Es gibt eine großzahl "einfacher" Antworten zu diesem Thema. Wirklich verstehen wird man es wohl nie. Ich starte dennoch einen möglichst weitgreifenden erklärungsversuch:
Der sogenannte "innere Schweinehund" im Menschen hält ihn davon ab, das richtige zu tun. Der Mensch will leben, wie jedes lebewesen, und das zu möglichst idealen bedingungen. Die bedingungen, die unser "modernes" System hervorbringt sind hingegen nicht natürlichen ursprungs, machen aber ein sehr angenehmes Leben möglich (bezogen rein auf die materielle versorgung) und gewährt eine große Sicherheit und einen sicheren sozialen Status (schon weil "alle" mitmachen). Im umkehrschluss bedeutet dies, das ein möglicher verlust dieses "Systems" denjenigen, die es als ihre natürliche umgebung akzeptiert haben, mit Angst erfüllt. Angst, die Lebensgrundlage und jede Sicherheit, die soziale vernetzung und das gewohnte leben zu verlieren. blanke existenzangst.
Dieses "System" (ich nehme mal den Begriff, weil er relativ neutral ist, mein persönliches weltbild würde andere bilder zeichnen, aber das selbe aussagen) ist perfiderweise genau an den Urinstinkten des Menschen entlang gebaut, um ihn von seinen natürlichen gewohnheiten und bedürfnissen zu entwöhnen indem man sie substituiert und systemisiert:
- Selbstversorgung durch Fremdversorgung
- Freiheit durch Sicherheit
- Vertrauen durch staatliche Sicherungssysteme
- erkenntnis durch information
- liebe durch beziehung
etc.
Dies geschieht nicht erst seid gestern, ist aber im Menschen bereits tief verwurzelt. wir wachsen mit diesem System auf, es ist bestandteil der Welt in der wir leben, eigentlich macht es sie vollständig aus. Man kann es nicht verlassen und es drängt die Menschen dazu, egoistisch und gedankenlos zu werden, denn sie bedürfen durch das System des gegenseitigen vertrauens (der urwurzel des erfolgs der menschlichen spezies) und der tiefen erkenntnis ihrer umwelt nicht mehr. Diese künstliche umwelt ist einfach und nicht auf erkenntnis und seelische erfüllung ausgelegt. Eigentlich ist das falsch, sie ist hochkomplex und nur mit einem sehr hohen intellekt zu durchschauen, aber das macht für die meisten Menschen keinen unterschied, weil sie das system entweder nicht durchblicken können oder wollen.
Hier liegt auch der Hund begraben: Wir benötigen unsere Mitmenschen, wir benötigen vertrauen. Wir brauchen es wie die Luft zum atmen.
Wenn wir aber im System bleiben können wir es nicht bis kaum erfahren.
Steigen wir aber aus geht dem oftmals ein großer vertrauensbruch einher, ein verlust des urvertrauens in unsere mitmenschen und unsere umwelt. Dieses Urvertrauen wird im Frühen Kindesalter geprägt und ist (wie ich behaupte) durch systemische erziehung und den mangel an solidarität gegenüber kindern (substituiert durch kernfamilie) in den System-versklavten Menschen grundsätzlich eher gestört.
Dieses Dilemma führt dazu, das es uns zurückzieht zu der gemeinschaft, der wir zu trauen gelernt haben, weg von der einsamkeit des aussteigens, weg von dem weg, den unser Herz als richtig erkennt.
Weil Angst, die Säule des Systems, in uns herangewachsen ist wie ein geschwür, das nur langsam heilen kann. Vertrauen aufzubauen ist sehr langwierig und schwierig, urvertrauen neu aufzubauen oder auch nur umzubauen, damit es wieder in die natürliche menschliche bedürfnisstruktur passt, ist eine mammutaufgabe die Jahre in Anspruch nehmen kann (frühkindliche prägung hat so einen hang, nur sehr schwer nachgeholt oder geändert werden zu können...). Einige Psycho- und soziologen halten es gar für völlig unmöglich (nicht meine ansicht)
Das System in all seinen schillernden facetten (die ich hier nicht völlig beschreiben kann und auch nicht möchte) ist darauf ausgelegt, die Menschen zu bändigen, zu versklaven und zum wohle weniger nutzbar zu machen, sie zu einer ressource zu degradieren und sie in kranken, eugenischen,sozialtheoretischen planspielen zu erforschen, um schlussendlich die "perfekte neue ordnung" zu schaffen, die die natürliche ordnung ablöst.
Dieses System ist keine neue erfindung. nach meinem dafürhalten begann es mit dem aufkommen der ersten zivilisation. Es ist alt, sehr alt, und teil von allen lebenden Menschen. Und es ist furchteinflössend in seiner trügerischen sicherheit. Es kann die verschiedensten gesichter annehmen und bleibt doch stets das selbe, krankmachende System der Dinge, das uns alle in ketten legt.
Es ist also nicht (nur) die schwäche des Menschen, die ihn dazu bringt sich seinem herzen und seiner inneren überzeugung zu widersetzen, sondern die pervertierung seiner natürlichen instinkte in einem neuen System (Freuds erkenntnisse zur Sublimierung können hier erhellend sein, wenn man Freud nicht grundsätzlich verteufelt)
Das System ist aber schwach. Es hat den Menschen in der langen zeit seiner existenz niemals ganz an sich binden können. zu allen zeiten gab es "aussteiger", Menschen, die ihre natur nicht verdrängen konnten, Menschen, die das falsche, künstliche im System erkannt haben oder zumindest verspüren und den drang zurück zur wahren menschlichkeit fühlen.
Diese sinbd für das System gefährlich, denn sie stellen es infrage und sind die einzigen, die es stürzen können (referenzen wären hier jesus, ghandi oder ähnliche friedliche revolutionäre). Das System ist sich dessen bewusst und versucht auf stets neuen wegen sich diese leute vom hals zu schaffen oder sie unschädlich zu machen. Ob es das durch gewalt, ausgrenzung, tolerierung, verführung oder was auch immer tut ist den aktuellen gesellschaftlichen gegebeneheiten geschuldet.
das sind meine gedanken dazu.
Und falls es so scheint: ich entbinde den einzelnen nicht von seiner verantortung, etwas zu ändern, weil ja "das system schuld" ist, ich respektiere lediglich die schwierigkeit dieses unterfangens und unterschätze meinen Gegner nicht.
EDIT:
ich nehme nochmal bezug auf deinen erweiterten beitrag von eben, weil ich den vorm schreiben nicht registriert habe.
ich denke, die meisten fragen kann mein beitrag beantworten, aber deine persönlichen, dich betreffenden fragen möchte ich spezifizieren
nein, du MUSST da nicht weg, und wenn du es nicht glauben willst, es dir also sehr sehr wichtig ist (und so ist es ja denke ich) bleibt immer der Weg des Kämpfens. der ist beschwerlich aber machbar. Dann musst du aber nicht über anpassung gehen sondern über andere wege.
mir fiele da offensive herzlichkeit ein. du kannst die leute einladen, an deinem leben teil zu haben. (Grillfeiern, Kräuterwanderungen anbieten, was dir einfällt), und du kannst freundlich auf sie zugehen und sie so irritieren. und zwar so, das sie es bemerken. alten leuten helfen (einkäufe erledigen, haushalts- oder gartenhilfe etc), mit Kindern ein Projekt starten, stets höflich und zuvorkommend sein etc.
allerdings musst du dabei mit verwundungen rechnen. Wer sich öffnet macht sich auch verletzbar (darum ist vertrauen so wichtig). Und du darfst die macht der prägung nicht unterschätzen. wenn die meinungen über dich denen du dich gegenübersiehst stets gleich negativ bleiben, können sie in dir eine urangst vor dem verlust auslösen. sie können dich auch verbittern oder ganz andere, sehr miese veränderungen an deiner persönlichkeit auslösen, denn der mensch definiert sich zu einem Teil immer aus seiner wirkung auf andere. Im kontakt zu anderen erproben wir unsere Meinungen, einstellungen und wesensarten. das ist normal und im vertrauensvollen umgang sogar gut. aber in einem "kranken" umfeld kann genau dieses gute System der menschlichen psyche auch gegenteilig wirken. bedenke das und behalte es im Auge, denn ich würde ungern sehen, das du den Kampf verlierst.
Wenn es garnicht geht, und du keinen weg siehst deine situation zu ändern da wo du bist -und NUR dann- würde ich dir allerdings wirklich raten entweder gleichgesinnte an den Ort zu holen wo du bist (was allerdings die reaktionen deiner umwelt noch verschärfen kann und eventuell irgendwann die ordnungsmacht des Systems auf den Plan ruft... nur um es zu erwähnen) oder einen anderen Ort suchen.... so leid es mir für dich tut, aber so stellt es sich mir dar...
Verbrauche dich nicht an anderen, die deiner guten Seele nicht wert sind (durch ihre eigene wahl und feigheit), denn du läufst gefahr, dich zu verlieren. und jeder "freie" Mensch, der verloren oder ins System zurückgeht ist ein tragischer, unendlich schmerzlicher verlust.
Ich wünsche dir, das du deine probleme zu deiner eigenen zufriedenheit lösen kannst, von ganzem herzen, und ich habe (weis nicht ob es gewünscht war) dich auch in meine gebete eingeschlossen und werde das gerne wieder tun. Vergiss es nie: DU bist frei, du hast einen Sieg davongetragen, der mit heldenhaft heruntergespielt ist, denn du hast das System besiegt. Dir ist also vieles möglich, was andere für unmöglich oder unvorstellbar halten. Mache von der Kraft deines Herzens gebrauch und fürchte nichts, dann kann nichts dich zerbrechen und niemand dich niederringen.
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