Nachdem hier alle aus dem eigenem Nähkästchen plaudern, möchte ich auch meine eigene Beziehungsgeschichte teilen.
Das "für den anderen Mitdenken" ist bei mir ein sehr präsentes Thema, da meine Freundin psychische Probleme hat und ihr vieles im alltäglichen Leben Probleme bereitet. Sie hatte eine schwere Kindheit, einen miesen Vater, eine überforderte Mutter, eine durchwachsene Pubertät und das Resultat dieser harten Zeiten sind/waren Depressionen, Angstzustände, ein schlechtes Selbstwertgefühl, eine Essstörung, eine leichte Angst vor der Zukunft, ... Dazu kommt eine genetische Störung der Schilddrüse und des Hormonhaushalts (Chronische Unterfunktion).
Seit wir zusammen sind, nehme ich die Rolle des Beschützers und des Motivators ein, die tolle (und talentierte!) Frau macht Therapie, erfindet sich selbst regelmäßig neu und hat sich in zwei Jahren unfassbar positiv verändert. Allerdings ist ein "Ende" der Strapazen kaum in Sicht und in meiner realistischen Art vermute ich, dass ihre "Startschwierigkeiten" sie wohl ihr ganzes Leben begleiten werden. Somit ist es für mich sehr unwahrscheinlich, bzw. unendlich schwierig nicht für den anderen mitzudenken und 100% bei mir zu sein. Verantwortung für meine Freundin zu übernehmen ist ein vorherrschendes Thema und gewöhnt habe ich mich an dieses Zusammenleben inzwischen auch schon. Ist ja auch schön sich um jemanden zu kümmern und persönliche Erfolge mitzuerleben, Dankbarkeit zu erfahren.
Sowas ist natürlich sehr fordernd und oft schwierig. Ich muss mich ab und zu selbst leicht vernachlässigen, Ich kann meinen persönlichen Bedürfnissen oft nicht den Vorrang geben. Aber das ist für mich auf eine gewisse Art und Weise Ehrensache, die Frau ist halt auch wirklich wunderbar und ich hab hohe Ansprüche.
So kann ich das irgendwie legitimieren.
Vielleicht kennt das ja jemand aus seinem eigenen Leben?
PS: Ach übrigens, die Lust auszusteigen, Selbstversorger zu werden, die eint uns. Was für ein Glück!