus folgen dann Nebenerscheinungen, wie Lustlosigkeit, Aggressivität usw. Das kann im Dschungel tödlich enden, weil man dadurch unkonzentriert wird und viele Fehler macht. Darum sollte der Körper langsam entwöhnt werden, womit man schon in der Zivilisation anfangen kann.
Wer das mit dem Zucker testen will, kann es hier relativ leicht machen. Esst nur Lebensmittel, wo maximal 5 % Zucker drin sind. In den ersten ein bis zwei Tagen merkt man nicht viel, ab etwa dem dritten Tag wird man aber durch seinen Körper mit Situationen konfrontiert, die man sich nicht vorstellen kann und es wird SCHLIMMER! Erst nach ca. 8 - 9 Tagen beginnt der Körper, sich daran zu gewöhnen und es wird wieder besser. Anschließend fühlt man sich auch wesentlich besser, wenn man erstmal vom Zucker weg ist. Es geht einem insgesamt viel besser als vorher. Man darf nur nicht anfangen, wieder in Massen Zucker zu konsumieren.
Und diese ersten zwei Wochen ohne Zucker im Dschungel könnten hart werden. Daher entsprechend Vorräte mitnehmen, um es ggf. zu kompensieren. Denn im Dschungel ist man eben auf sich gestellt und wenn man nicht mehr rational handeln kann, kann man tödliche Fehler machen.
Ich bin der Meinung, dass man zumindest anfangs Zelte mitnehmen sollte. Denn wenn man Rückschläge beim Hüttenbau hat (und die kommen sicher), dann steht man nicht ohne was da. Das ist für die innere Stimmung wichtig. Denn wenn man durch Rückschläge eine negative Grundstimmung bekommt, dann will man ganz schnell wieder nach Hause. Und das ist ja nicht der Sinn und Zweck der Sache.
Brasilien ist schön und mein absolutes Traumland. Aber wenn ich eines Tages für immer dorthin gehe (spätestens, wenn meine Mutter mal nicht mehr ist), werde ich möglicherweise ein anderes Land bevorzugen und das aus einem ganz einfachen Grund. Ich werde dann nach Französisch-Guyana gehen. Da es sich dabei um französisches Staatsgebiet handelt und zur EU gehört, gilt auch dort die Freizügigkeit. Jeder EU-Bürger kann ohne Visum dauerhaft dorthin gehen, ohne ein Visum ggf. auch Geld verdienen usw. Der Euro ist dort gesetzliches Zahlungsmittel, was im Zweifel insgesamt vieles einfacher macht. Und man muss nicht gleich ein Rückflugticket in der Tasche haben.
Aber wenn man alles auf sich zukommen lässt und bereit ist für das Abenteuer, erwartet einen ein Leben in totaler Ausgeglichenheit, auch wenn es manchmal anstrengend sein wird. Man darf halt nicht davon ausgehen, dass man sich den ganzen Tag die Sonne auf den Bauch scheinen lassen kann.
Träume können niemals platzen – sondern nur wahr werden! Solange ein Traum nicht wahr geworden ist, bleibt er ein Traum, egal, wieviele Anläufe man unternimmt. Wer es aber nichtmal versucht, wird ewig nur träumen!
Ich werde oft gefragt, warum ausgerechnet Dschungel und in Südamerika. Grundlegend die tropische Region, weil die Temperaturen im wesentlichen über das Jahr gleich bleiben. Das macht von vorn herein vieles einfacher. Man muss nicht für den Winter vorsorgen etc. Die Aussteiger in Alaska zum Beispiel sind ständig auf die nächste Stadt angewiesen, was ständig mit Geld zu tun hat. Südamerika aus dem Grunde, weil die Gefahren und Belastungen im Vergleich zu anderen Dschungeln am geringsten sind. Nehmen wir nur mal als Beispiel die Regenwälder in Asien. Wer dort schon einmal war, wird wissen, dass es dort mehr Egel als alles andere zu geben scheint. Ständig hängt man mit Egeln voll und man ist irgendwie immer am bluten. Zwar ist der Biss der Egel steril, aber die anschließend weiter blutende Wunde kann sich böse infizieren. Außerdem ist es nervig, ständig mit Egeln voll zu hängen und überall zu bluten. Das stellt auch psychisch gesehen eine enorme Belastung dar. Naja und nicht zuletzt auch die Sache mit dem Visum. Ich möchte in keinem Land ohne gültiges Visum angetroffen werden, das kann böse enden – man befindet sich dann schließlich illegal im Land und in Asien oder Afrika im Gefängnis sitzen zu müssen, ist sicher alles andere als angenehm. Ich möchte aber auch nicht in Brasilien im Gefängnis landen. Von daher lieber Französisch-Guyana, wo das alles keine Rolle spielt.
Dschungel-Interessierte können sich gerne bei mir melden. Mir zu schreiben bedeutet ja nicht, dass man morgen schon in den Dschungel zieht.
LG Marcel
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